Ich will heute eine starke Frau vorstellen, eine Ausnahmeerscheinung in der – in Afrika wie anderswo auch – meist männerdominierten Geschichte. Sie wirkte im heutigen Kongo-Brazzaville, unter den Téké (1).
Beginnen wir mit dem Gebet, das alle ihre UntertanInnen auswendig rezitieren konnten. Nkoué-Mbali ist ein hermaphroditischer Geist, der über das Téké-KönigInnenreich wacht.
Der Blick Nkoué-Mbalis ruht auf uns. Wenn wir recht handeln, wird Nkoué-Mbali uns belohnen, wenn wir hingegen Unrechtes tun, wird der Zorn Nkoué-Mbalis uns treffen.
Ich verneige mich vor dem König und der Königin, die Nkoué-Mbali auf Erden vertreten, ich schulde ihnen Gehorsam und Respekt, ich habe die von Nkoué-Mbali aufgestellten Prinzipien und ihre Lehren zu befolgen, dann werde ich auf immer gesegnet sein.
Mir ist bewusst, dass ich, wenn ich schwindle, den Verstand verliere, Nkoué-Mbali wird sich von mir abwenden, ich muss mich ein Leben lang gut benehmen, um in den Genuss ihrer Gnade zu kommen.
Ich muss zunächst auf meine eigenen Kräfte zählen und es vermeiden, die Hunde meines Schwagers auszuborgen, um auf die Jagd zu gehen, sonst wird er als Gegenleistung von mir Gefallen reklamieren als sein Recht, weil ich mich seiner Hunde bedient habe.
Um Maniok besser zu säen, muss ich die Zeit für die Saat kennen, denn es sind die, die am besten Bescheid wissen und rechtzeitig säen, die ein Recht auf eine gute Ernte haben.
Ich darf keinen Ehebruch begehen, um zu vermeiden, Schande und Unehre über meine ganze Familie zu bringen.
Ich darf nicht töten, denn Töten bedeutet Des-Lebens-Berauben. Nkoué-Mbali wird es mir nicht verzeihen. Ich muss vermeiden, mir die Hände mit menschlichem Blut zu beschmutzen, denn es ist das einzige Element, das die Energie befördert, die unerlässlich ist, um Nkoué-Mbalis Lehren umzusetzen und hochzuhalten.
Ich werde meinen König und meine Königin ehren, die einzigen Inkarnationen Nkoué-Mbalis auf Erden.