„Alle Mitglieder unterlassen in ihren internationalen Beziehungen jede gegen die territoriale Unversehrtheit oder die politische Unabhängigkeit eines Staates gerichtete oder sonst mit den Zielen der Vereinten Nationen unvereinbare Androhung oder Anwendung von Gewalt.“ (Charta der Vereinten Nationen, Kapitel 1, Art. 2., Abs. 4)

Russland hat mit seinem Angriff auf die Ukraine das Völkerrecht gebrochen. Doch Russland hat dabei kein Alleinstellungsmerkmal. USA und EU haben in den letzten Jahrzehnten das Völkerrecht oft mit Füßen getreten, indem sie aus geopolitischen und geoökonomischen Gründen mörderische Kriege vom Zaun gebrochen haben (z.B. Jugoslawien, Afghanistan, Irak, Libyen). Mit Hilfe von gewaltbereiten Jihadisten wurde in Syrien eine Regime-Change versucht, in der Ukraine ist dieser 2014 unter Zuhilfenahme eines rechtsextremen Mobs gelungen. USA und EU überschütten Staaten mit Waffen, die völkerrechtswidrige Kriege führen (z.B. Saudia-Arabien im Jemen) bzw. fremde Territorien völkerrechtswidrig besetzen (z.B. Israel, Türkei). Gerade jetzt bombardiert und beschießt das NATO-Land Türkei völkerrechtswidrig kurdische Gebiete im Norden Syriens – ausgerüstet mit Waffen aus EU und USA (sh. Seite 9). Die Kriege der westlichen Großmächte haben in den letzten Jahrzehnten eine beispiellose Blutspur hinterlassen und ganze Länder nachhaltig devastiert. Auch Hunger wird als mörderische Waffe eingesetzt (sh. S. 20).

Friedensforscher sprechen davon, dass der westliche „War on Terror“ bereits fünf Millionen Menschen das Leben gekostet haben könnte. Wenn USA und EU jetzt den Völkerrechtsbruch Russlands beklagen, dann ist das Heuchelei, solange nicht endlich die eigene Verantwortung für die Demontage des Völkerrechts wahrgenommen wird. Das Völkerrecht ist unteilbar. Schluss mit den doppelten Standards!