Hans Linsmaier, ehemaliger Betriebsratsvorsitzener in der voestalpine und Jahrzehnte in der Gewerkschaft aktiv, lädt zu einem Projekt systemischer Innovation ein, um eine sozial gerechtere Gesellschaft zu erreichen. Hier der 3. Teil dieser Serie, in dem er kurz die Systemtheorie von Niklas Luhmann vorstellt.


Systemisch beobachten, analysieren und Aktivitäten setzen für mehr Soziale Gerechtigkeit. Wie geht das? Niklas Luhmann, geboren 1927 in Lüneburg, gestorben 1998 in Oerlinghausen, entwickelte in den 80er Jahres des vergangenen Jahrhunderts die „System Theorie“ über das soziologische und psychologische Verhalten von Menschen in Gesellschaften.

Mit seiner Systemtheorie wollte Niklas Luhmann ein Theoriegebilde erschaffen, das es ermöglicht, sämtliche Bereiche der modernen Gesellschaft zu beschreiben und in ihrer Struktur zu verstehen. Der allgemeingültige Anspruch, den er dabei erhoben hat, ist weniger ein Wahrheitsanspruch, die einzig richtige Theorie zu liefern. Vielmehr bezog sich dieser Anspruch auf die Möglichkeit, die Welt in ihrer Gänze zu erfassen, ohne dabei eine normative Wertung vorzunehmen.

Bei der Entwicklung seiner Theorie ist Luhmann von der Frage motiviert, wie sich innerhalb der komplexen und unüberschaubaren Gesellschaft der Moderne Ordnung erklären lässt - Luhmanns Ziel ist die Beschreibung der einzelnen gesellschaftlichen Systeme. Er geht davon aus, dass jedem gesellschaftlichen System eine Struktur zugrunde liegt, die sich auch in allen anderen Systemen oder Lebensbereichen wiederfinden lässt, seien es Wirtschaft, Bildung, Familie, Religion, Liebe, Recht, Politik oder Massenmedien. 

Zwar liefert die Systemtheorie keine Kritik an der Gesellschaft und enthält sich moralischer Urteile und zukunftsweisender Vorschläge. Dennoch lassen sich laut Luhmann auch aktuelle gesellschaftliche Probleme mit dem systemtheoretischen Ansatz betrachten. Steigende Arbeitslosenzahlen zum Beispiel ließen sich daraufhin überprüfen, ob sie die Folge eines Konjunktureinbruchs und damit eine Frage der Zeit sind, oder ob ihr strukturelle, systemimmanente, und damit dauerhafte Ursachen zugrunde liegen.

Die Reduktion der Komplexität ist für Luhmann eine elementare Voraussetzung für soziologische Forschung, denn die Welt sei äußerst komplex, doch die menschliche Aufmerksamkeitsspanne nur sehr gering. Während ein System untersucht wird, werden die anderen „abgeschattet“, nicht betrachtet. 

In den 1968er Jahren gab es viel Kritik von den Linken, da er eher als konservativ angesehen wurde, und keine Lösungen für soziale Problem präsentierte. Aber auf der anderen Seite - nach dem Prinzip von SEHEN, URTEILEN, HANDELN des belgischen Arbeiterpriesters und Gründer der Katholischen Arbeiter Jugend Josef Cardijn, ist einmal das SEHEN die beste Voraussetzung für Urteile bilden und handeln.

Aus dieser Systemtheorie entwickelten sich dann die Systemische Psychotherapie und die Systemische Unternehmensberatung und Systemische Sozialarbeit.


Quellen:

https://www.ndr.de/geschichte/koepfe/Soziologische-Systemtheorie-von-Niklas-Luhmann-ein-Ueberblick,luhmann132.html

https://www.bayerisches-buendnis-fuer-toleranz.de/wp-content/uploads/Broschüre-2022-Rechtes-Reden-rechtes-Denken.pdf

https://de.wikipedia.org/wiki/Niklas_Luhmann

https://www.dgsf.org/themen/systemisch-forschen