Rede von Christian Eder (Mauthausen Komitee St. Valentin) bei der Kundgebung "Keine Förderung für Rechtsextremismus" am 2.12. in Linz. Bei dieser Kundgebung wurden Landesregierung und Landtag aufgefordert, endlich die Landesförderung für die rechtsextremen Burschenschaften in Oberösterreich zu beenden.
"Oh du alte Burschenherrlichkeit
Wohin bist du entschwunden
Nie kehrst du wieder, gold`ne Zeit
So frei und ungebunden
Wir zogen mit gesenktem Blick
In das Philisterland zurück
Oh jerum, jerum, jerum
Oh quae mutatio rerum!"
Dieses Lied haben wir im Gymnasium in Linz noch gesungen und uns nichts dabei gedacht. Jetzt aber denke ich mir einiges.
„Ostmark zu Linz“. „Germania zu Ried“. „Donauhort zu Aschach“, „Eysn zu Steyr“. Noch Fragen?
Ja, ich hätte schon noch Fragen. Zum Beispiel an Herrn Landeshauptmann Stelzer. Über 100 000 Euro Förderung für dieses Gedankengut? Quo usque tandem, Stelzere, abutere patientiam nostram? Wie lange noch, Stelzer, wirst du unsere Geduld missbrauchen?
Wahrscheinlich so lange, als der Herr Landeshauptmann seinen blauen Koalitionspartner benötigt. So viel zum Thema Politik und Moral. Mitte- Rechts- Politik ohne Anstand.
Manfred Haimbuchner ist Burschenschafter (Corps Alemannia Wien zu Linz, der im Dritten Reich auch ein gewisser Horst Wessel angehörte). Zu seinen Gunsten sei gesagt, dass er keinen erkennbaren Schmiss trägt und außerdem nicht sehr germanisch aussieht. Im Dritten Reich kursierte folgender Flüsterwitz:
Wie sieht der ideale Deutsche aus? So blond wie Hitler, so hochgewachsen wie Goebbels, so schlank wie Göring, so keusch wie Röhm, und heißen muss er Rosenberg.
Wenn wir schon beim Aussehen sind: Gottfried Küssel ist zu danken. Wenn so die angeblichen Herrenmenschen aussehen, wie müssen da erst die so genannten Untermenschen beschaffen sein?
Aussehen, die zweite. Die schlagenden Burschenschafter verstümmeln einander die edlen arischen Antlitze mit Säbelhieben. Angesichts des ästhetisch meist ziemlich mittelmäßigen Ausgangsmaterials ist das allerdings kein großer Schaden für die Menschheit.
Die deutschnationalen Burschenschafter treten in der Öffentlichkeit gerne „in voller Wichs“ auf, wie es in ihrer Diktion heißt, mit Deckel, Schärpe und Säbel. Folglich darf man sie mit Fug und Recht als „volle Wichser“ bezeichnen.
Oberösterreich heißt nicht mehr Oberdonau. Das scheinen die herrlichen Burschen aber noch nicht begriffen zu haben. Als ehemaliger Geschichtslehrer muss ich ihnen ein glattes Nichtgenügend geben. Hätten wir noch eine Betragensnote, so wäre es mindestens ein mangelhaft.
Die Burschenschaften sind ein Anachronismus. Im Grunde sind sie ein lächerlicher Verein, eine verschwindende Minderheit von etwa 0,04 Prozent der österreichischen Bevölkerung, der sie aber eigentlich gar nicht angehören, weil sie ja deutsch sein wollen.
In Oberösterreich üben sie aber via FPÖ nicht geringen Einfluss auf die Landespolitik aus. Die FPÖ, deren Gründer Anton Reinthaller hochrangiger SS- Mann war, kommt aus dem braunen Sumpf und steckt nach wie vor tief drinnen. Das zeigen die mittlerweile über 70 so genannten „Einzelfälle“.
Wohin gehört die FPÖ samt den schlagenden Burschenschaften? Auf den Misthaufen der Geschichte. Mögen sie dort in Unfrieden ruhen.
Das walte Wotan! Er sei mein Schwurzeuge. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.