smart meter grossDer Smart Meter ermöglicht die Fernabschaltung des Stroms. In Spanien, wo schon sehr viele Smart Meter installiert sind, häufen sich die Fälle dieser Stromabschaltungen per Mausklick. Mit tödlichen Folgen: Eine Studie kommt zum Ergebnis, dass in Spanien alleine im Jahr 2014 7.000 Menschen aufgrund von Energiearmut zu Tode kamen.


Eine spanische Rentnerin erstickte Mitte November 2016 an den Folgen von Energiearmut. Aufgrund einer von ihr nicht bezahlten Rechnung wurde ihr vom Stromlieferanten die Stromversorgung abgeschaltet. Das Ergebnis dieser Profitgier? Die mittels Kerzen beleuchtete Wohnung ging in Flammen auf. Die Rentnerin verstarb an den Folgen des Wohnungsbrands. Die Konsequenzen der immer häufiger werdenden Stromabschaltungen, die mit Smart Meter, dem digitalen Strommesszähler, auf Knopfdruck aus der Ferne vollzogen werden, können tödlich sein.

Tod durch Energiearmut

In Katalonien, der wohlhabendsten Region Spaniens, ist im November 2016 die Stromabschaltung des Energieversorgers zur Todesfalle geworden. Die in der Gemeinde Reus lebende 81 jährige Seniorin dürfte das Bezahlen der Stromrechnung übersehen haben. Die fatale Konsequenz daraus: Die Stromversorgung wurde rigide gekappt. In Spanien nunmehr kein gröberes Problem, da die Installationsdichte des digitalen Stromzählers Smart Meter weit über den von der Europäischen Union geforderten Durchdringungsrate aller Stromanschlüsse liegt. Der spanischen Stromversorger Iberdrola informiert, dass über 8 Millionen  Smart Meter bereits in die Verteilerkästen montiert wurden. In ihrem Versorgungsgebiet ein Wert von 76% aller Anschlüsse. Und das kostet Geld, welches die Stromkunden ungefragt bezahlen müssen. Iberdrola geht davon aus, dass die Umstellung von analogen Ferraris-Zähler auf den von der EU verordneten Überwachungszähler Smart Meter weit über 2 Mrd. Euro kostet.

Smart Meter als digitales Inkasso

Auch in Spanien wurde kein Mensch gefragt, ob eine von der EU verordnete Umrüstung auf digitale Strommesszähler erwünscht oder für die Menschen überhaupt leistbar ist. Um die Umstellungskosten für digitales Schnüffeln in privaten Haushalten herein zu bekommen, wird auch in Spanien auf die steigende Armut keine Rücksicht genommen. Eine nicht bezahlte Rechnung, oder vielleicht auch mehrere, können sich in kleinen Haushalten schon mal zu Summen von 50 bis 100 Euro offener Stromrechnung summieren. Das genügt dem Stromlieferanten, um mittels Smart Meter die Stromversorgung auf Knopfdruck zu kappen. Die sozialen Umstände dafür spielen keine Rolle.

In der heutigen Gesellschaft ist es kaum mehr möglich, ein stromloses Leben zu führen, ohne massive soziale Ausgrenzung zu riskieren. Besonders perfide: Ein Wiedereinschalten der Stromversorgung aus der Ferne über Smart Meter verursacht mitunter dieselben oder höhere Kosten als die offene Rechnung, nämlich nicht unter 100 Euro im Einzelfall.

„Das sind keine Todesfälle, das sind Ermordungen!“

Die Folgen der Energiearmut sind tödlich. Laut einer Studie der Sozial- und Umwelt-Stiftung ACA standen im Jahr 2014 mehr als 7.000 Todesfälle im Zusammenhang mit der Energiearmut, also Problemen beim Bezahlen der Strom- und Gasrechnungen. "Das sind keine Todesfälle, das sind Ermordungen!", schrien DemonstrantInnen, die im November 2016 gegen den Tod der Rentnerin in Reus vor dem Sitz des Energiekonzerns Gas Natural Fenosa in Madrid demonstrierten. (1)

7.000 Tote durch Energiearmut

Es macht fassungslos und wütend, dass Menschen aufgrund von Stromabschaltungen sterben müssen, während zeitgleich in den oberen Etagen der Stromindustrie unverschämt hohe Gehälter und Bonitäten ausgeschüttet werden. Während durch Smart Meter verarmte Menschen per Knopfdruck von Strom abgehängt werden, soll diese Technologie, die den StromkundInnen teuer zu stehen kommt, zugleich den Konzernen und ihren Aktionären durch „kreative Stromtarife“ noch höhere Profite ermöglichen.

Steigen wir aus!

Wenn wir das verhindern wollen, müssen wir aus dieser Zwangsverordnung der Europäischen Union aussteigen. Dass das möglich ist, haben die Niederlande eindrucksvoll bewiesen. In den Niederlanden wird die EU-Verordnung zur Einführung der Überwachungsstromzähler Smart Meter nicht umgesetzt. Was ist passiert deswegen? Kein Weltuntergang oder ähnliches, aber stattdessen zufriedene Bürger/Innen, welche sich nicht den vielfältig negativen Folgen eines Smart Meter aussetzen brauchen. Das Recht auf zufriedene Bürger/Innen gibt es in Österreich nicht? Wir denken schon, es muss nur öffentlich werden. Entweder über die gesetzlich festgeschriebene Opting Out Regel des § 83 EIWOG, die jedem Stromkunden das Recht gibt, ein digitales Strommessgerät abzulehnen, oder noch besser: über einen Komplettausstieg Österreichs aus dieser EU-Vorgabe. Auch wir wollen keine Überwachungstechnologie, schon gar nicht digitale Strommesszähler, mit denen unsere Gesundheit, unsere Privatsphäre, unsere Rechte und unsere Geldbörse gefährdet werden.

Rudolf Schober
(November 2016)

Quelle:
(1) Spiegel, 19.11.2016


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