99% der alljährlich 20.000 bis 40.000 durch Pestizide verursachten Todesfälle ereignen sich in Afrika, Asien und Lateinamerika. Günther Lanier beschäftigt sich mit den giftigen Praktiken der Agro-Chemie-Konzerne.
Profit hat Vorrang. Für Unternehmen sowieso. Und für Regierungen detto – die müssen ja darauf schauen, dass das ökonomische Werkl läuft wie geschmiert. Das braucht insbesondere gefügige und billige Arbeitskräfte, die wir notfalls – weil sie “systemrelevant“ sind – auch in Corona-Zeiten per Sonderflügen einfliegen. Dass die Teilhabe am kapitalistischen Arbeitsprozess nur für die KapitaleignerInnen und die mit ihnen Assoziierten gesundheitsfördernd ist, wissen wir seit Langem.
Auf der Basis kollektiven, insbesondere gewerkschaftlichen Widerstands sind in der Satten Welt Regeln eingeführt worden, die den UnternehmerInnen gewisse Schranken auferlegen beim Mehrwertabschöpfen. Dazu gehören insbesondere den Arbeitsprozess selbst regulierende Gesetze, zudem auch dem VerbraucherInnenschutz dienende Vorschriften, was alles in Produkten drinnen sein darf – und was nicht.
Solcher Schutz gilt aber mitnichten für alle. Schon die eigenen StaatsbürgerInnen müssen oft darum raufen, dass ihre Rechte respektiert werden, AusländerInnen kommen nicht einmal theoretisch in den Genuss solcher Rechte. Gegenüber osteuropäischen, “systemrelevanten“ Schlachthof-ArbeiterInnen hat Deutschland soeben einen wunderbaren Beweis für diese Aussage geliefert[1]. Diesseits aller Corona-Geschichten handelt mein heutiger Artikel von der krassen Ungleichbehandlung von PestizidkundInnen in der Satten und der Dritten Welt. Manch gefährliches Gift, das in der EU verboten ist, wird anderswohin exportiert[2]. Offenbar sind die BewohnerInnen des “Globalen Südens“ einfach nicht so sehr Menschen wie “wir“ – ist die einzige Schlussfolgerung, die mir dazu einfällt.
Ort der Handlung: Eastern Cape[3], Südafrikas Ostkap-Provinz[4]. Vor vier Wochen ging’s in meinem Artikel[5] um Xolobeni im Osten dieser Provinz, an der Wilden Küste. Heute dreht sich viel um das Nukakamma-Tal in ihrem Westen, der Fluss mündet 40 km östlich von Port Elizabeth ins Meer. Die Khoisan (oder KhoeSan) nannten ihn “grasiger Fluss“ (eben Nukakamma), weil seine Ufer immer grün waren, trotz der trockenen Lande, durch die er fließt. Später tauften ihn die englischen KolonisatorInnen Sundays River und die burischen Sondagsrivier und es soll sich um Südafrikas schnellstfließenden Fluss handeln. Der Höhenunterschied vom höchsten der Schneeberge (Sneeuberge), in denen er entspringt, und seiner Mündung 250 Kilometer weit weg beträgt 2.502 Meter.
An diesem Fluss, etwa 50 km vom Meer entfernt, hatte James Somers Kirkwood 1877 eine Vision. Der Port Elizabeth-Bewohner, seines Zeichens Auktionator, war gekommen, um das Gouwernements Belooning-Landgut zu versteigern. Doch der Fluss war über die Ufer getreten und hinderte ihn daran, den Ort seiner Bestimmung zu erreichen. So stieg er auf einen Hügel. Von dort hatte er einen Blick über das ganze Tal, damals nichts als wildes Buschland. Doch was er “sah“, war ein Tal voller bewässerter Felder mit Obstbäumen. Die Ernte, dachte er, könnte mit Booten den Fluss hinunter und dann die Meeresküste entlang nach Port Elizabeth gebracht werden.
Kurz darauf kaufte er Gouwernements Belooning (auf Afrikaans bedeutet das “Regierungsbelohnung“) und ein paar andere Bauernhöfe in der Umgebung und schuf die Aktiengesellschaft Sundays River Land and Irrigation Company sowie das Dorf Bayville. Er machte Werbung für seine Idee, sein Unternehmen – doch niemand wollte Aktien kaufen. Nicht, dass das Projekt uninteressant gewesen wäre, aber es war die Zeit des großen Kimberley-Diamantenrausches[6]. Schlechtes Timing. Kirkwood starb 1889, ein (auch finanziell) gebrochener Mann.
