Linz AG lotet in einem Forschungsprojekt aus, wie die sog. „intelligenten“ Stromzähler „Smart Meter“ für „kreative Strompreistarife“ genutzt werden können. Den Endverbrauchern drohen enorme Preissteigerungen. Auch Mietervereinigung wehrt sich gegen Smart Meter.
Den Betreibern kosten die neuen Stromzähler, die sog. „Smart Meter“ jeweils ca. 60 bis 240 Euro, die die Strombezieher wohl selbst zahlen müssen. Dem gegenüber stehen Stromeinsparungen für die Haushaltsstromkunden von 9 bis 42 Euro im Jahr gegenüber - optimistisch eingeschätzt wohl gemerkt.
Wie schon im Beitrag "Der Spion in ihrem Haushalt" beschrieben, stellt der von der EU verordnete Schnüffelstromzähler „Smart Meter“ nicht nur ein eklatantes Sicherheitsrisiko für alle Strombezieher dar. Dieser „intelligente“ Elektronikstromzähler, der bis 2020 für mindestens 80% aller Stromanschlüsse in der EU verordnet wurde, ermöglicht auch das Überwachen aller Stromverbraucher/Innen. In Oberösterreich ist für diese europaweite Umsetzung der Smart-Meter-Technologie offensichtlich ein goldener Versuchboden vorhanden. Hier hat die Linz AG eine Vorreiterrolle bei der Installierung von Smart Metern übernommen. Als nächsten Schritt hat die Linz AG unter der Bezeichnung „Marktorientierte Optimierungsplattform für Elektrizitäts-Systeme“ ein Projekt gestartet, das erforschen soll, wie die Smart Meter für sog. „kreative Stromtarifmodelle“ genutzt werden können.
Das wesentliche Ziel dieser Untersuchung: Wie können die Smart Meter genutzt werden, um den KundInnen einen variablen Strompreis zu verrechnen, der direkt von der jeweiligen Nachfrage abhängt. Das heißt Strom zu Zeiten der Spitzennachfrage wird entsprechend teurer, Strom zu Zeiten geringer Nachfrage entsprechend billiger. Die Smart Meter liefern dafür die passende Technologie, denn sie können in Sekundenschnelle feststellen, was, wie lange und wie viel an Strom gerade verbraucht wird. Was als Mittel zum Stromsparen angepriesen wird, dürfte daher eher als Cash Cow für die Stromkonzerne gedacht sein. Denn: Ein punktgenaues Verrechnungsmodell, zugeschnitten auf die jeweiligen Endverbraucher, wird einen Preisschub unerhörten Ausmaßes verursachen, da die Endverbraucher nur sehr bedingt ihren Stromverbrauch steuern können. Dieser ist in hohem Maß von ihren Arbeitszeiten abhängig, auf die sie wenig Einfluss haben. Der Verbrauch von Strom zu Spitzenlastzeiten, morgens, mittags und abends wird mit dementsprechenden hohen Spitzentarifen verbunden sein. Das Wäschewaschen und Kochen am Abend wird der Vergangenheit angehören, da zu diesen Zeiten schon derzeit alle Kraftwerke auf Voll last laufen. Was sich wer wann leisten kann, wird eine Frage der individuellen Kaufkraft.
Da es insgesamt kaum möglich sein, das eigene Leben nach den zukünftigen Stromliefermodellen der Versorger Gesellschaften einzurichten, sollen die Smart Meter zur Einführung „kreativer Stromtarifmodelle“ genutzt werden, die punktgenaue Profite zulasten der Verbraucher für Stromwirtschaft absichern.
Widerstand gegen Smart Meter weitet sich aus
Wir als Solidarwerkstatt fordern daher die Beibehaltung des derzeitigen kostengünstigen analogen „Ferraris“ Messsystem zur Sicherung der Stromversorgung, der Verteilersysteme und der individuellen Privatsphäre.
Wir freuen uns, dass die Kritik der Solidarwerkstatt an diesem lange verschwiegen behandelte Projekt „Smart Meter“ mittlerweile breitere Kreise zieht. So hat die Österreichische Mietervereinigung die Petition „Zwangszähler – Nein Danke!“ gestartet, zu deren Unterstützung wir gerne aufrufen.
Rudi Schober
Anmerkungen:
(1) Forum Ökonogy 2011 Energieinstitut JKU-Linz 8./9.11.2011 Stahlwelt VOEST
(2) www.energieinstitut-linz.at/index.php?menuid=67, Smart Grids= „Marktorinetierte Optimierungsplattform für Elektrizitätssysteme“
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