Während die Post gewaltige Dividenden an die Aktionäre ausschüttet, werden immer mehr Postämter zugesperrt. An ihrer Stelle sollen sog. „Postpartner“ gefunden werden – sehr zu Lasten der Qualität der Beschäftigung als auch der Dienstleistung. Zu den Hauptleidtragenden zählen die BürgerInnen in den Gemeinden. Umso erschütterndes ist es, dass nun Gemeindebundpräsident Mödlhammer diese Strategie des Postmanagements effektiv unterstützt. Statt sich gegen die Postämterschließungen zu wehren, ruft er die Gemeinden und Bürgermeister auf, „Postpartner“ für die Post zu finden.
Mit dem Umsetzen des EU-Postmarktliberalisierungsgesetzes wurde die Österreichische Post teilprivatisiert, Beschäftigte entlassen oder in Kettenverträgen geknebelt und die Anzahl der Postämter von 2468 im Jahr 2000 auf derzeit 1125 derzeit gesenkt. Solche Postfilialen will das Postmanagement durch sog. „Postpartner“ ersetzen, also Tankstellen, Trafiken, Bäckereien, Lagerhäuser sollen die Aufgaben der Post vor Ort übernehmen. Eine Strategie, die nicht nur auf Kosten der Beschäftigten, sondern auch auf Kosten der Qualität und Sicherheit der Postdienstleistungen geht. Denn es geht um eine Dienstleistung, die lange Erfahrung und entsprechend eingearbeitetes Personal voraussetzt; es sind persönliche, dem Postgeheimnis unterliegende Sendungen zu überbringen. Auch der Zahlungsverkehr, der sonst im Amt abgewickelt wird, ist am Ladentisch keiner Vertraulichkeit unterzogen. Würden Sie Ihre Geldgeschäfte, welche üblicherweise in einer Bankfiliale abgehandelt werden, beim Bäcker am Morgen, bei Billa zu Mittag oder an der Tankstelle am Abend tätigen wollen?
Gleichzeitig zeigt die bisherige Praxis, dass diese Postdienstleistungen nicht einfach nebenbei bewältigbar sind – ca. ein Drittel der bisherigen „Postpartner“ haben bereits wieder das Handtuch geworfen. Die Versorgung in der Fläche stirbt langsam aber unaufhörlich ab. Die „Postpartner“-Strategie dient als Placebo, um diesen Kahlschlag anfangs noch etwas zu übertünchen.
Umso erschütternder ist, dass Gemeindebundpräsident Mödlhammer sich nun zum Fürsprecher dieser neoliberalen Zusperrstrategie auf Kosten von Beschäftigten und KundInnen macht und die Gemeinden aufruft, Postpartner als Ersatz für die Post zu suchen, statt Widerstand gegen die Postfilialenstreichungen zu leisten. Wir lesen in der Öberösterreichischen Gemeindezeitung vom Februar 2010 bei Präsident Mödlhammer: „Das Ziel ist, dass es bald in jeder Gemeinde eine Poststelle gibt, auch in jenen, in denen es bisher kein Postamt gab. Es ist vor allem aber auch ein Chance zur Belebung des ländlichen Raums.“ Wir einfachen Gemeindevertreter/Innen fragen uns nun, wozu muss ein Postamt zugesperrt werden, um sogleich eine Poststelle aufzusperren zu können und wieso gab es Gemeinden, welche keine flächendeckende Postversorgung hatten? Nachdem Österreichweit trotz Postpartnerstellen es um 716 Postämter weniger gibt, können wir nur vom größten Postraub in der Geschichte Österreichs sprechen. Nach diesem Kahlschlag in der Fläche wird es Versorgungswüsten geben, die Hr. Mödlhammer durch die Sonnenbrille sieht.
Es kommt der Verdacht auf, dass hier dem neuen Postgeneraldirektor Georg Pölzl beim Zerschlagen der noch öffentlichen Post und Ihrer Infrastruktur kräftig unter die Arme gegriffen wird. Pölzl hat ja schon bei der „beinharten“ Beraterfirma Mc. Kinsey gearbeitet und dort gesehen, dass Betriebe sanieren schon mal „tiefe Schnitte ins Kranke“ bedeuten. Seit drei Jahren schüttet die Post Dividenden aus, die um ein Drittel über (!) dem erwirtschafteten Gewinn liegen, während gleichzeitig ein Postamt nach dem anderen zugesperrt wird. Der zynische Kommentar von Postchef Pölzl: „Dies ist der erste Schritt unseres Programms für mehr Service und größere Kundennähe der Post“.
Rudi Schober, Gemeinderat in Ottensheim und Werkstatt-Aktivist: „Der Gemeindebund und sein Präsident dürfen nicht zum williger Handlanger des zusperrwütigen Post-Managements werden. Hierzu ist Mödlhammer weder legitimiert noch berufen. Als Gemeinderat fordere ich ihn auf, sich gegen das Zusperren von Postfilialen einzusetzen statt bei den unverschämten Postraubplänen mitzuspielen. Wir brauchen eine flächendeckende Versorgung mit hochqualitativen Postdienstleistungen. Die Menschen haben ein Recht, dass mit ihrer Post und ihrem Geld vertrauens- und verantwortungsvoll umgegangen wird. Das kann nicht nebenbei zwischen Ölwechsel, Brotaufstrich und Zigarettenverkauf erledigt werden.“