ImageUm den Widerstand gegen geplante Postamtsschließungen auszubremsen, hat das Postmanagement eine neue Taktik entwickelt: Die Postämter werden bei Nacht und Nebel ohne Information für Gemeinden und Bedienstete zugesperrt.


Althergebracht wurden Posträuber nach der Schandtat des Raubes am Gut der "kleinen" Leute, allerorts gesucht und diese, nachdem man ihrer habhaft wurde, sodann auf Kosten der Allgemeinheit hinter Gitter gebracht, wo sie ihre Verbrechen abarbeiten durften. In Österreich hat sich das mit der Postliberalisierung geändert. Hierzulande wird nun der neue Anführer der Posträuber, Post AG-Chef Georg Pölzl, mit unüblich hohem Honorar für das Schließen der Postämter belohnt.  Dieser Raub am öffentlichen Gut wurde bislang – als Großtat für den Gewinn der Aktionäre - lauthals angekündigt.

Dabei kam es ab und an vor, dass der geplante Postraub von engagierten Bürgern vor Ort vereitelt werden konnte. So konnte z.B. das Postamt Linz/Muldenstrasse durch den Widerstand der Bevölkerung verhindert bzw. aufgeschoben werden. Um das zu verhindern, haben bestbezahlten Posträuber Österreichs ihre die Strategie nachhaltig verändert. Auf leisen Sohlen, bei Nacht und Nebel werden die Postämter, unangekündigt für Gemeinden und Postbedienstete, überfallsartig zugesperrt. So auch im April 2010. Als der Postbedienstete im Postamt Wilhering PLZ 4073 am Morgen seinen Dienst antreten wollte, starrte er fassungslos auf das Schloss der Eingangstür. So sehr er sich bemühte, sein Schlüssel passte nicht mehr. Das Schloss wurde in der Nacht heimlich ausgetauscht und das Postamt geschlossen. Der nun ehemalige Mitarbeiter wurde seines Arbeitsplatzes und viele, vor allem auch ältere KundInnen, eines weiteren Nahversorgers beraubt. 

Diese Hinterhältigkeit wurde andernorts aber noch übertroffen. Bei Nacht und Nebel wurde auch das Postamt Neumarkt am Wallersee PLZ 5202 der Öffentlichkeit vom obersten Posträuber im Juli 2011 weggenommen. Sah es noch im Winter 2010/11 so aus, als könnte der geplante Postraub noch verhindert werden, so verschlug die Dreistigkeit, mit der die Räuber nun agierten den Bewohnern von Neumarkt den Atem. Mit neuer Taktik, von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, wurde die Bawag-Filiale von der ansässigen Postfiliale wegen angeblicher Unrentabilität getrennt und ins benachbarte Strasswalchen abgesiedelt, um die Menschen von Neumarkt wenig später dann auch noch um ihr Postamt zu bringen. Der nachfolgende Leichenfledderer, der Postpartner ADEG, leistet jetzt Dienste im Namen von Post und Bawag, ungustiöser Weise neben der Wurstabteilung. Doch dem Raub kein Ende - weitere Postämter stehen auf der Räuber Liste: z.B. zwei Postämter in Steyr, jeweils eines in Ansfelden und Leonding bei Linz, uvm.

Die Leistungen dieser „Postpartner“ sind – wie eine Studie der AK Tirol feststellte, zum Teil desaströs. Viele Gemeinden müssen feststellen, dass die Versprechungen, die Postpartner würden einen würdigen Ersatz darstellen, eben doch nur Versprechen waren. In über 1.200 Fällen haben bisher Gemeinden und Städte ihre Postämter verloren, und viele Postpartner geben diese für sie unvorteilhafte Partnerschaft wieder auf.

Dieses Rauben und Aufgeben ist der neoliberalen EU- Logik geschuldet, welche Profitmaximierung auf Kosten der Lohnabhängigen und Kleinunternehmen betreibt. Anstelle eines Postamtes mit mehreren Bediensteten tritt ein Postpartner, der mit einem Pauschalbetrag von EUR 15.000,- abgespeist wird. Für „Sonderleistungen“ wie Pakete oder sonstiges „Postfremdes“ gibt es ein „üppiges“ Sonderhonorar. Postdienstleistungen zwischen Tanken, Wurtsemmelschneiden und Gemüsewägen verlieren zwangsläufig an Qualität und Vertrauenswürdigkeit. Das Resultat: 80% bis 85% des Umsatzes geht verloren, wenn ein Postamt durch einen Postpartner „ersetzt“ wird.
 

Übrig bleibt nach diesen Raubzügen eine Wüstenei ohne Postinfrastruktur und lange Wege der postalischen Enthaltsamkeit. Damit muss Schluss sein, wir fordern

- Stopp dem Beschäftigungsabbau und der Postamtsschließungen!
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Rücknahme der Teilprivatisierung der Post, damit in diesem wichtigen Bereich der Daseinsvorsorge wieder von einer Politik der maximalen Dividende zu einer Politik der bestmöglichen Bedürfnisbefriedigung - für alle bis zur letzten Adresse - umorientiert werden kann.
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Aussetzen der EU-Liberalisierungsrichtlinien im Postbereich in Österreich!
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Volksabstimmung über diese Maßnahmen, denn: was alle betrifft, soll auch von allen entschieden werden. 

Rudi Schober