ImageDas Amerlinghaus, ein Ort vieler kritischer Veranstaltungen, ist den Rathausspitzen offensichtlich ein Dorn im Auge. Über die finanzielle Austrocknung sollte das Kulturzentrum Spittelberg im Amerlinghaus in der jetzigen Form abgewürgt werden. Durch breiten Widerstand und eine Welle der Solidarität konnten diese Pläne der Wiener Stadtregierung - zumindest vorerst - abgewehrt werden. Wir bringen einen Brief der Betreiber des Kulturzentrums im Amerlinghaus.



Liebe Hausgruppen und Freund_innen des Kulturzentrum im Amerlinghaus!
 

Der Herbst 2011 war für das Kulturzentrum Spittelberg im Amerlinghaus eine sehr turbulente Zeit. Wie bereits in den Jahren zuvor reichte die Jahressubvention aufgrund der seit vielen Jahren nicht erfolgten Wertanpassung für die letzten drei bis vier Monate des Jahres nicht mehr aus. In den im Oktober erfolgten Gesprächen mit der Magistratsabteilung 13 über ein Schreiben an die Bank zur Freigabe eines Überbrückungskredites stellte sich plötzlich heraus, dass die MA 13 den Plan hatte, das Kulturzentrum Spittelberg im Amerlinghaus in der jetzigen Form nur mehr bis Ende Juni 2012 zu finanzieren. Für die Zeit danach gab es vage Pläne, einerseits einen Teil der Gruppen aus dem Haus auszusiedeln und über Wien zu verstreuen und andererseits nur mehr höchstens einen Arbeitsplatz im Verein Kulturzentrum Spittelberg zu finanzieren. Das Schreiben an die Bank zur Freigabe eines Überbrückungskredites wurde an die Bedingung geknüpft, dass der Vereinsvorstand dieser so genannten "Neu-Orientierung" zustimmen hätte müssen.

Das brachte den Vorstand des Vereins Kulturzentrum Spittelberg in eine äußerst prekäre Lage, da er ja für die laufend höher werdenden ausstehenden Rechnungen haftete und der Verein sozusagen am Rande des Konkurses stand. Im November 2011 spitzte sich die Lage nochmals zu: Gehälter konnten nicht ausbezahlt werden, in Teilen des Hauses gab es keinen Strom, im Infobüro eine Woche lang weder Internet- noch Telefonverbindung.

Diese existenzbedrohende Situation konnte durch die gemeinsame Öffentlichkeits- und Mobilisierungsarbeit von Seiten des Vorstandes, der Hausgruppen und der Mitarbeiterinnen, die eine Welle der Solidarität zur Folge hatte, abgewendet werden. Presse- und Fernsehberichte, eine wahre Flut von Protestmails an die zuständigen StadtpolitikerInnen sowie eine Demonstration am 29.11.2011 bewegten die roten und grünen StadtpolitikerInnen zum Einlenken. Wir danken all jenen noch einmal besonders herzlich, die sich auf irgendeine Weise an der Kampagne zum Erhalt des Kulturzentrums Spittelberg im Amerlinghaus beteiligt haben: Ihr wart großartig … Solidarität ist mehr als nur ein Wort!

In der Gemeinderatssitzung vom 16.12.2011 wurde mit den Stimmen der SPÖ und der Grünen eine außerordentliche Subvention in der Höhe von € 260.000,- für das Jahr 2012 für den Verein Kulturzentrum Spittelberg beschlossen. Das bedeutet zunächst einmal, dass die ausstehenden Gehälter der MitarbeiterInnen über den Umweg eines erhöhten Überziehungsrahmens bezahlt wurden sowie die offenen Rechnungen des Jahres 2011 schrittweise beglichen werden. Die Subvention selbst wird voraussichtlich noch im Jänner 2012 ausbezahlt werden. D.h. dass der Fortbestand des Kultur- und Kommunikationszentrums für das erste Halbjahr 2012 gesichert ist. Weiters wurde uns eine Entschuldung sowie die Sicherung des Betriebes über Juni 2012 hinaus in Aussicht gestellt. Über die Bedingungen dafür steht unser Verhandlungsteam, das aus VertreterInnen des Vorstandes, der Hausgruppen und der Mitarbeiterinnen besteht, mit der Magistratsabteilung 13 in laufenden Verhandlungen, über deren Fortgang wir Euch/Sie im nächsten Jahr informieren werden. Momentan ist jedenfalls keine Rede mehr von Personalkürzungen bzw. davon, dass wir weitere Teile des Hauses für eine kommerzielle Nutzung freimachen sollen. Die Frage der Sanierung sowie einer Mietreduktion durch die Gesiba, die unseren Informationen zufolge bereits beträchtliche Rücklagen aus den Mieten für das Amerlinghaus gebildet hat, ist noch offen und wird nächstes Jahr in Angriff genommen werden. Die Frage der Valorisierung der Jahressubvention ist ebenfalls noch nicht wirklich ausreichend geklärt. Wir sind jedoch der Ansicht, dass sich die Situation des Kulturzentrums Spittelberg im Amerlinghaus im Vergleich zu den angekündigten drastischen Einschnitten vor etwa zwei Monaten wesentlich verbessert hat und wir (gemeinsam mit Euch/Ihnen allen) einen kleinen Erfolg errungen haben.

Wir wissen, dass wir in der Frage der Art und Weise unseres Weiterbestandes weiterhin widerständig, kreativ und auch solidarisch mit vielen anderen kulturellen und sozialen Projekte und Initiativen, die vom Aus bedroht sind, sein werden müssen und wollen.  

Auf ein kämpferisches Jahr 2012!
Für das Recht auf Stadt!
Gegen die Kommerzialisierung des öffentlichen Raumes! 
Kulturzentrum im Amerlinghaus bleibt! 

Kulturzentrum Spittelberg im Amerlinghaus
Stiftg. 8 A-1070 Wien
Tel.: 01 523 64 75 
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! www.amerlinghaus.at

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