Die türkis-blaue Regierung setzt fort, was die rot-schwarze eingefädelt hat: die Teilnahme an den EU-Schlachtgruppen („Battlegroups“). Nach dem 2. Halbjahr 2016, dem 1. Halbjahr 2017, sollen auch im 1. und 2. Halbjahr 2018 österreichische SoldatInnen für diese Kampftruppen Gewehr bei Fuß stehen. Das ist eine der Bedingungen, um Einlass in das militärische Kerneuropa (sh. EU-SSZ) zu finden. Das Rieder Panzergrenadierbataillon 13 meldet „combat ready“ ab Jänner 2018, für Einsätze „zum Beispiel in Nordafrika“.

Das Rieder Panzergrenadierbataillon 13 hat sich darauf vorbereitet, ab Jänner 2018 im Rahmen dieser EU-Battlegroups in globale Kriegsmissionen geschickt zu werden. So vermelden die OÖ-Nachrichten am 20.12.2017: „Nach einer Evaluierung auf Basis von NATO-Kriterien im norddeutschen Bergen steht fest: Das Rieder Panzergrenadierbataillon 13 ist bereit – combat ready – für den internationalen Einsatz im Rahmen einer ‚EU-Battlegroup‘. Wobei sich das mögliche Einsatzgebiet auf einen Radius von 6000 Kilometern um Brüssel erstreckt, womit zum Beispiel auch Nordafrika in Frage käme.“ (1)

Mit der EU-SSZ nach Afrika

2011 wäre es bereits fast zu einem solchen Einsatz österreichischer SoldatInnen in Nordafrika gekommen, als die EU-Staaten auf einen Einsatz der Battlegroups im Krieg gegen Libyen drängten. Der österreichische Nationalrat hatte bereits grünes Licht für die Entsendung österreichischer Truppen gegeben. Dass es bislang noch zu keinem Einsatz dieser Schlachtgruppen gekommen ist, wurmt das EU-Establishment. Mit der Einrichtung der „Ständig Strukturierten Zusammenarbeit“ (EU-SSZ) im Dezember 2017 haben sie nuninstitutionelle Voraussetzungen geschaffen, um leichter einen Beschluss für solche Einsätze fällen zu können. So betonte die deutsche Kanzlerin Merkel, dass die EU-SSZ die Europäische Union in die Lage versetzt, rascher neue Militäroperationen „zum Beispiel in Afrika“ durchzuführen (2).

Bestimmte Erfahrungen in Afrika haben EUFOR-Truppen ja bereits gesammelt, z.B. bei der Verteidigung der Herrschaft des autoritären Frankreich-Günstlings Déby im Tschad (2007) oder bei der Festigung der Herrschaft Joseph Kabila jun. in der DR Kongo. Diesem griffen EUFOR-Truppen 2003 und 2006 unter die Arme, da er bereit war und ist, die Rohstoffe des Landes „zu Spottpreisen“ (O-Ton, ex. UNO-Generalsekretär Kofi Annan) an ausländische Konzerne zu verschleudern. Mit den Battlegroups sollen solche Einsätze, die den „Zugang zu natürlichen Rohstoffen“ und „offenen Märkte“ (EU-Globalstrategie, 2016) durchsetzen sollen, in Hinkunft reibungsloser, schneller und massiver möglich sein.

„Vier Mal Sehr Gut, ein Mal Gut“

Darauf bereitet sich das Innviertler Panzergrenadierbataillon bei der Militärübung „Quick lion“ in Norddeutschland intensiv vor. Das österreichische Kontingent bei der Übung umfasste 381 Mann, die mit 110 Fahrzeugen, darunter 22 Panzern sowie drei Hubschraubern anrückten. „Bei der Übung bewerteten internationale Beobachter, die Innviertler bestanden mit ‚excellence‘: In Anlehnung an das Schulnotensystem gab es vier Mal Sehr gut und ein Mal Gut.“, berichten die OÖ-Nachrichten und zitieren den sichtlich stolzen Bataillon-Kommandanten Oberst Alfred Steingreß : "Hauptszenario war eine Krise in einem fiktiven Land. Wobei das Szenario realitätsnah anhand einer tatsächlichen Krisensituation aufgebaut war. … Wir sind bereit, wir haben nach der Übung die Rückmeldung erhalten, dass wir es gut gemacht haben. Wir können locker mithalten. Wir haben auch Erfahrung aus unseren Kosovo-Einsätzen." (1)

Abschließend wirbt das Bundesheer noch um neue Berufssoldaten für die EU-Battlegroups: "Wir sind ein attraktiver Arbeitgeber. Wir können eine lebenslange Anstellung garantieren.“ (1) Wenn sie bereit sind, in Kriegen zur Aufrechterhaltung der neoliberalen Weltordnung ihre Gesundheit und ihr Leben in Afrika und anderswo zu opfern, dann erhalten die sozial benachteiligten Schichten der Bevölkerung das, was ihnen der Neoliberalismus ansonsten immer mehr verwehrt: das Recht auf eine lebenslange Anstellung. Die kann möglicherweise freilich nur sehr kurz dauern.

Glattes Nicht Genügend                                   

Resümee der Solidarwerkstatt: „Dem Sehr Gut von Militärbeobachtern für die Kriegsvorbereitungen des Bundesheeres steht ein glattes Nicht Genügend der Friedensbewegung für die österreichische Außen- und Sicherheitspolitik gegenüber, die hier junge Menschen aufs Töten und Getötet werden trimmt, statt sich als neutraler Staat auf Kriegsverhinderung und zivile Konfliktlösung zu konzentrieren.“
(Dezember 2017)

Quelle:
(1) OÖ-Nachrichten, 20.12.2017
(2) Pressekonferenz der deutschen Bundeskanzlerin  Angela Merkel beim Europäischen Rat in Brüssel. 22.06.201

Siehe dazu auch die beiden Offenen Briefe der Solidarwerkstatt:
EU-Battlegroups – Nicht in unserem Namen!
Nein zur Teilnahme am militärischen Kerneuropa – Ja zur Neutralität!