Die Solidarwerkstatt Österreich ist solidarisch mit dem Kampf der EisenbahnerInnen und ihrer Gewerkschaft um höhere Löhne. Die geforderte Lohnerhöhung ist kräftig – und das ist auch gut so!


Die Solidarwerkstatt Österreich ist solidarisch mit den Gewerkschaften, die derzeit um höher Löhne und Gehälter kämpfen. Besonders erfreulich finden wir, dass die EisenbahnerInnen diesmal mit einer kräftigen Erhöhung der Sockelbeträge in die Verhandlungen gegangen sind. Das ist ein wichtiger Beitrag, der wachsenden Spreizung der Einkommen innerhalb der ArbeitnehmerInnen, die durch prozentorientierte Lohnerhöhungen anwachsen, entgegenzuwirken.

Wirtschaftskammer und unternehmernahe Ökonomen ereifern sich über die hohen Lohnforderungen der Eisenbahnergewerkschaft und den 24-stündigen Warnstreik, mit dem die Beschäftigten ihrer Forderung Nachdruck verliehen haben. Ja, die Lohnforderungen der EisenbahnerInnen sind kräftig. Und das ist gut so, denn...

… auch die Inflation ist kräftig angestiegen. Die offizielle Inflation von rd. 10 Prozent unterschätzt zudem die Teuerung für die BezieherInnen kleinerer Einkommen, da gerade die Ausgaben für das Alltagsleben (Wohnen, Energie, Lebensmittel) überdurchschnittlich teurer geworden sind. Das Momentum-Institut hat berechnet, dass die Inflation für Single-Haushalte im oberen Einkommenszehntel bei 5,6% liegt, bei Niedrigverdienern mit überdurchschnittlichen Energiekosten dagegen bei 14,7%, also bei dem mehr als dem Doppelten.

Grafik BIP Loehne

… die Löhne und Gehälter haben einen massiven Aufholbedarf: Seit Mitte der 90er Jahre – nicht zufällig seit dem EU-Beitritt – wurden die ArbeitnehmerInnen-Einkommen von der Wirtschaftsentwicklung abgekoppelt (sh. Grafik oben). Laut Einkommensbericht des Rechnungshofes lag das mittlere ArbeiterInnen-Einkommen (Median) inflationsbereinigt im Jahr 2019 um 7% unter dem des Jahres 1998. Besonders schlecht hat sich die die Situation für die niedrigen Lohneinkommen entwickelt. Das unterste Zehntel (1. Dezil) der ArbeiterInnen-Einkommen lag inflationsbereinigt 2019 um 39 Prozent unter dem des Jahres 1998 (sh Grafik unten). Diese Entwicklung ist nicht nur unsozial, sie hat auch maßgeblich zur wachsenden wirtschaftlichen Krisenhaftigkeit der letzten Jahrzehnte beigetragen.

Grafik erstes Dezil

… es ist wichtig, dass Gewerkschaften wie die der EisenbahnerInnen, die über einen hohen Organisationsgrad verfügen, Kampfmaßnahmen einsetzen, um kräftige Lohnerhöhungen durchzusetzen. Das stärkt letztlich alle ArbeitnehmerInnen-Gruppen, auch jene, die in nicht so gut organisierten Bereichen arbeiten. Lassen wir uns daher nicht auf ein Teile-und-Herrsche-Spiel ein. Solidarität mit den Streikenden stärkt alle.

… wenn wir Klimaschutz ernst nehmen, muss die Eisenbahn massiv ausgebaut werden: neue Bahnlinien, Taktverdichtung, Ausbau der Gütertransports auf der Schiene uvm. Das erfordert auch viel mehr zusätzliches Personal. Attraktive Arbeitsbedingungen sind eine wichtige Voraussetzung dafür.

Glück auf!

(1. Dezember 2022)