Rede von Dalia Sarig-Fellner, Aktivistin der jüdischen Initiative "Not in our name" bei der Kundgebung "From the river to the sea all people will be free" am 1. März in Linz.

"From the river to the sea – Palestine will be free." - Mit diesem Satz wird die Freiheit von der gegenwärtigen Realität 

•    des Siedlerkolonialismus, 
•    der Besatzung und 
•    der Apartheid 

zugunsten gleicher Menschenrechte und Freiheit für alle im historischen Palästina gefordert. Der Satz ist ein Aufschrei für:

•    Freiheit der Palästinenser die unter einem Apartheidregime in der Westbank leben!
•    Freiheit der Palästinenser die in Gaza gerade ermordet werden!
•    Freiheit der Palästinenser die israelische Staatsbürger sind und die in allen Bereichen ihres Lebens unterdrückt und diskriminiert werden.
•    Und auch Freiheit der jüdische Israelis, denn Menschen die andere Menschen unterdrücken sind nicht frei bis sie aufhören zu unterdrücken.  

„From the River to the Sea – palestine will be free“ – dieser Satz ist weder antisemitisch noch ein Aufruf zur Vertreibung oder Vernichtung jüdischer Israelis. Im Gegenteil er ist die Antwort auf die israelischen Bestrebungen nach einem Großisrael from the river to the sea. Diese Bestrebungen sind nicht nur Forderungen, wir alle sind Zeugen der Umsetzung dieser Bestrebungen im gesamten Gebiet „from the river to the sea“: Hier das Zitat aus dem Programm der Likud Partei:  „Das jüdische Volk hat ein exklusives und unerschütterliches Recht auf alle Gebiete von Eretz Israel.“ – Erez Israel bezeichnet das historische Israel, „from the river to the sea“. 

Das Bekenntnis zu Großisrael wurde 2018 in den „Grundgesetzen“ des israelischen Staates verankert, als die Knesset das „Nationalstaats-Gesetz verabschiedete in dem es heisst, dass das Recht auf nationale Selbstbestimmung in Palästina „einzigartig für das jüdische Volk ist“.

Der israelische Energieminister Eli Cohen schreibt vor Kurzem auf X, „From the river to the sea, there will be one state: The State of Israel.“
Diesen Aussagen setzen wir entgegen: From the River tot he Sea – Palestine will be free! Und Wir lassen uns diesen Schrei nach Freiheit nicht verbieten! Von keiner Regierung!

Zu dem Vorwurf dieser Satz sei antisemitisch nehmen zwei israelische jüdische Historiker – Amos Goldberg und Alon Confino wie folgt Stellung: 
Die Bezeichnung des Slogans als „antisemitisch“ ist ein Versuch der israelischen, deutschen, österreichischen und anderen Regierungen, die Existenz des palästinensischen Volkes und seine Verbindung zu Palästina zu leugnen, die Besatzung und Unterdrückung zu verfestigen und den Schrei nach Freiheit und nach Recht zum Schweigen zu bringen. 
Die Jerusalemer Erklärung zum Antisemitismus die von weltweit führenden Wissenschaftern unterschrieben wurde, und eine Alternative zur weithin – leider auch in Österreich - akzeptierten IHRA-Definition von Antisemitismus ist, gibt an, es ist „nicht per se antisemitisch, Regelungen zu unterstützen, die allen Bewohner:innen‚ zwischen dem Fluss und dem Meer volle Gleichberechtigung zugestehen, ob in zwei Staaten, einem binationalen Staat, einem einheitlichen demokratischen Staat, einem föderalen Staat oder in welcher Form auch immer.“
  
Die israelische Menschenrechtsorganisation B’Tselem veröffentlichte im Januar 2021 einen Bericht mit dem Titel: „Ein Regime jüdischer Vorherrschaft vom Jordan bis zum Mittelmeer: Das ist Apartheid."

Der Generalverdacht unter dem Palästinasolidarische Menschen stehen wenn sie „Ein freies Palästina from the river to the sea fordern, muss ein Ende haben. 
Die Auflösung von Demonstrationen wenn der Satz „from the river to the sea“ gesagt wird, muss ein Ende haben. 
Und die Einschüchterung durch die strafrechtliche Verfolgung wenn der Satz „From the River to the sea erwähnt wird“ muss ein Ende haben.

From the river to the sea – all people will be free!