ImageTürkische Medien berichteten bereits im März, dass mit Beginn des Nato-Bombardements eine zum greifen nahe Friedenlösung zerstört wurde. Seither werden alle Friedensbemühungen von Seiten der Nato mit weiteren Bombardements beantwortet - "zum Schutz der Zivilbevölkerung". 

Am 24. März berichtete die türkische Zeitung Hürriyet unter der Schlagzeile „Frankreich bombardiert Friedenslösung“, dass die türkische Regierung hinter den Kulissen sowohl mit der Regierung von Gaddafi als auch mit der libyschen Opposition gesprochen habe. Die USA seien vom Fortgang dieser Gespräche informiert gewesen. Der türkische Plan sah den Übergang Libyens zur einer Demokratie in einem klar begrenzten Zeitraum vor. Gaddafi solle eine eigene Partie gründen, die sich dann an freien Wahlen beteiligen solle. Internationale Kontrollen sollten sicherstellen, dass der Übergang fair und transparent erfolgt. In einer entscheidenden Phase der Verhandlungen hätten die Bombardements in Libyen begonnen und das Vorhaben scheitern lassen. Die Türkei wurde deshalb am 18. März zum NATO-Rat gleich vorbeugend nicht eingeladen. Schon Anfang März gab Venezuelas Staatspräsident Chavez bekannt, dass Gaddafi einen Vermittlungsvorschlag akzeptiert, der eine internationale Vermittlungskommission und die Entsendung einer UNO-Delegation nach Libyen vorsieht. Die Westmächte zuckten nicht einmal mit der Achsel zu diesem Vorschlag.

Anfang April startete die Afrikanische Union (AU) einen weiteren Vermittlungsversuch. Der Plan, dem Gaddafi bereits zugestimmt hatte, sah vor: sofortiger Waffenstillstand, sichere Wege für Hilfslieferungen, Schutz von Ausländern in Libyen, Dialog zwischen Regierung und Opposition. Der Aufruf des südafrikanischen Präsidenten Zuma, Luftangriffe auf Libyen einzustellen und „der Waffenruhe eine Chance zu geben“,  wurde von der NATO mit einer Intensivierung der Bombardements beantwortet.   

Anfang Juni rufen Vertreter der Afrikanischen Union erneut die Opposition in Bengasi und die NATO zu Waffenstillstand und Dialog auf. Gaddafi hatte einem Plan zugestimmt, der den sofortigen Waffenstillstand und freie Wahlen nach einen Übergangsperiode vorsieht. Auch dieser Plan wird von Bengasi sofort abgelehnt. Die NATO reagiert auf bekannte Art und Weise: Zwei Tage nach Verkündung des Friedensplanes setzen Frankreich und Großbritannien zum ersten Mal Kampfhubschrauber ein. Tripolis erlebt das bishr heftigste Bombardement, dem an einem Tag Dutzende Zivilisten zum Opfer fallen. Nach Information der libyischen Regierung sind bis Ende Mai durch die NATO'-Bomben über 700 ZivilistInnen getötet und mehr als 4.000 verletzt worden.

Die Brandstifter rufen sich als Feuerwehr - und löschen mit Benzin

Es wiederholt sich die Politik, wie wir sie auch von Kosovo kennen. Auch dort gab man vor, „zum Schutz der Zivilbevölkerung” zu intervenieren, tatsächlich aber explodierten Opfer- und Flüchtlingszahlen gerade erst mit dem einseitigen politischen und militärischen Parteiergreifen im Bürgerkrieg und dem Zurückweisen aller Vermittlungsversuche. Das wachsende Leiden der Bevölkerung wird wiederum zum Anlass genommen, noch stärker nach westlichen Invasoren zu rufen. Die Logik, die dahinter steht, ist klar: Die Brandstifter rufen sich als Feuerwehr - und löschen mit Benzin.  

Die kategorische Ablehnung der Friedensvorschläge der Afrikanischen Union durch die Westmächte dürfte eng mit dem strategischen Kriegsziel zusammenhängen, mit diesem Krieg die Herausbildung eine Afrikanische Föderation zu bekämpfen, die mit kräftiger Unterstützung Libyens im Entstehen war, um den Kontinent aus der kolonialen Umklammerung durch USA und Europa zu lösen. Siehe dazu ausführlicher auf http://www.werkstatt.or.at/index.php?option=com_content&view=article&id=465&Itemid=42