Vielleicht war Kirkwood – wie VisionärInnen oft – seiner Zeit voraus. Denn im 20. Jahrhundert wurde das Bewässerungsprojekt Wirklichkeit. Auf dem Gouwernements Belooning-Landgut wurde die 1912 gegründete Stadt ihm zu Ehren Kirkwood genannt. Posthum war er also überaus erfolgreich.
Das Sundays River Valley[8]-Bewässerungsprojekt der frühen 1920er war vor allem für britische SiedlerInnen mit wenig Landbesitz (bis 3 ha) gedacht. Der Mentz-Stausee und ein Kanalsystem sorgten für die Bewässerung[9].
Heute vermeldet die Gemeinde Sunday's River Valley stolz, dass ungefähr ein Viertel der südafrikanischen Navel-Orangen und die Hälfte der südafrikanischen Zitronen im Sunday’s River Valley produziert werden. Allein der Orangenexport soll mehr als 1 Mrd Rand (derzeit 50,7 Mio. Euro) an Einnahmen generieren. Andere landwirtschaftliche Produkte sind Gemüse, Erdäpfel, Mais, Weizen, Zichorie, Blumen und das mir unbekannte Raigras (lolium perenne).
Die Landwirtschaft sorgt für ein knappes Drittel des Bruttogemeindeproduktes[10] und für knapp die Hälfte der Beschäftigung. Einen nicht unwesentlichen Beitrag zu den beiden Größen leistet auch der Ökotourismus[11]. Dieser sollte wohl besser nicht erfahren, was in den Citrus-Plantagen des Sunday’s River Valleys vor sich geht.
Im Sunday’s River Valley liegt nämlich eine der drei Zitrus-Farmen, die die AutorInnen der Pestizid-Studie[13] für ihre südafrikanischen[14] Feldforschungen besucht haben, die Panzi-Zitrusfarm[15].
Schauen wir uns zunächst kurz den Agrarchemie-Weltmarkt an.
Seit der 2018er Übernahme des wegen seines genetisch modifizierten Saatguts und des Herbizids Glyphosat verschrienen US-amerikanischen Multis Monsanto, ist der deutsche Multi Bayer AG Nummer 1 auf dem Welt-Saatgutmarkt und hinter Syngenta[16] Nummer 2 auf dem Welt-Pestizidmarkt. Auch BASF hat von der Bayer-Monsanto-Fusion profitiert – nach dem Aufkauf von Geschäftssparten, die Bayer aus kartellrechtlichen Gründen abgeben musste, ist BASF weltweit zur Nummer 3 der Agrarchemieunternehmen geworden. Was Pestizide betrifft, ist Deutschland hinter China mit 4,3 Mrd USD[17] der zweitwichtigste Exporteur, noch vor den USA (von wo aus ein Teil der Exporte auch “deutsch“ sind, seit Bayer Monsanto gekauft hat)[18].
Was an Agrargiften in der Satten Welt verbraucht wird, hat oft wenig mit dem zu tun, was in der Dritten Welt “konsumiert“ wird. So betreffen 99% der alljährlich 20.000 bis 40.000 durch Pestizide verursachten Todesfälle Afrika, Asien und Lateinamerika. Darüber hinaus wird die Zahl der Menschen, die alljährlich weltweit wegen akuter Pestizidvergiftungen medizinische Behandlung brauchen, auf 3 Millionen geschätzt, die der weniger akuten Vergiftungen auf rund 25 Millionen[19].
Was die deutschen Exporte betrifft, so “hat eine Recherche des Pestizid Aktions-Netzwerks (PAN) ergeben, dass 2017 aus Deutschland 62 Pestizidwirkstoffe exportiert wurden, die als hochgefährlich einzustufen sind (…) – mehr als ein Viertel aller exportierten Wirkstoffe. Neun dieser exportierten, hochgefährlichen Wirkstoffe sind in der EU aufgrund ihrer Schädlichkeit nicht genehmigt.“[20] “36,7 Prozent der 2018 von Bayer weltweit verkauften Wirkstoffe und 24,9 Prozent der BASF-Wirkstoffe sind laut PAN-Definition hochgefährlich.“[21]
Innerhalb Afrikas nimmt Südafrika sowohl beim Verbrauch, als auch bei den Importen eine dominante Stellung ein. Sein Anteil am Agrarchemiemarkt betrug zuletzt gut ein Drittel (35%). Abgeschlagen folgen Ägypten, Algerien, Côte d’Ivoire, Ghana, Kenia, Marokko und Nigeria[22].
