Rede von Roba Darwish (Palästina Solidarität Linz) bei der Friedenskundgebung "Frieden für Palästina - Waffenstillstand sofort!" am 22.12.2023 im Linzer Schillerpark.


Assalamualejkum oder Friede sei mit euch,

Erst einmal möchte ich euch alle hier willkommen heißen. Wir sind alle Leute verschiedener politischer, religiöser und ethnischer Herkunft. Aber im Moment haben wir alle ein- und dieselbe Forderung, ein- und denselben Grund, warum wir uns hier versammelt haben. Wir verlangen einen permanenten Waffenstillstand.

Wir können nicht länger tatenlos zusehen, während die Menschen in Gaza leiden. Sie leiden aufgrund von Bombenangriffen, die keine Menschenseele schonen, sie leiden, weil ihnen Zugriff auf Essen und Wasser verwehrt wird. Sie leiden, weil ihre Häuser, eins nach dem anderen, zerstört werden. Sie leiden in einer Weise, die wir uns nicht einmal vorstellen können.

Wir reden hier von Tragödien, sogar einem Völkermord, aber wisst ihr, liebe Leute, was dort geschieht?

Bombenangriffe aus dem Himmel zerstören Häuser über den Köpfen der Bewohner. Mehr als 2 Millionen Menschen leben in Gaza und aufgrund der schlechten Lebensbedingungen sind die Hälfte dieser 2 Millionen Palästinenser Kinder. 1 Millionen Kinder leben in Gaza. Und Gaza ist eines der am dichtesten bevölkerten Orte der Welt. Und Gaza wird überall bombardiert, kein Ort ist sicher, der Tod und die Angst ist überall. Kinder werden getötet, verlieren Gliedmaßen und Familienmitglieder. 10 000 Kinder, Kinder unter 14, und insg. fast 30 000 Palästinenser sind bereits unter den Opfern.

Aus Gaza gibt es kein Entkommen. Man verlässt Gaza nie, außer durch den Tod. Seit 16 Jahren sind die Menschen dort eingesperrt und vor dem Völkermord bekam man nur in den seltensten Fällen die Erlaubnis von Israel, Gaza zu verlassen. Auch jetzt können die Leute nirgends wohin. Kein Entkommen aus Gaza außer durch den Tod. Wenige, die es sich während des Völkermords leisten konnten, zahlten umgerechnet 7000 Dollar, um ihr Leben zu retten und aus Gaza zu entkommen. Sie zahlten umgerechnet 7000 Dollar pro Person.

Zusätzlich gibt es noch die Aussage von Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant am 9.10: „Es soll eine komplette Blockade geben. Dort soll es keine Elektrizität, kein Essen, kein Wasser, kein Treibstoff, alles soll ihnen verwehrt werden. Wir kämpfen gegen Menschentiere, und handeln dementsprechend.“ Israel verweigert allen Menschen in Gaza Essen und Trinken. Etliche, vor allem Kinder, sind schon zu Tode verhungert oder verdurstet. Diesen Menschen werden ohne jegliches Mitgefühl, ohne jegliche Menschlichkeit, alle nötigen Lebensbedingungen verweigert.

Die Bodenoffensive, das Drängen der Millionen an Menschen in den Süden an die Grenze zu Ägypten und der isolierte Norden sind weitere Facetten des Albtraums. Fehlende Sicherheit, fehlender Schutz vor den Bomben oder der Kälte des Winters, fehlende Menschenwürde und Menschenrechte, fehlende Hygiene. All das, was wir für selbstverständlich halten, wird ihnen verweigert. Ich könnte euch stundenlang darüber erzählen, was für Berichte uns aus Gaza erreichen. Und das Schlimmste daran ist, es ist alles durch Menschenhand gemacht. Es hätte und kann immer noch verhindert werden. Das Töten muss aufhören und die unmenschlichen Zustände müssen auf der Stelle verbessert werden.

Wer denkt, dass das alles am 7. Oktober begonnen hat, liegt falsch. Wie kann man die Taten des 7. Oktobers isoliert betrachten und zunächst behaupten, dass es für Israels Verbrechen plötzlich doch Kontext gibt? 75 Jahre langer Kolonialismus, 75 Jahre lange Apartheid und darauf wird vergessen, wenn es einem passt?

Palästina leidet.
Palästina leidet seit 76 Tagen und 75 Jahren.

Hinweis:
Solidarwerkstatt-Dossier zum Krieg in Palästina
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