Der 29. August wurde von der UNO als alljährlicher Welttag gegen Atomtests ins Leben gerufen. Dass es gelungen ist, dass die großen Atommächte die klassischen Atomtests gestoppt haben, ist maßgeblich dem jahrzehntelangen Engagement der internationalen Friedensbewegung zu verdanken. Doch in Kraft getreten ist der Atomteststopp-Vertrag noch immer nicht.
Der Kampf der Friedensbewegung für eine atomwaffenfreie Welt war und ist immer auch ein Kampf für das Verbot von Atomwaffentest. Alleine von 1945 bis heute fanden weltweit über 2.056 Atomwaffentests statt. 1.039 wurden von den USA durchgeführt, 718 von der Sowjetunion, 198 von Frankreich, jeweils 45 von Großbritannien und China, 6 von Nordkorea, 3 von Indien und 2 von Pakistan. Rund ein Viertel aller Kernwaffentest fanden oberirdisch statt (bis 1980), danach nur mehr unterirdisch. Diese Atomwaffentest dienten nicht nur zum Erproben von Massenvernichtungswaffen, sie vernichten und vergiften auch selbst massenhaft Menschenleben. Atomwaffentests wurden an über 60 Orten auf der Welt durchgeführt, häufig auf dem Land von indigenen Völkern und Minderheiten. Die Tests haben die gesamte Weltbevölkerung verstrahlt, insbesondere die, die an ihnen mitgearbeitet haben und die in Gebieten lebten, zu denen Wind oder Wasser aus dem Testgelände strömte. Die mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete Organisation IPPNW (Ärzte zur Verhütung des Atomkriegs) schätzt, dass ungefähr 2,4 Millionen Menschen an den Folgen der oberirdischen Atomtests gestorben sind, die von 1945 bis 1980 durchgeführt wurden, und deren gesamte Sprengkraft 29.000 Hiroshimabomben entspricht.
Aber auch die unterirdischen Atomtests haben riesige atomare Müllhalden geschaffen, von denen niemand weiß, wie lange die radioaktiven Substanzen zurückgehalten werden. Gelangt Plutonium 239 beispielweise über Wasser in den menschlichen Körper, erzeugen bereits wenige Millionstel Gramm nahezu sicher Lungenkrebs. Unterirdische Testgelände sind damit eine atomare Zeitbombe.
In den 1950er Jahren erhob sich immer mehr öffentliche Kritik an den Folgen der Atomwaffentests. Eine wichtige Rolle spielte dabei die Pugwash-Bewegung, eine Friedensinitiative von Wissenschaftlern aus aller Welt. Dieser Druck der Friedensbewegung führte dazu, dass 1963 ein Vertrag zum Verbot von Kernwaffenversuchen in der Atomsphäre, im Weltraum und unter Wasser abgeschlossen wurde. Frankreich und China testeten jedoch bis 1980 oberirdisch weiter. Es ist auch unzähligen Friedenskampagnen zu verdanken, dass 1996 ein umfassender Verbotsvertrag für Atomwaffentests abgeschlossen wurde, der auch unterirdische Tests erfasst. Dieser Vertrag hat dazu geführt, dass die großen Atommächte die klassischen Atomwaffentests weitgehend eingestellt haben. Doch obwohl bislang von 194 Staaten 183 Staaten den Vertrag unterschrieben und 166 ratifiziert haben, ist der Atomteststopp-Vertrag noch nicht in Kraft getreten, da einige Kerntechnik-Staaten den Vertrag noch nicht unterschrieben bzw. ratifiziert haben. Nicht unterschrieben wurde er von Indien, Pakistan und Nordkorea; nicht ratifiziert von Ägypten, China, Indien, Iran, Israel, Nordkorea, Pakistan und den USA.
(aus: Friedenskalender 2020, Solidarwerkstatt Österreich)