Wobei freilich bei den Agrarchemie-Multis die Übergänge zwischen inländischer Produktion und Grenzen überschreitenden Transaktionen fließend ist. Sowohl Bayer als auch BASF sind mit Südafrika seit Langem im Geschäft – Deutschland hatte auch zu Apartheid-Zeiten wenig Berührungsängste mit dem südafrikanischen Regime – und so wird entweder von den eigenen Betrieben in Südafrika produziert oder diese bauen ihre eigenen Mischungen aus importierten Wirkstoffen zusammen oder es werden die Produkte fertig aus der Satten Welt eingeführt. Wie’s im konkreten Fall jeweils passt.
Obwohl Südafrika, was die Dritte Welt betrifft, sicher alles andere als ein Extrembeispiel ist, sind die Regeln dennoch viel weniger strikt als in der Satten Welt. So waren Anfang 2020 laut Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN) 497 Wirkstoffe in Südafrika registriert. 67 der in Südafrika registrierten Wirkstoffe waren in der EU nicht genehmigt, weitere 121 seien laut PAN “hochgefährlich“[24].
Dazu kommen die oben bereits angesprochenen Rechte der ArbeiterInnen. Diese sind schon in der Satten Welt oft schwer durchzusetzen, insbesondere wenn eineR aus einem Nicht-EU-Ausland oder einem ost- oder südosteuropäischen EU-Ausland kommt, wie Saisonarbeitskräfte in der Landwirtschaft sehr oft. Fundamentale Rechte der ArbeiterInnen werden in Südafrika tendenziell noch häufiger missachtet, durchaus auch von Unternehmen, die für den Weltmarkt produzieren. Eine auf der Auswertung von 300 Interviews beruhende Untersuchung im Weinsektor in den Provinzen Nord- und Westkap resümieren Benjamin Luig & Co folgendermaßen: “51 Prozent der befragten Arbeiterinnen gaben an, schon binnen 60 Minuten nach dem Sprühen von Pestiziden wieder auf den Feldern zu arbeiten. 66 Prozent der Arbeiterinnen erklärten, dass ihnen das Farmmanagement keinerlei Schutzkleidung zur Verfügung stellt. 73 Prozent der Landarbeiterinnen gaben an, dass ihnen Risiken im Zusammenhang mit der Ausbringung von Pestiziden nicht erklärt worden sind“[25]. Wobei sehr oft zwischen ChefInnen und ArbeiterInnen die alte Rassengrenze verläuft… “Noch Anfang der 1990er Jahre war es im Westkap üblich, dass Farmarbeiter*innen beim Besprühen von Obstplantagen aus dem Flugzeug als lebendige Markierungen auf den Feldern standen.“[26]
Jetzt aber zu den Citrus-Plantagen.
Auf der Farm Nuwelande[27] werden 45 ArbeiterInnen fix und 70 saisonal beschäftigt, Letztere kommen vor allem aus Simbabwe. Auf der Farm werden das Herbizid Treevix/Wirkstoff Saflufenacil verwendet, das in der EU nicht genehmigt ist. Zum Einsatz kommen dieses und andere Herbizide in Kombination mit Dash/Wirkstoffe Methylester, Oxiran und Naphtalin. Dieses “Beimittel“, das auch in der EU zur Anwendung kommt, verstärkt die Wirkung der anderen Herbizide und Fungizide. Es kann laut Produktbeschreibung schwere Augenschäden verursachen und kann beim Eindringen in die Atemwege sogar tödlich sein.
SaisonarbeiterInnen erhalten keine Masken und keine Schutzkleidung. Das Sprühen von Pestiziden findet auch statt, wenn nur eine Baumreihe weiter SaisonarbeiterInnen am Arbeiten sind, womit praktisch sichergestellt wird, dass sie die Chemikalien einatmen. Kein Wunder, dass Beschäftigte über Kopfschmerzen und Juckreiz im Gesicht und an den Armen berichten.
