ImageZwischen 2007 und 2011 sank die Lohnsumme bei der Post AG um 70 Millionen. Gleichzeitig wurden 661 Millionen an Dividenden ausgeschüttet. Das Resümee von Postgeneral Pölzl: "Die Lohnkosten fressen uns auf." Rudi Schober antwortet dem Realitätsverweigerer und Zyniker.



Montag, 26.03.2011, ein denkwürdiges Datum in den Annalen der Österreichischen Post AG. Zum wiederholten Male gibt Österreichs Oberster Posträuber (Generaldirektor), Georg Pölzl, mit tiefen Furchen im Gesicht bekannt, „die Kosten laufen davon“. Darum müsse wieder einmal im teilprivatisierten Postunternehmen restrukturiert und tiefe Einschnitte vorgenommen werden.

Hier sein Zitat aus der Managerzeitschrift „Trend“, Aprilausgabe 2012:

„Wen wir nicht vor allem auf Technischer Ebene effizienter werden, fressen uns alleine die kollektivvertraglichen Steigerungen der Personalkosten auf“.

Eine wahrlich dreiste Aussage. Es scheint der marktliberalen Wahrnehmung des Hrn. Pölzl entgangen zu sein, dass beim Abbau von über 10.000 Postbediensteten in den letzten 10 Jahren die Lohnkosten doch drastisch zurückgegangen sein dürften, die Anzahl der von Arbeitslosigkeit betroffenen aber durch solche Personalkürzungen zu Lasten der Allgemeinheit gestiegen sind. Dasselbe beim Schließen von über 1.300 Postämtern vornehmlich im ländlichen Bereich, die nun keinerlei Betriebskosten mehr auflaufen lassen, dafür aber alle Bürger/Innen dazu zwingen, in ein entfernteres Postamt/Partner zu fahren/laufen, auf eigene Kosten. Dazu sind mit den letzten Tarifreformen die Preise für die KundInnen erheblich angehoben worden. Die nächsten Einschnitte für die KundInnen kündigt der oberste Posträuber in gewohnt marktwirtschaftlicher Manier an. So soll in Zukunft der einfache Brief wie gewohnt am nächsten Tag nur mehr dann zugestellt werden, wenn er mit der teuren „Premium“ Kategorie versandt wird, der wirklich einfache Brief wird länger der Zustellung harren müssen, obwohl der Tarif kürzlich kräftig angehoben wurde.

Während die Beschäftigten und die KundInnen der Post verlieren, schaut die Bilanz für die Aktionäre der Post und den Post-Vorstand ganz anders aus

Dazu ein paar Zahlen aus den Geschäftsberichten der Post AG:

- zwischen 2007 und 2011 wurden 661 Millionen an Dividende ausgeschüttet, im selben Zeitraum wurde aber „nur“ ein Gewinn von 560 Millionen Euro erwirtschaft. D.h. Um die Aktionäre zu mästen wurde in den letzten fünf Jahren 18% oder 101 Millionen Euro mehr an Gewinn ausgeschüttet als erwirtschaftet, sprich die wirtschaftliche Substanz des Unternehmens wurde durch Pölzl und Co ausgeräumt. Besonders dreist trieb das Post-Management in den Jahren 2007/08: 2007 wurde um 37% mehr Geld an die Aktionäre ausgeschüttet wurde, als Gewinn erzielt wurde; 2008 war es sogar um 42% mehr. Selbst sehr wirtschaftsfreundliche Medien wie das „Wirtschaftsblatt“ bezeichnen die Post als „Dividendenkaiser“ (Kompakt“ März 2010), der mit einer Dividendenrendite mit 7,11% europaweit fast unerreichte Spitze sei.

- Im Zeitraum 2007 bis 2011 sank die Lohn- und Gehaltssumme aller bei der Post Beschäftigten um 6,3%; das entspricht Lohneinsparungen in der Höhe von rd. 70 Millionen Euro in diesen fünf Jahren. Wir resümieren: 70 Millionen weniger für die Beschäftigten aber Rekord-Dividenden von 661 Millionen für die Aktionäre.

- Doch damit nicht genug: Pölzl und Co durften dafür, dass sie die Aktionäre kräftig füttern, auch selbst gehörig zum Futtertrog. Während nämlich zwischen 2007 und 2011 die Lohnsumme um 6,3% sank, stiegen die Vergütungen in diesem Zeitraum für den Post-Vorstand um sage und schreibe 84%.

Postgeneral Pölzl ist entweder pathologisch realitätsfremd und/oder grenzenlos zynisch. Wir möchten daher seine dreiste Aussage vom Kopf auf die Füße stellen und ihm folgendes mitteilen:

„Ja, die Kosten laufen davon, aber nicht für die Löhne, sondern für das Bedienen der Aktionäre! Wenn wir nicht vor allem auf solidarischer Ebene nicht effizienter werden, fressen uns alleine die marktradikalen Steigerungen der Dividende an Aktionäre die Post auf.

Darum  fordern wir die Rückführung der Post in öffentliches Eigentum.

Darum  fordern wir die Erhaltung und den Wiederaufbau der Ländlichen Postinfrastruktur.

Darum fordern wir Postämter statt Postpartner.“

Rudi Schober