Ein „kleines“ Beispiel dafür, dass was am großen System nicht stimmt.
Linz hatte bis 2021 ein gemeindeeignes Stadion auf der Gugl, das in früheren Zeiten Austragungsort für die Fußballspiele von zwei Bundesliga-Klubs war und auch LeichtathletInnen für das Trainieren und für Veranstaltungen auf internationalem Niveau zur Verfügung stand. 2012 wurde das Stadion um 32 Millionen generalsaniert. Doch 2021 begann der neoliberale Wahnsinn. Das teuer sanierte Stadion wurde abgerissen. An seiner Statt wurden zwei Stadien aus dem Boden gestampft, die als private Spielstatt nur mehr für jeweils einen Verein dienen. Die Kosten sind enorm: knapp 100 Millionen für die Raiffeisen-Arena des LASK und über 40 Millionen für das „Personal-Hofmann-Stadion“ im Donaupark. Rund die Hälfte dieser Kosten von über 140 Millionen Euro trägt die öffentliche Hand (Land bzw. Stadt Linz), also die SteuerzahlerInnen. Der Gesamtnutzen der beiden – nun mehr de facto privatisierten - Stadien ist geringer als der des gemeindeeigenen Stadions zuvor, weil für die Leichtathletik auf der Gugl kein Platz mehr ist. Um das zu kompensieren, werden nun wieder mit erheblichen öffentlichen Mitteln (und viel Naturzerstörung) neue Athletik-Anlagen errichtet (sh. Freinberg).
Doch mit der Verschwendung öffentlicher Mittel endet diese Groteske nicht. Auch die Klimabilanz ist bedrückend, denn der Bau solcher Stadien verschlingt viel Beton und Stahl. Etwas über den Daumen gepeilt wurden allein für Beton und Stahl für diese beiden Stadien rd. 25.000 Tonnen CO2 freigesetzt (dazu müsste man freilich noch vieles andere hinzuzählen: unzählige LKW-Fahrten, weiteres Baumaterial, Bauenergie …). Wiederum etwas über den Daumen gepeilt, entsprechen diese 25.000 Tonnen dem CO2, das der gesamte Linzer Grüngürtel – 1.724 Hektar Wald – in 2 1/2 Jahr zu binden in der Lage ist. So schaut´s aus mit der „Klimahauptstadt“ Linz.
Resümee: Dutzende Millionen an Steuergeldern werden verpulvert, zehntausende Tonnen Treibhausgase werden emittiert, um letztlich mit zwei privaten Stadien weniger sportlichen Nutzen zu schaffen als vorher mit einem, das der Gemeinde gehörte und verschiedenen Sportarten zur Verfügung stand. Triebkraft für diesen Unfug ist die Dominanz partikularer Interessen – von Bauwirtschaft und Banken sowie einer abgehobenen Politik- und Sportkaste, die mit ersteren verbandelt ist. Ein „kleines“ Beispiel dafür, dass was am großen System nicht stimmt.
Christan Leckschmidt
Gerald Oberansmayr