Boris Lechthaler, Vorsitzender der Werkstatt Frieden & Solidarität: "Die § 278 ff bedrohen freie Meinungsäußerung und politisches Engagement. Heute trifft es TierschützerInnen, morgen kann es GewerkschafterInnen, Friedens- und Umwelt-AktivstInnen treffen. Es muss endlich Schluss sein mit der staatlichen Repression unter dem Deckmantel der Terrorparanoia! Dieser Polizei- und Justizskandal muss lückenlos aufgeklärt werden."
Immer deutlicher wird auch, dass die Faktenlage extrem dünn ist. Als Hauptindiz dafür, dass die Tierrechts-AktivistInnen einer „kriminellen Organisation“ angehören, dienen E-Mails, in denen die AktivistInnen Verständnis für Maßnahmen wie Tierbefreiungen äußerten. Den mageren Fakten steht zugleich ein enormen Überwachungs- und Bespitzelungsaufwand gegenüber: Insgesamt wurden 12 Telefone abgehört, 17 Personen rund um die Uhr observiert, zwei Autos mit Peilsendern ausgestattet. Alleine die Telefonfirmen verrechneten den Behörden für die Überwachung 100.000 Euro. Trotzdem dieser Bespitzelungen keinen konkreten Tatverdacht ergaben, wurden am 21. Mai 2008 frühmorgens 23 TierrechtsaktivstInnen aus ihren Betten gerissen, ihre Wohnungen durch Hausdurchsuchungen verwüstet. Über 10 von ihnen wurde die Untersuchungshaft verhängt. 105 Tage lang. Das Innenministerium hat der Firma Kleiderbauer die Gefälligkeit erwiesen und die Tierschützer weggesperrt, damit diese ungestört ihren Pelzgeschäften nachgehen kann. Geschäftsinteressen stehen offensichtlich über dem Versammlungsrecht.
Hintergrund für diese skandalöse Vorgehensweise gegenüber politisch engagierten Menschen ist der § 278 a („Bildung einer kriminellen Organisation“). Dieser Paragraf, der angeblich zur Bekämpfung von Mafiaorganisationen geschaffen wurde, wird nun zur Kriminalisierung von politischem Engagement eingesetzt. Im Jahr 2002 wurde auf Grund eines Beschlusses der EU-Innenminister der § 278 b hinzugefügt („Bildung einer terroristischen Organisation“), in dem die EU-Definition des „Anti-Terrorkampf“ wortwörtlich übernommen wurde. Dieser ist so weit gefasst, dass heute eine Aktion wie die Besetzung der Hainburger Au bereits als „terroristische“ Aktion verfolgt werden könnte.
Fr, 5. September 2008
Demozug durch Innsbruck, Treffpunkt: Triumphpforte, 17 Uhr
GRAZ
Fr, 5. September 2008
Demozug durch Graz, Treffpunkt: Hauptplatz 13, 16 Uhr
SALZBURG
Fr, 5. September 2008
Kundgebung Am Platzl (vor Kleider Bauer), 15-18:30 Uhr
WIEN
Sa, 6. September 2008
Demonstration: § 278a abschaffen!
Stopp der Kriminalisierung von politischen AktivistInnen
Auftaktkundgebung: 14:00 Uhr vor dem Justizministerium
Museumstraße 7, 1080 Wien
Abschlusskundgebung: ca. 16:30 am Ballhausplatz