Am 9. Juni 2018 jährte sich der Geburtstag der großen österreichischen Friedensaktivistin Bertha von Suttner zum 175. Mal. Aus diesem Anlass veranstalteten einige Friedensorganisationen gemeinsam eine Kundgebung unter dem Motto „Die Waffen nieder! Ja zur Neutralität!“. Diese Kundgebung fand am 9.6.2018 im Linzer Volksgarten im Rahmen des Fair-Planet-Fests statt.

 

Redner/innen der verschiedenen Gruppen nahmen den 175. Geburtstag Bertha von Suttners zum Anlass, um auf historische und aktuelle Herausforderungen in der Friedensarbeit einzugehen.

Paul Ettl (Friedensakademie Linz) schilderte Stationen des außergewöhnlichen Lebenswegs von Bertha von Suttner, die 1889 den berühmten Anti-Kriegsroman „Die Waffen nieder!“ veröffentlichte und für ihr unermüdliches Friedensengagement als erste Frau 1905 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Er zitierte eine Aussage der Friedensaktivistin: „Die Religion rechtfertigt nicht den Scheiterhaufen, der Vaterlandsbegriff rechtfertigt nicht den Massenmord, und die Wissenschaft entsündigt nicht die Tierfolter.“

Klaus Renoldner (IPPNW, Ärzte zur Verhütung des Atomkriegs) beschäftigte sich mit der unglaublichen Vernichtungskraft von Atomwaffen. Sein Aufruf: Diese Massenvernichtungswaffen müssen vernichtet werden. Es ist ein großer Erfolg der internationalen Friedensbewegung, dass die UNO im Vorjahr mit großer Mehrheit ein Abkommen zum Verbot von Atomwaffen beschlossen hat. Österreich hat dabei eine wichtige Rolle gespielt. Jetzt gilt es, den Druck auf die Atommächte zu erhöhen, den Boykott dieses Abkommens aufzugeben.

Michael Schober (ebenfalls IPPNW) beleuchtete die fatalen Auswirkungen von sog. „Kleinwaffen“. Als Arzt in Sambia hat er selbst erlebt, welche fürchterlichen Verletzungen Minen und Handfeuerwaffen hinterlassen. Er forderte daher strenge Gesetze, die den Export dieser Waffen in Kriegsgebiete verhindern.

Franz Luger von der christlichen Friedensbewegung Pax Christi wandte sich dem Israel/Palästina-Konflikt zu. Es braucht endlich ein Ende der israelischen Besatzungspolitik, um Frieden und Versöhnung in dieser leidgeplagten Region zu erreichen. Er rief zur Unterstützung einer Petition an die österreichische Regierung auf, die die Anerkennung Palästinas als eigenständigen Staat forderte. Motto der Petition: „Freiheit für Palästina = Frieden für Israel!“.

Franz Wührer, eh. Voest-Pfarrer und Treffpunkt Mensch und Arbeit Voest, fragte, wie es sein könne, dass die überwiegende Mehrheit der Menschen in Frieden leben will und es doch so viele Kriege und Gewalt gibt. Seine Schlussfolgerung: Wir müssen uns zum gewaltfreien Widerstand gegen kleine, aber umso mächtigere Interessensgruppen zusammenschließen, die von Krieg und Aufrüstung profitieren. Er zitierte Ghandi: „Frage nicht nach dem Misserfolg, sondern frage, ob deine Sache eine gerechte ist.“

Eveline Steinbacher von der Solidarwerkstatt zeigt auf, dass Bertha von Suttners Leitspruch „Die Waffen nieder!“ heute aktueller denn je ist. Ende 2017 haben sich die Mehrzahl der EU-Staaten zu einer sog. „Ständig Strukturieren Zusammenarbeit“ (EU-SSZ/Pesco) zusammengeschlossen und sich damit selbst zu permanent wachsenden Militärbudgets verpflichtet. Inoffizielles Ziel: Zumindest 2% des BIP für Militär und Rüstung. Für Österreich, dessen Regierung diese völlig neutralitätswidrige Teilnahme an der EU-SSZ-Teilnahme ohne Konsultation von Parlament und Bevölkerung beschloss, hieße das mittelfristig eine Verdreifachung der Militärausgaben. Sie rief deshalb zur Unterstützung der Petition „Ja zur Neutralität – Nein zur EU-SSZ!“ auf.

Mit der Friedens- und Menschenrechtshymne „We shall overcome!“ beendeten die TeilnehmerInnen die Friedenskundgebung im Linzer Volksgarten.


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