Immer mehr SoldatInnen, die in Bosnien und Kosovo im Einsatz waren, kehren mit schweren gesundheitlichen Schäden in ihre Heimatländer zurück. Grund: Der Einsatz von Munition aus abgereicherten Uran durch die NATO während der Kriege im ehemaligen Jugoslawien. Beharrlich schweigt bisher die österreichische Regierung über die Untersuchungsergebnisse bei den mittlerweile vielen tausenden österreichischen SoldatInnen, die in Bosnien und Kosovo im Einsatz waren. Die Solidarwerkstatt fordert Aufklärung.
Offenlegung der Untersuchungsergebnisse
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Faymann,
sehr geehrter Herr Bundesminister Darabos,
wie ExpertInnenberichten und Studien zu entnehmen ist, kommt es seit dem Ersteinsatz chemisch hochgiftiger und radioaktiver Munition mit abgereichertem Uran, im Irak 1991 und in Folge u.a. in Bosnien, Kosovo, Serbien und nun auch in Libyen, zu schweren gesundheitlichen Schädigungen bei Menschen die in Kontakt mit DU-Munition kommen. Bei SoldatInnen ebenso, wie bei der Zivilbevölkerung, als auch deren Nachkommen.
Abgereichertes Uran hat eine Halbwertszeit von 4,5 Milliarden Jahren. Wodurch noch viele Generationen später die schädigenden Auswirkungen auf Menschen, Tiere, Pflanzen und ökologische Kreisläufe, als Folge der sich bildenden gefährlichen Zerfallsprodukte der in Erdreich und Felsen verbliebenen, langsam erodierenden Blindgänger, und der beim Einschlag explodierten Uranmunition, zu spüren bekommen werden. Die Kontamination betrifft aber nicht nur von Krieg unmittelbar betroffene Gebiete, nein, mit dem Wind werden die freigewordenen Nanopartikel weit über die Erde verteilt und auch zu uns getragen.
Insbesondere in Bosnien und Kosovo setzte die NATO massiv Uranmunition ein und verstößt mit der Verwendung von DU-Munition gegen das humanitäre Völkerrecht, u.a. gegen den Grundsatz der nicht unbeschränkten Wahl von Kriegsmitteln und –Methoden – Art. 22 Haager Landkriegsverordnung HLKO, - Art. 35 Zusatzprotokoll I zu den Genfer Abkommen (ZP I), gegen das Verbot der Verursachung unnötigen Leidens und überflüssiger Verletzungen (Art. 23 Abs. 1a HLKO). Gegen die gültigen Grundsätze des Internationalen Umwelt- und Menschenschutzes, und wie in der Resolution 1996/16 der UN-Menschenrechts-Unter-Kommission festgestellt wird – gegen das Recht auf Leben.
Alleine in Serbien und Kosovo wurden ca. 31 Tonnen und in Bosnien ca. 11,5 Tonnen abgereicherten Urans verschossen. Österreich beteiligt sich, im Rahmen der EUFOR/Althea und AUCON/KFOR, seit vielen Jahren mit SoldatInnen, derzeit nach Angaben des Bundesministeriums für Landesverteidigung mit rund 1000 österreichischen Kader- und Milizangehörigen, in Bosnien und im Kosovo. Dabei werden diese mit Minen, Submunition (Bomblets) aus Streubomben (Cluster Bombs) und anderen Kampfmitteln konfrontiert.
Wir wissen mittlerweile, dass SoldatInnen aus über 12 Ländern, die am Balkan stationiert waren, schwere, zum Teil tödliche Erkrankungen aus diesen Einsätzen davon trugen. Alleine in Italien sprachen Untersuchungen von 2.536 erkrankten Balkan-SoldatInnen, davon sind 164 durch Tumore gestorben.
Über die Ergebnisse der medizinischen Untersuchungen von österreichischen SoldatInnen, die in Bosnien und Kosovo stationiert waren, wird geschwiegen.
Wir fordern Sie, Herr Bundeskanzler Faymann, daher auf:
- die Ergebnisse der Untersuchungen an österreichischen SoldatInnen nach Rückkehr von Auslandseinsätzen öffentlich zugänglich zu machen, insbesondere im Hinblick auf Auswirkungen von DU-Munition (innere Organe, Erbgutdefekte, Krebserkrankungen, Missbildungen bei Neugeborenen, Fehlgeburten usw.)
- die österreichischen Soldaten und Soldatinnen sofort aus Bosnien und dem Kosovo abzuziehen!
Mit freundlichen Grüßen
Eveline Steinbacher