Die Trinkwasserversorgung ist ein weiteres Problem. “Ein Teil der Arbeiter*innen auf der Farm und ihre Familien beziehen ihr Trinkwasser aus einem kleinen Stausee, unmittelbar neben der Plantage, auf der Pestizide regelmäßig ausgebracht werden. Die Dash-Produktbeschreibung betont, dass das Mittel für Wasserorganismen giftig ist und sie langfristig schädigt.“[28]
Auf der Hillside-Zitrusfarm[30] arbeiten 21 fix und 50 saisonal angestellte ArbeiterInnen. Auch dort wird das Herbizid Treevix eingesetzt, auch dort wird gleichzeitig gesprüht und in unmittelbarer Nähe gearbeitet. Als eines Tages ein Traktorfahrer Pestizide ausbrachte – die Traktoren haben offene Fahrerkabinen – trieb ihm ein plötzlicher Windstoß das Gift direkt ins Gesicht. Der Manager der Hillside-Zitrusfarm weigerte sich, ihn ins Krankenhaus zu fahren, er musste auf die Rettung warten. Wer den Schaden hat – eine akute Lungenvergiftung, die mehrere Wochen Krankenhausaufenthalt erforderlich machte –, braucht für den Spott nicht zu sorgen: Ab sofort wurde er nur mehr saisonal beschäftigt.
Die Panzi-Zitrusfarm in Kirkwood ist größer als die beiden anderen. Hier sind 60 ArbeiterInnen fix und 140 saisonal angestellt. Auf der Farm wird unter anderem das Insektizid Hunter 24 mit dem in der EU nicht genehmigten Wirkstoff Chlorfenapyr verwendet. “Er gilt als gesundheitsschädlich beim Verschlucken, giftig beim Einatmen und als sehr giftig für Wasserorganismen.“[31] Doch das Mischen der Substanzen gehört zur Arbeit und dabei kommt es nolens volens zum Einatmen der Substanzen.
Doch den ArbeiterInnen wird eine jährliche Vorsorgeuntersuchung zugestanden. In der Folge werden ihnen die Resultate dieser Untersuchung zwar vorenthalten, aber sie werden mündlich informiert, dass alles in Ordnung ist.
Was kann sie da stören, dass es “in Wirklichkeit“ durch das Arbeiten mit Pestiziden sehr wohl zu Erkrankungen kommt und dass zwei Mal ArbeiterInnen so schlecht beieinander waren, dass sie vom Umgang mit Pestiziden entbunden werden mussten?
Hier ein Überblick über die von BASF und Bayer in Südafrika vertriebenen, in der EU nicht genehmigten Pestizid-Wirkstoffe – (erste vier BASF, die sieben danach Bayer)[32]:
Doch in Wirklichkeit verhält sich alles ganz anders, zumindest in der Wirklichkeit, die zählt (weil sie Milliarden verdient) [33]
Dass sich die Produkte von Bayer & Co in verschiedenen Teilen der Welt unterscheiden, liegt daran, dass sich die angebauten Pflanzen und das Klima unterscheiden. So braucht es jeweils an die Umgebung angepasste Wirkstoffe, um Unkraut und schädliche Insekten effizient zu bekämpfen. Und aus diesem Grund sind viele Wirkstoffe gar nicht einer EU-Prüfung unterzogen worden[34].
In diesem letzten Punkt mogelt allerdings jemand, sind doch durchaus auch Produkte auf dem südafrikanischen Markt, die in der EU früher einmal genehmigt waren, dann jedoch wegen neuer Erkenntnisse zu ihren Risiken für Mensch und Natur verboten worden waren (für Beispiele siehe die Tabelle).
Auch sind die Produkte von BASF & Co sicher, solange sie korrekt eingesetzt werden[35].
Eine solche “sichere Anwendung“, auf der die Marktzulassung gründet, scheitert leider immer wieder an der Praxis. Dass ebendiese “sichere Anwendung“ in keinster Weise gewährleistet werden kann, ist sowohl den für Zulassung und Aufsicht zuständigen Behörden als auch den Agrarchemie-Multis zur Genüge bekannt.
