Es klingt wie eine Verschwörungstheorie, ist aber zu gut belegt und zu plausibel: Israel stand Pate dabei, wie es seinen ärgsten Feind schuf – die Hamas.
Bridage General Yitzhak Segev war in den frühen 1980 Israelischer Militärgoverneur in Gaza erzählte später einem New Yorks Times Reporter, dass er half die Finanzierung der Islamistischer Bewegung aufzubauen, „als Gegengewicht“ zur Säkularen und Linken der Palästinensischen Befreiungsbewegung und der Fatah. „Die Israelische Regierung gab mir das Budget“, gab der pensionierte Brigarde General zu, „und die Militärregierung gab es an die Moscheen weiter“ (1). Yassir Arafat bezeichnete die Hamas selbst „eine Kreatur Israel“. (1)
Mit der zweiten Intifada nahm der palästinensische Widerstand eine zunehmende Wendung ins Terroristische. Busse wurden ins die Luft gejagd, Diskotheken angegriffen, Passantinnen an Bushaltestellen attackiert. Auch wenn die Anzahl der toten israelischen ZivilistInnen immer noch gering war im Vergleich zu den palästinensischen bei den israelischen Bombardements, so ging die Rechnung der israelischen Rechten trotzdem auf: Die Hamas hatte die Israelis als Kollektiv angegriffen. Die Zustimmung zu einer Politik der Aussöhnung unter der israelischen Bevölkerung schwand schon lange vor dem Massaker vom 7. Oktober verschwunden. „Jeder, der die Etablierung eines Palästinensischen Staates verhindern will, muss die Unterstützung der Hamas befürworten und Geldtransfer an die Hamas befürworten. Das ist Teil unserer Strategie.“, tönte niemand geringerer als Netanyahu am 11. März 2019 auf einer Sitzung des Likuds (2). Das Geld für die Hamas kam vor allem aus Katar – einem mit den USA und der EU eng verbundenen Staat.
Das Massaker vom 7. Oktober und genozidale Gegenschlag belegen erneut, dass sich diese beiden Strategien einander bekämpfen und doch sich gegenseitig brauchen. So kann es nie einen Ausweg aus dem palästinesischen Labyrinth geben. Das Beschwören eines eigenständigen palästinensischen Staates, nachdem Gaza zerbombt und das Westjordanland in einen Flickenteppich zerlegt worden ist, ist bloß eine zynische Verlängerung imperialer Abhängigkeit. Die nach vorne gerichtete Lösung ist ein gemeinsamer binationaler Staat oder eine Konföderation. Dass dieser Staat aus sich heraus die Kraft finden muss, statt von äußeren Mächten abhängig zu sein, ist seine Chance – und zugleich seine größte Herausforderung.
Quellen:
(1) The Intercept, 19.2.2018
(2) „Das Böse. Ein Blick in den Abrund“, Ariel Abulof, 15.11.2023, https://geschichtedergegenwart.ch/das-boese-ein-blick-in-den-abgrund/