Einer betagten Dame, die sich keinen Smart Meter aufzwingen lassen wollte, wurde während ihres Aufenthalts im Spital von der Linz AG das Warmwasser abgedreht.

Ein Ablehnen des Überwachungsstromzähler Smart Meter durch das gesetzlich geregelte Opt Out bescherte einer betagten Dame eine kalte Dusche. Wie das? Sie hatte mehrmals ihre Ablehnung des elektronischen Stromzähler Smart Meter mittels Opt Out an die Linz Netz Gmbh mitgeteilt. Die Linz AG will aber die Zwangseinführung des Überwachungszählers Smart Meter lückenlos durchsetzen. Daraufhin wurde die Nachtstromlieferung für den Warmwasserboiler der betagten Dame unterbrochen.

Frau A. lebt im Großraum Linz und wird schon längerer Zeit vom Stromlieferanten Linz AG mehrfach bedrängt, doch endlich einen Smart Meter in ihrem Zählerkasten einbauen zu lassen. Frau A. hatte sich eingehend über diesen elektronischen Überwachungszähler informiert und lehnt genau deswegen diesen Smart Meter kategorisch ab. Das teilte sie der Linz Strom Netz Gmbh schriftlich und eingeschrieben mit. Mehrmals, da wiederholt Frau A. bedrängt wurde, nun endlich den Smart Meter einbauen zu lassen.

Während Krankenhausaufenthalt Nachtstrom abgedreht

Die Linz Strom Netz Gmbh setzte für einen Zählertausch auf Smart Meter in ihrem Haushalt im Herbst 2018 einen ultimativen Termin einseitig fest. Daraufhin informierte Frau A. die Linz Strom Netz von ihrem bevorstehenden Krankenhaus- und darauf folgenden Erholungsaufenthalt außerhalb ihrer Wohnung. Nun geschah das wirklich Unfassbare: In ihrer Abwesenheit wurde die Stromversorgung des Nachtstroms für Warmwasserbereitung in ihrem Haushalt abgestellt. Ohne Frau A. davon zu informieren.

Als Frau A. nach Krankenhaus und Erholung nach Hause kam, stellte sie erschüttert fest, dass ein Waschen oder Duschen nun ausschließlich mit kalten Wasser möglich ist. Der Strom für Warmwasser ist von der Linz Strom abgestellt worden. Nach dem Motto: kein Smart Meter, kein Strom. Dieser Umgang mit KonsumentInnen, in diesem Fall StromkonsumentInnen ähnelt jener Praxis, wie wir sie nur aus autoritären Regimen kennen.

Wir stellen seit Jahren fest, dass die StromkundInnen bezüglich Smart Meter entweder gar nicht oder nur sehr lückenhaft informiert werden. Mit mehr oder wenig subtilem Zwang sollen die Menschen unter Druck gesetzt werden, um auf ihr Recht auf ein Opt out zu verzichten.

Und was verspricht die Politik?

Darf Frau A. diesen Smart Meter mittels Opt Out ablehnen, so wie sie es der Linz Strom Netz mehrmals mitgeteilt hat? Ja sicher, beteuern die honorigen PolitikerInnen. Wir zitieren aus den Antwortschreiben auf die Anfrage des Netzwerks „Stopp Smart Meter“:

Bundeskanzler Sebastian Kurz am 18. Juli 2018: „Zwangsmaßnahmen sind in diesem Kontext ausgeschlossen“.

Der Herr Vizekanzler Heinz Christian Strache teilt auf selbige Smart Meter kritische Anfrage am 23.07.2018 mit: „Zwangsmaßnahmen sind den uns vorliegenden Informationen nach in diesem Kontext ausgeschlossen“.

Die Bundesministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus Köstinger antwortete auf selbige kritische Anfrage in Bezug auf Smart Meter wie folgt: „Nach langen und intensiven Vorbereitungen wurde den Wünschen der Strom Endverbraucher nach Wahlfreiheit und Selbstbestimmung bei der Einführung von Smart Meter zur Gänze Rechnung getragen“. Diese Mitteilung der Frau Bundesministerin stammt vom 09. Oktober 2018.

Die Schreiben aus den jeweiligen Büros liegen der Redaktion vor. Der Linz Strom Netz Gmbh offensichtlich nicht, denn diese bemüht sich lebhaft, die Zwangseinführung des Überwachungszählers Smart Meter mit allen möglichen Druckmitteln gegenüber ihren Stromkonsumenten flächendeckend durchzusetzen.

Vielleicht ist es auch den Vertreter des „kleinen Mannes“, Vizekanzler Strache, nicht so wichtig. Es handelt sich ja nur um eine betagte Frau und diese ist ja nicht Mitglied der allmächtigen Industriellenvereinigung. Vielleicht ist es dem Vertreter des wirtschaftsgetriebenen Sozialabbaukanzler Kurz ebenso nicht so wichtig, ob sich eine ältere Dame kalt duschen muss. Einzig wichtig ist, die Normen für Brüssel und die Wirtschaft eifrig zu erfüllen, damit sich ein warmer Geldregen in die Taschen der Großindustrie ergießt.

Vielleicht braucht die herrschaftliche Politik einmal eine kalte Dusche, um die Sorgen und Bedürfnisse des Souverän und Konsumenten zu verstehen.

Rudolf Schober
(31.10.2018)

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