ImageDas Schloss Hartheim in Oberösterreich fungierte von 1940 bis Ende 1944 als die größte und wichtigste Euthanasieanstalt, in der vom NS-Regime aus rassistischen, aber auch materiellen Gründen der Massenmord an geistig und körperlich behinderten Menschen durchgeführt wurde. Insgesamt wurden 30.000 Menschen in der Gaskammer des Schlosses Hartheim ermordet. Ein kurzer Bericht von Rudi Schober über den Besuch der Lern- und Gedenkstätte Schloss Hartheim.

Das schöne Wetter und die erfrischende Radtour über die Donau zum Schloss Hartheim zu unserer Veranstaltung „Wieder das Vergessen“ zur sog. „Aktion T 4“ (siehe unten) ist wieder mal gut bei antifaschistischen Menschen angekommen. Als sehr interessant erwies sich die sachkundige Einleitung und Erläuterung in der Lehr- und Gedenkstätte zum Thema Euthanasie und Wert allen Lebens. Das grauenhafte Verwerten des Menschen als Wirtschaftsgut und deren Vernichtung als „unproduktives“ und „unwertes“ Leben zeigt, wohin sich rechtsorientiertes Gedankengut mit ungezügeltem Profitdenken bewegt. Darum sind wir alle aufgerufen, solchen Tendenzen entschieden entgegenzutreten um das soziale und solidarische Zusammenleben der Menschen zu garantieren. Als besonders wohltuend erwies sich der darauf folgende Besuch einer Integrierten Werkstätte des Institutes Hartheim. Überrascht von deren Kreativität und Leistungsvielfalt wurde uns bewusst, welch positive Auswirkung  ein gefühlvoller und einfügsamer Umgang auf diese Menschen hat.

Darum nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg, für ein solidarisches Zusammenleben aller Menschen. Wir bedanken uns herzlich bei der Ortsorganisation SPÖ Alkoven für die Einladung in die Gedenkstätte Hartheim und den darauffolgenden Besuch der Integativen Werkstätte.

Rudi Schober

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Aktion T4

Im Oktober 1939 wurde aufgrund einer auf den 1. September 1939 rückdatierten »Ermächtigung« des Führers Adolf Hitler, die keinerlei Gesetzeskraft oder Legalität hatte, das Programm zur Tötung von  geistig und körperlich behinderten Erwachsenen aufgenommen. Im Rahmen dieser von der »Kanzlei des Führers« organisierten Mordaktion (nach der Adresse Berlin, Tiergartenstraße 4, »T4« genannt) wurde ein Großteil der AnstaltpatientInnen im Deutschen Reich in sechs Euthanasie-Anstalten – Brandenburg, Bernburg, Grafeneck, Hadamar, Hartheim und Sonnenstein – abtransportiert und dort mit Giftgas getötet.Im Mai 1940 setzte in Hartheim bei Linz der Massenmord ein. Die »T4«-Opfer wurden auf der Grundlage der vom Reichsinnenministerium angeordneten Patientenmeldungen aus allen Heil- und Pflegeanstalten von ärztlichen »Gutachtern« unter dem Gesichtspunkt der Brauchbarkeit und Arbeitsfähigkeit für die Tötung ausgewählt. Der von einer eigenen Organisation (»Gekrat«) bewerkstelligte Transport erfolgte per Bahn bzw. in Autobussen nach Hartheim. In die Aktion »T4« waren auch Pfleglinge kleinerer, meist kirchlicher Anstalten und – über den Kreis der Geisteskranken hinaus – auch Insassen von Pflege- und Altersheimen einbezogen. Im Zuge der Aktion »T4« kamen in der Gaskammer von Schloss Hartheim nach Angaben der so genannten Hartheimer Statistik 18.269 Menschen mittels CO-Gas (Kohlenmonoxyd) um (1). Zur Täuschung der Angehörigen dienten systematisch verfälschte Todesdaten der Opfer, welche die »T4«-Organisation auch dazu nutzte, Pflegegelder in beträchtlicher Höhe zu erschwindeln. Insgesamt – errechnete ein »T4«-Statistiker – ersparte sich der deutsche Staat durch die Ermordung von 70.000 AnstaltspatientInnen 885 Millionen RM (3 Milliarden EUR) für einen 10-Jahres-Zeitraum. Nach dem offiziellen Stopp der Aktion im August 1941 diente Hartheim weiterhin als Vergasungsstätte für mindestens 8.000 Häftlinge der KZ Dachau, Mauthausen und Gusen ("Aktion 14f13") sowie für arbeitsunfähige "OstarbeiterInnen". (Quellen: DÖW, http://gedenkstaettesteinhof.at/)

(1)   Laut dieser Statistik wurden in der Tötungsanstalt Hartheim in 16 Monaten zwischen Mai 1940 und dem 1. September 1941 insgesamt 18 269 Menschen in einer Gaskammer ermordet. Diese Statistik umfasst lediglich die erste Mordphase der Aktion T4, die auf eine Anordnung Hitlers hin mit dem Datum 24. August 1941 abgeschlossen wurde. Insgesamt wird die Anzahl der Ermordeten im Schloss Hartheim auf über 30.000 geschätzt. Unter den Ermordeten waren Kranke, Behinderte sowie Häftlinge aus Konzentrationslagern.

Siehe auch:
http://de.wikipedia.org/wiki/NS-T%C3%B6tungsanstalt_Hartheim
http://www.schloss-hartheim.at/index.asp?peco=&Seite=266&Lg=1&Cy=1&UID=
http://de.doew.braintrust.at/m22sm109.html