Der Aktionsradius Wien veranstaltet im Mai 2018 einen Schwerpunkt zu "Kolonialismus und Imperialismus". Im dessen Rahmen findet am 7. Mai 2018 eine Buchpräsentation zu Burkina Faso und eine Fotoausstellung unter anderem mit Bildern von Petra Radeschnig aus der Zeit ihrer Arbeit in Burkina Faso statt.


Die Fotos sind im Jänner 2009 bei einem meiner vielen Besuche im 'Cour de Solidarité' in Paspanga, einem Stadtteil von Ouagadougou, entstanden. Ich habe einige Jahre in Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso in Westafrika, gelebt und während dieser Zeit – gemeinsam mit Günther Lanier, dem Autor des Buches 'Land der Integren. Burkina Fasos Geschichte, Politik und seine ewig fremden Frauen' – die sogenannten 'Seelenesserinnen' kennengelernt.

'Mangeuses d'âmes' werden jene, fast immer ältere Frauen bezeichnet, die der Hexerei beschuldigt und aus diesem Grund von ihren Dörfern und Familien verjagt werden. Meist werden ihnen unerklärbare Todesfälle oder Erkrankungen zur Last gelegt; wobei es oftmals schlicht darum geht, sozial unerwünschte Familien- oder Dorfmitglieder loszuwerden.

Für diese Frauen gibt es einige Zufluchtsstätten im Land. Der 'Solidaritätshof'' ist eine staatlich betriebene Einrichtung, allein, die Frauen müssen für ihr Überleben dazuverdienen. Etwa – wie auf einigen Fotos sichtbar – mit dem Spinnen von Rohbaumwolle.

Alle Fotos zeigen den Alltag des (erzwungenen) Zusammenlebens: Wäsche waschen, Baumwolle bearbeiten, Essen zubereiten. Die offene Küche ist überaus beeindruckend, vor allem wenn gerade gekocht wird... Seltener kommen Familienmitglieder zu Besuch (auf dem Foto sind es die Enkelinnen), weil das kann für die Familie sozial gefährlich werden.

Der 'Cour de Solidarité' mit seinen an die 100 Bewohnerinnen ist interessanterweise ein überaus angenehmer Ort, den wir immer gerne besucht haben...

Mag.a Petra Radeschnig

Betriebswirtin, seit 1990 als Organisationsberaterin, Trainerin und Coach mit systemischem Hintergrund in Österreich, in Europa sowie in West- und Ostafrika tätig; zwischendurch vier Jahre für die deutsche und österreichische Entwicklungszusammenarbeit in Burkina Faso/Westafrika; Führungs- und Managementerfahrung in kulturell diversen Kontexten.

Die Ausstellung wird darüber hinaus Exponate aller Veranstaltungen zum Thema "Kolonialismus und Imperialismus" beinhalten und bis Ende 30. Mai 2018 im Aktionsradius Wien zu sehen sein. Als "Gemeinschaftsprojekt" ist die Ausstellung ein Konglomerat aus Fotografien, Karten und Plakaten unterschiedlicher Herkunft. Zusätzlich zu den SW-Fotografien aus Burkina Faso von Petra Radeschnig werden Plakate, Projektinfos, Poster und Karten von Philip Kojo Metz, einem in Berlin lebenden Konzeptkünstler mit deutsch-ghanaischen Wurzeln, gezeigt. Außerdem: Reisefotos aus Äquatorialguinea von Mischa Hendel und Max Doppelbauer, Cartoons und Comics von Ramón Esono Ebalé alias JamonyQueso und Plakate zur Literaturwoche Äquatorialguinea.