Österreichs Beitrag zum World Food Programme der UNO ist beschämend niedrig. Im Vorjahr bewegte es sich auf dem Niveau von Sierra Leone. Das deutliche kleinere Dänemark zahlt an die Welthungerhilfe des 25-fachen Beitrags Österreichs. Gerade angesichts der Coronakrise droht derzeit eine enorme Hungerkrise. Interview mit Andreas Schütz, der eine Petition an Bundeskanzler und Außenminister gestartet hat, damit Österreich endlich einen fairen Beitrag für den Kampf gegen den Hunger leistet. Bitte unterstützen!

Was ist das World Food Programme?

Andreas: Das World Food Programme ist eine Organisation der UNO, die Menschen während Hungerkrisen mit lebensrettenden Mitteln versorgt und darüber hinaus deren Ernährungssicherheit erreichen möchte. Im letzten Jahr, 2019, wurde 97 Millionen Menschen geholfen. Finanziert wird das World Food Programme teils durch Privatspenden, vor allem aber auch durch Beiträge diverser UN-Staaten.

Wie hoch ist der Beitrag Österreichs zum World Food Programme?

Andreas: Der Beitrag Österreichs ist generell unfassbar niedrig. Im Jahr 2019 lag er mit 4,8 Millionen Euro unter dem von Sierra Leone, einem afrikanischen Kleinstaat. [1] Und dieses Jahr, während sich weltweit die Ernährungslage aufgrund der Coronakrise weiter zuspitzt, wurden gar erst etwas über 2,2 Millionen Euro geleistet. [2]

Wie ernst ist die Situation aufgrund von Corona?

Andreas: Das World Food Programme warnt seit Monaten, dass sich Hungerkrisen in massivem Ausmaß anbahnen. Im Juli wurde angekündigt, dass die notwendige Hilfeleistung jedes bisher gekannte Maß sprengen werde.

„270 Millionen Menschen sind vom Verhungern bedroht und brauchen unseren Hilfe heute mehr als jemals zuvor“, heißt es in einer aktuellen Aussendung. In Nigeria verdienen 80 % der Familien aufgrund der Pandemie weniger Geld als zuvor. Besonders bedroht ist unter anderem wieder der Jemen, ein Land, das bereits kriegsgebeutelt ist. Konflikte und Instabilität werden durch die Hungerkrise befeuert. „Wir müssen handeln und wir müssen handeln, bevor der Damm bricht“, heißt es im Wortlaut. [3]

Was bedeutet das für Österreich?

Andreas: Länder wir Österreich haben aufgrund ihrer Ressourcen die sofortige moralische Pflicht zu helfen. Das verlangt das Menschenrecht auf Leben. Dänemark ist wesentlich kleiner als Österreich, leistet aber 2020 bereits einen 25-fach so hohen Beitrag. Für unsere Regierung sollte das das Mindestmaß sein, an dem sie sich orientieren muss. Wenn die Mittel nicht sofort auf diesen Beitrag erhöht werden, wird bewusst zugelassen, dass Menschen sterben.

Dabei hat Bundeskanzler Sebastian Kurz in Interviews im Hinblick auf seine Flüchtlingspolitik regelmäßig betont, „Hilfe vor Ort“ leisten zu wollen. Hier ist davon aber nichts zu sehen. [4]

Gibt es nicht auch eine Verpflichtung Österreichs im Rahmen der Vereinten Nationen zur Hilfeleistung?

Andreas: Ja, Österreich hat sich wie andere Industriestaaten im Rahmen der Vereinten Nationen verpflichtet, 0,7 Prozent des Bruttonationalprodukts für die Entwicklungszusammenarbeit und Katastrophenhilfe zu verwenden. Real bezahlt Österreich viel weniger als die Hälfte davon. [5] Dazu kommt, dass ein Teil der angegebenen Ausgaben im Inland bleiben. Hier wird klar, dass wir hinter unserer Selbstverpflichtung weit zurückbleiben. Leider hat dieser Verstoß aber keine weiteren Konsequenzen, weshalb wir als Zivilgesellschaft die Initiative ergreifen müssen.

Was kann man tun, um sich für einen fairen Beitrag Österreichs einzusetzen?

Andreas: Ich habe eine Petition gestartet, in der ich  Bundeskanzler Sebastian Kurz und Außenminister Alexander Schallenberg dazu auffordere, sich endlich am Beitrag Dänemarks zu orientieren. Diese kann jederzeit unter folgendem Link unterschrieben werden: https://mein.aufstehn.at/p/wfp

Bitte die Petition auch weiterverbreiten – im Freundeskreis, auf Facebook, Whatsapp etc. Zeigen wir, dass wir viele sind, die diese massive Ungerechtigkeit nicht länger tolerieren. Darüber hinaus können wir den Druck durch individuelle Briefe an die Entscheidungsträger erhöhen.

[1] https://www.wfp.org/funding/2019
[2] https://www.wfp.org/funding/2020
[3] https://insight.wfp.org/world-must-step-up-not-back-to-avoid-coronavirus-induced-hunger-pandemic-a745944bc9e9
[4] https://kurier.at/politik/ausland/kurz-warnt-vor-einem-grenzsturm/400775153
[5] https://www.entwicklung.at/ada/oeffentliche-entwicklungshilfeleistungen