ImageSchlusswort von Boris Lechthaler (Plattform gegen die Kriminalisierung von politischem Engagement) bei der Pressekonferenz, wo sich 220 Menschen selbst nach § 278a angezeigt haben. Er fragt: "Die Tierschutzbewegung hat in einfacher, aber deshalb umso eindrücklicherer und unmißverständlicherer Art und Weise, eine Kultur der Zuwendung der Hinwendung zum Leben, am Leben erhalten, wiedererweckt und neu erschaffen. Ich frage mich, ist es dafür, warum sie der Staat, oder zumindest Teile des Staates so hassen?"

Bei unserer Pressekonferenz sind auch einige Kinder und Jugendliche.
Gerade ihnen wird ja oft vorgeworfen, dass sie außer für Computerspiele und Energydrinks nichts mehr im Sinn haben.Schwester Theresa hat in ihrem Statement eindrucksvoll geschildert,welchen Beitrag die Beschäftigung mit Tieren leisten kann, wenn es darum geht eine Haltung der Gewaltlosigkeitund der Zuwendung zu Schwächeren in die Herzen unserer Kinder zu pflanzen. 

Ich bin selbst Vater einer fast fünfjährigen Tochter und kann sagen:das gehört zu den schönsten Erfahrungen für einen Vater, eine Mutter.Dieser Keim wird immer in unseren Kindern bleiben. 

Wenn mich mein Kind frägt:

Warum ist die Aufzucht und Haltung von Pelztieren,

ausschließlich zur Gewinnung von Pelzen für überflüssigen Luxus

in Österreich verboten?"

Dann kann ich einfach antworten:

"Weil es grausam ist, und wir diese Grausamkeit nicht hinnehmen wollen?"

Und wenn mich dann mein Kind frägt:

"Und warum ist der Handel erlaubt?"

Muß ich ihm dann sagen, daß ist nun mal der Zynismus unserer Rechtsordnung.

Und dass wir deshalb diese Grausamkeit nun einmal hinnehmen müssen?

 

Und deshalb bin ich den hunderten, tausenden TierrechtsaktivistInnen

und insbesondere auch jenen, die in ihrer Haltung so entschieden waren,

daß sie ins Visier einer pervertierten Justiz kamen,

dankbar.

 

Das Zusammentreffen ihrer Verfolgung und Verhaftung mit der schwersten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Krise seit 79 Jahren zeigt uns in eindrücklicher, unmißverständlicher Weise,

wohin uns diese Kultur des Zynismus, des Verächtlichen, der Grausamkeit führen. Das ist der innere Zusammenhang der beiden Ereignisse.

 

Man mag einwenden, daß sei Politik der Gefühle.

Kommen sie von dieser Seite auch jetzt damit daher?

 

Und doch ist es so, daß die Tierschutzbewegung in einfacher,

aber deshalb umso eindrücklicherer und unmißverständlicherer Art und Weise,

eine Kultur der Zuwendung der Hinwendung zum Leben,

am Leben erhalten, wiedererweckt und neu erschaffen hat.

Ich frage mich, ist es dafür,

warum sie der Staat, oder zumindest Teile des Staates so hassen?

 

Ich habe in dieser Bewegung viele junge, kreative,

selbstlos engagierte Menschen kennengelernt.

Ich frage mich:

Haßt man sie dafür, weil sie vielleicht der Keim

eines neuen gesellschaftlichen Engagements sind,

eines Gefühls, das stärker ist als der Zynismus,

das in der Lage ist, mit und quer zu allen konkreten gesellschaftlichen Verstrickungen

Resonanz in der großen Mehrheit der Gesellschaft zu finden?

 

Umgekehrt muß auch eines klar sein,

wenn es uns hier nicht gelingt,

dieses zerstörerische Getriebe aufzuhalten,

weiß ich nicht, wann das nächste Stoppschild kommt,

an das wir uns anklammern können.

 

Wir lassen uns keine Leute aus der Mitte herausreißen.

Schon gar nicht diese.

Wir werden mehr werden.

Ich appelliere nochmals an alle Verantwortungsträger.

Verhindern sie, dass diese Farce in tragischer Lächerlichkeit endet.

Ich appelliere nochmals an den leitenden Staatsanwalt:

Es ist nie ein Gesichtsverlust,

wenn man sich - auch wenn man sich noch so in einer Sache verfahren hat -

für die Menschlichkeit und die Tierliebe

und gegen die Grausamkeit entscheidet.

 

Danke für Ihre Aufmerksamkeit.