Die Solidarwerkstatt Österreich unterstützt die Lohnforderungen der Gewerkschaft PROGE von plus 10,6% für den Metall-Kollektivvertrag. Auch die Erhöhung der Mindestlöhne auf 2000 Euro ist angesichts der hohen Teuerung ein Gebot der Stunde.


Die im Leitindex der Wiener Börse gelisteten ATX-Unternehmen haben im vergangenen Jahr die 10-Milliarden Euro-Gewinnschwelle überschritten. Die Gewinne haben sich nicht nur gegenüber dem Corona-Jahr 2020 verdoppelt, sie liegen auch rund 20% über dem Vorcorona-Jahr 2019. Mehr als 3,5 Milliarden wurden 2021 an die Aktionäre an Dividende ausgeschüttet. An der Spitze dabei steht die Lenzing AG, dort wird sogar mehr als der 2021 erwirtschaftete Gewinn (104,7 %) ausgeschüttet. Erste Zahlen zeigen, dass 2022 diese Gewinnausschüttung des Vorjahrs noch übertroffen werden wird. (Quelle: AK-Dividenden-Report, Mai 2022).

Angesichts der Teuerung und den hohen Gewinnen und Gewinnausschüttungen ist es mehr als gerechtfertigt, dass es nun auch bei den Lohnerhöhungen „rascheln“ muss. Die Solidarwerkstatt Österreich unterstützt daher die PROGE-Forderung von Plus 10,6% für den Metall-Kollektivvertrag. Kräftige Lohnerhöhungen sind umso wichtiger, als über einen längeren Zeitraum betrachtet, die Löhne und Gehälter in Österreich seit dem EU-Beitritt vom Wachstum der Wirtschaftsleistung weitgehend abgekoppelt worden sind, während sie davor jahrzehntelang mit der Produktivität mitgewachsen sind (sh. Grafik).

Grafik BIP Loehne

2000 Euro Mindestlohn sofort!

Laut Einkommensbericht des Rechnungshofes lag das mittlere ArbeiterInnen-Einkommen (Median) inflationsbereinigt im Jahr 2019 um 7% unter dem des Jahres 1998. Besonders schlecht hat sich die die Situation für die niedrigen Lohneinkommen entwickelt. Das unterste Zehntel (1. Dezil) der ArbeiterInnen-Einkommen lag inflationsbereinigt 2019 um 39 Prozent unter dem des Jahres 1998 (sh Grafik).

Grafik erstes Dezil

Hier spiegelt sich in hohem Ausmaß die Ausbreitung von prekären Beschäftigungsverhältnissen, vor allem von Teilzeitarbeit, wider. Derzeit verdienen noch rund 180.000 unselbständig Beschäftigte für Vollzeit weniger als 1.700 Euro brutto. Die sofortige Anhebung der Mindestlöhne auf 2.000 Euro brutto muss daher ebenfalls ein zentrales Ziel der Herbstlohnverhandlungen sein. In Niedriglohnbranchen wie etwa dem Reinigungsgewerbe, in dem vor allem Frauen arbeiten, verdienen 99% der Beschäftigten noch weniger als 2000 Euro brutto. Die Solidarwerkstatt Österreich hat daher die Forderung, die Mindestlöhne sofort auf 2.000 Euro sofort zu erhöhen, bei den Gewerkschaftsdemonstrationen am vergangenen Samstag besonders betont (sh. Foto oben). Denn gerade Menschen mit niedrigen Einkommen trifft die hohe Teuerung hart.
(20.9.2022)