Und als hätten sie des Guten noch nicht genug getan, legen die Agrarchemie-Multis noch nach:
Mitte 2019 hat Bayer versprochen, nur solche Pestizide in den Ländern der Dritten Welt zu vertreiben, die über die lokalen Standards hinaus außerdem die Standards einer “Mehrheit der führenden Zulassungsbehörden“ erfüllen. Damit seien Behörden der USA, Kanadas, Brasiliens, der EU, Australiens, Neuseelands, Japans und Chinas gemeint. Und BASF erklärte auf seiner Webseite, Hand aufs Herz: “Wir versprechen, niemals Kompromisse bei der Sicherheit einzugehen – von der Produktion bis hin zum Umgang mit unseren Produkten.“[36]
Und freilich:
Wir könnten die Menschen im EU-In- und -Ausland einfach gleich behandeln. Schutzbestimmungen für die einen könnten automatisch auch für die anderen gelten. In Frankreich wurde im Oktober 2018 ein Gesetz beschlossen, “das die Herstellung, Lagerung und die (globale) Vermarktung von Pestizidprodukten verbietet, die Wirkstoffe enthalten, die in der EU aus Gründen des Umweltschutzes sowie des Schutzes von menschlicher und tierischer Gesundheit nicht genehmigt sind.“[37]
Auch unter kapitalistischen Bedingungen ist Derartiges also durchaus möglich. Auch wenn der Widerstand der Agrarchemie-Lobby beträchtlich war. Der Verfassungsgerichtshof lehnte es in einem Entscheid von 2019 ab, das Inkrafttreten des Gesetzes zu verzögern und so sollte es nun bald einmal in Kraft treten: 2022. Naja – sehr viel besser als (das deutsche) nichts.
Auch wenn wir wissen, dass wir gegen die Realität anwünschen, da es sich ja um Weinbau für den Weltmarkt handelt: Hier zum Abschluss noch ein Foto von einer Landschaft, der wir wohl alle wünschen, dass sie nie unter Herbiziden oder Pestiziden oder sonst welchen Giften leiden möge.
Günther Lanier, 17.5.2020
Der Autor lebt seit 2002 in Burkina Faso und hat im guernica-Verlage zwei Bücher herausgebracht: "Land der Integren - Burkina Fasos Geschichte, Politik und seine ewig fremden Frauen" (2017) und "Afrika. Exkursionen an den Rändern des Weltsystems" (2019).
[1] Siehe German Foreign Policy, Bleibende Schäden (II). Desaströse Lebensbedingungen osteuropäischer Schlachthofarbeiter in Deutschland führen zu massenhaften Infektionen mit dem Covid-19-Virus, Berlin 12.5.2020, https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8272/.
[2] Anstoß zu meinem heutigen Artikel lieferte ein German Foreign Policy-Artikel: German Foreign Policy, Profitable Pestizide. Bayer steigert seinen Quartalsgewinn - dank Corona-Hamsterkäufen und dank des Verkaufs hochgefährlicher Pestizide im globalen Süden, Berlin 29.4.2020, https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8259/. Dort wird insbesondere die Studie “Gefährliche Pestizide von Bayer und BASF – ein globales Geschäft mit Doppelstandards“ referiert. Während German Foreign Policy auf Bayer fokussiert, steht für mich Südafrika im Zentrum. Meine Hauptquelle ist somit: Benjamin Luig, Fran Paula de Castro, Alan Tygel, Lena Luig, Simphiwe Dada, Sarah Schneider, Jan Urhahn, Gefährliche Pestizide von Bayer und BASF – ein globales Geschäft mit Doppelstandards, Aachen etc. (Campanha Permanente Contra os Agrotóxicos e Pela Vida, INKOTA-netzwerk, Khanyisa, Misereor, Rosa-Luxemburg-Stiftung) April 2020, herunterladbar z.B. auf https://webshop.inkota.de/node/1605.
[3] Eastern Cape ist mit 168.966 km2 fast genau doppelt so groß wie Österreich und hat etwas weniger EinwohnerInnen.
[4] Das dem Artikel vorangestellte Foto zeigt Langkloof, Eastern Cape, Foto von NJR ZA am 14.12.2009, von der R62 zwischen Joubertina und Avontuur Richtung Norden aufgenommen, zugeschnitten von GL, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Langkloof-001.jpg.
[5] Günther Lanier, Xolobeni. Game, Set und hoffentlich auch Match: Amadiba Community! Radio Afrika TV 15.4.2020, https://www.radioafrika.net/2020/04/15/xolobeni/.
[6] 1869 fand ein Schäfer in der Nähe von Kimberley in der Nordkap-Provinz den später “Star of South Africa“ genannten, 47,69-karätigen Diamanten, der den Kimberley-Diamantenrausch auslöste.
[7] Ich habe leider von den Sundays River-Citrus-Plantagen kein gemeinfreies Foto gefunden, weder aus der Vergangenheit, noch von der Gegenwart. Hier eines von neun Jahre nach Kirkwoods Tod, aus Kuba. Foto aus William Jared Clark, Commercial Cuba. A book for business men, NYC (Charles Scribner's Sons) 1898, British Library HMNTS 010480.g.1, leicht überarbeitet (insbesondere Gelbstich entfernt) von GL, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:CLARK(1899)_Cuba_p577_-_ORANGE_PLANTATION.jpg.
[8] Nicht zu verwechseln mit dem Tal des 250 km langen Sundays River. Das Sundays River Valley erstreckt sich nur etwa 30 km von Kirkwood im Nordwesten bis Addo im Südosten. Letzteres ist bekannt für seinen Elefanten-Nationalpark (östlich von Addo).
[9] Der laut Wikipedia “Schriftsteller, Politiker, Bergbau-Finanzier und Pionier des Obstanbaus“ Percy Fitzpatrick, der das Sundays River Valley 1913 gesehen hatte und dem das Bewässerungsprojekt so gut gefiel, dass er die Balmoral-Farm dort kaufte, hat hierbei eine wesentliche Rolle gespielt. Siehe Roger Webster, At the Fireside: True South African Stories, Band 2, Cape Town (New Africa Books) 2001, p.43, teilweise zugänglich auf Google Books. Percy Fitzpatrick wurde 1931 am Lookout begraben – dem Aussichtspunkt, von dem aus Kirkwood 54 Jahre zuvor seine Vision hatte.
[10] Ich weiß nicht, ob es im Deutschen in der Ökonomie eine solche Größe gibt. Im Englischen ist der entsprechende Ausdruck Gross geographic product (GGP), kann also auf verschiedene Einheiten angewandt werden (Provinzen, Regionen, Gemeinden).
[11] Insbesondere ist das natürlich der Addo-Elefanten-Nationalpark, den jährlich circa 115.000 besuchen, die Hälfte davon aus Südafrika, die andere aus dem Ausland. Alle Daten aus dem generell sehr sorgfältig erstellten englischen Wikipedia-Artikel https://en.wikipedia.org/wiki/Sunday%27s_River_Valley_Local_Municipality, der sich aber teils wie ein Werbeprospekt liest.
[12] Wie bereits geschrieben und bedauert: keine gemeinfreien Fotos von Orangenplantagen im Sunday’s River Valley. Hier eine Orangenplantage des Kibbutz Na’an, Israel, Foto vom 30.9.1935 aus der National Photo Collection of Israel, Photography dept. Goverment Press Office, under the digital ID D18-032, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:THE_ORANGE_PLANTATION_OF_KIBBUTZ_NA%27AN._%D7%9E%D7%98%D7%A2_%D7%94%D7%AA%D7%A4%D7%95%D7%96%D7%99%D7%9D_%D7%91%D7%A7%D7%99%D7%91%D7%95%D7%A5_%D7%A0%D7%A2%D7%9F.D18-032.jpg.
[13] Wie oben erwähnt: Benjamin Luig, Fran Paula de Castro, Alan Tygel, Lena Luig, Simphiwe Dada, Sarah Schneider, Jan Urhahn, Gefährliche Pestizide von Bayer und BASF – ein globales Geschäft mit Doppelstandards, Aachen etc. (Campanha Permanente Contra os Agrotóxicos e Pela Vida, INKOTA-netzwerk, Khanyisa, Misereor, Rosa-Luxemburg-Stiftung) April 2020. Die 24 pdf-Seite sind z.B. auf https://webshop.inkota.de/node/1605 herunterladbar.
[14] Die Studie beansprucht globale Gültigkeit, in ihrem konkreten Teil handelt sie von Südafrika und Brasilien.
[15] Die Panzi Sitrus Plase CC liegt in Kirkwood selbst. Die anderen beiden sind die Farm Nuwelande und die Hillside-Zitrusfarm weiter nordwestlich.
[16] Syngenta hat seinen Sitz in der Schweiz, in Basel, gehört seit 2017 der ChemChina. Letztere hat Anfang 2020 ein Zusammengehen mit Sinochem angekündigt, die beiden Firmen wollten ihre Agrargeschäfte in einer neu einzurichtenden Holding namens Syngenta Group bündeln (https://www.reuters.com/article/us-chemchina-sinochem-syngenta/chemchina-sinochem-merge-agricultural-assets-syngenta-idUSKBN1Z40FZ). Ich nehme nicht an, dass das an der Dominanz von Bayer im Saatgutmarkt etwas ändern wird.
[17] Die rezentesten Zahlen sind von 2018.
[18] Benjamin Luig et al., a.a.O., p.3.
[19] Alle Daten von ebd., p.4. Die Daten stammen (Fußnoten 5 & 6) offenbar aus 1990 und den Folgejahren, rezentere gibt es angeblich nicht. Das ist zum einen skandalös (zeigt aber, wohin Forschungsinteresse orientiert wird), zum anderen fast schon unseriös. Die AutorInnen der Studie gehen jedenfalls von einer hohen Dunkelziffer aus.
[20] Ebd., p.2 stützt sich auf Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN) Germany, Giftige Exporte. Die Ausfuhr hochgefährlicher Pestizide aus Deutschland in die Welt, Hamburg 2019; https://ogy.de/9bz1.
[21] Ebd. beruft sich auf Public Eye und Unearthed (Greenpeace), Milliarden-Umsätze mit Pestiziden, die krebserregend sind oder Bienen vergiften, Zürich, Lausanne 2020; https://ogy.de/4hgq.
[22] Ebd., p.8.
[23] Pestizide kommen freilich nicht nur beim Anbau von Zitrusfrüchten, sondern auch bei Wein zum Einsatz. 50 km östlich des Tafelbergs: das Tokara-Weingut am Simonsberg, Stellenbosch, Western Cape, Foto Andrew Moir 12.5.2007, leicht zugeschnitten GL, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Pens_party_tokara_wine_estate_south_africa.jpg.
[24] Hier hat’s einen kleinen Schönheitsfehler: Diese ebd., p.10 wiedergegebenen Daten sind einem Oxfam-Artikel vom August 2019 entnommen: “Pestizide in Südafrika. Wein-Arbeiter*innen wehren sich mit Unterschriften aus Deutschland“, Oxfam Deutschland 29.8.2019, https://www.oxfam.de/ueber-uns/aktuelles/2019-08-29-pestizide-suedafrika-wein-arbeiterinnen-wehren-unterschriften. Die Gesamtzahl der registrierten Wirkstoffe wird sich in der Zwischenzeit jedoch kaum drastisch verändert haben.
[25] Benjamin Luig et al., a.a.O., p.11.
[26] Ebd.
[27] Ebd., pp.11f.
[28] Ebd., p.12.
[29] Naartjie ist der Afrikaans-Name von Mandarien. Naartjie-Baum im Eastern Cape, Foto von Myself am 10.8.2009, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Naartjie_Tree.jpg.
[30] Benjamin Luig et al., a.a.O., pp.12f.
[31] Ebd., p.13.
[32] Die Tabelle entspricht weitgehend der des Anhang 1 in ebd., p.20.
[33] In den folgenden kursiven und rechtsbündigen Passagen versuche ich, mich in Bayer & BASF hineinzuversetzen und für sie zu argumentieren.
[34] Ebd., p.5.
[35] Ebd., p.4.
[36] Ebd., p.18.
[37] Ebd., p.18. Es handelt sich um das LOI n° 2018-938 vom 30. Oktober 2018 “für ein Gleichgewicht der Handelsbeziehungen im Agrar- und Lebensmittelsektor und eine gesunde, nachhaltige, für alle zugängliche Ernährung“. Einsehbar auf https://www.legifrance.gouv.fr/affichTexte.do?cidTexte=JORFTEXT000037547946&categorieLien=id.
[38] Warwick-Weingut, Stellenbosch, 40 km Luftlinie östlich von Cape Town, Foto South African Tourism 12.4.2015, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Warwick_Wine_Estate,_Stellenbosch,_Western_Cape,_South_Africa_(20318614139).jpg.