ImageZum dritten Mal hintereinander schüttet die Post mehr Dividenden an die Aktionäre aus, als Gewinn erzielt wurde. Während die Aktionäre gefüttert werden, sollen noch heuer weitere 300 Postämter geschlossen werden. Das ist ein Skandal, denn allein im Jahr 2008 wurde 14-mal mehr an Dividende ausgeschüttet, als durch die Schließung dieser 300 Postämter eingespart werden kann. Einzelne Beispiele zeigen aber: Der Widerstand der Bevölkerung vor Ort gegen Postamtsschließungen zeigt Wirkung.


Der Kahlschlag bei den Postämtern soll weitergehen, denn der Post-Vorstand plant die Schließung von weiteren 300 Postämtern noch in diesem Jahr. Schon jetzt sind von den 2.300 Postämtern im Jahr 1999 nur mehr 1.051 übrig, 27% der MitarbeiterInnen (rd. 10.000 Beschäftigte) wurden in diesem Zeitraum „abgebaut“. Besonders skandalös sind die horrenden Dividenden-Ausschüttung. Bereits drei Jahre hintereinander  wurde deutlich mehr an Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet als Gewinn erzielt wurde.

Die Dividendenpolitik der Post AG kann nur mehr als skandalös in hohem Maß geschäftsschädigend bezeichnet werden. Zum dritten Mal hintereinander wurde mehr Dividende ausgeschüttet, als Gewinn erzielt wurde.


Die Zahlen im Detail:

in Millionen EUR200720082009
Gewinn12311980
Dividendenausschüttungen168169101
Dividendenausschüttung in Prozent des Gewinns137%142%126%

Quelle: Österreichische Post AG

Um satte 116 Millionen überstiegen in diesen drei Jahren die Gewinnausschüttungen an die Aktionäre die erwirtschafteten Gewinne. Alleine im Jahr 2008 wurde vierzehn Mal mehr an Dividende ausgeschüttet, als durch die Schließung von weiteren 300 Postämtern eingespart werden soll. Diese unverantwortliche Vorgehensweise des Managements gefährdet die Substanz des Unternehmens.

"Postpartner" sind kein Erstatz

Auch die sog. “Postpartner” sind kein Ersatz für Postämter. Die Menschen haben ein Recht, dass mit ihrer Post und ihrem Geld vertrauens- und verantwortungsvoll umgegangen wird. Das kann nicht nebenbei zwischen Ölwechsel, Brotaufstrich und Zigarettenverkauf erledigt werden. Eine aktuelle Studie der Arbeiterkammer Tirol stellt diesen Postpartnern teilweise ein vernichtendes Zeugnis aus, zahlreiche Mängel wie ein fehlender Schutz der Privatsphäre, Verschlechterung der Dienstleistungen, usw. wurden festgestellt.

Auslöser: EU-Liberalisierung

Ausgelöst wurde diese negative Entwicklung durch die Liberalisierung der EU-Postmärkte. Anstelle einer flächendeckenden Absicherung von qualitativ hochwertigen Postdienstleistungen für alle tritt dadurch der Zwang zur Maximierung von Gewinnen und Dividenden. Gerade die Versorgung von ländlichen Gegenden wird damit immer mehr in Frage gestellt. Über die EU-Ebene wird damit eine Politik durchgepeitscht, die in vielen Ländern auf parlamentarischem Weg nie und nimmer mehrheitsfähig wäre. Ab 2011 droht die vollständige Öffnung der EU-Postmärkte.

Zum Vergleich: Im Nicht-EU-Land Schweiz, das flächenmäßig nur halb so groß wie Österreich ist und eine halbe Millionen EinwohnerInnen weniger hat, gibt es mit 2.600 Postfilialen mehr als doppelt so viele wie in Österreich. Die Schweizer Post, die zu 100% im staatlichen Eigentum steht, beschäftigt doppelt so viele Menschen wie die österreichische und ist damit einer der größten Arbeitgeber im Land.

Widerstand gegen Postamtsschließungen zeigt Wirkung

Immer wieder gibt es Widerstand der örtlichen Bevölkerung gegen die Schließung “ihrer” Postämtern. Teilweise durchaus mit Erfolg. Ein breites Bündnis hat über 3.500 Unterschriften gegen die Schließung des beliebten und gut frequentierten Postamtes im Linzer Stadtteil Spallerhof gesammelt. Bei einer Kundgebung für den Erhalt des Postamtes ließ der örtliche Pfarrer sogar die Kirchenglocken läuten, um den Protest lautstark zu unterstützen. Mit Erfolg: Das Postamt, das am 1. Juli seine Tore hätte schließen sollen, ist immer noch offen. Sehr zur Freude der BewohnerInnen dieses Linzer Stadtteils.

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Protest gegen die Schließung des Postamts im Linzer Stadtteil Spallerhof

Auch in niederösterreichischen Gemeinden regt sich Widerstand. Eigentlich war die Schließung des Postamtes in Ernstbrunn bereits beschlossene Sache. Doch auch hier unterschrieben in kurzer Zeit 1.360 Menschen für den Erhalt des Postamtes. Ein Postwurf der Werkstatt Frieden & Solidarität gegen die Schließung Postamtes, der an die BewohnerInnen in Ernstbrunn und den Umlandgemeinden verschickt wurde, rief eine äußerst positive Resonanz hervor. Der Bürgermeister von Ernstbrunn, ein Befürworter der Postamtsschließung, gerät zunehmend unter Druck; das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Auch in den Gemeinde Kirchberg am Wagram unterschrieben zahlreiche Bürger den Protestaufruf der Werkstatt Frieden & Solidarität gegen die mit Ende August vollzogenenen Schließung ihres Postamtes.

Wer über den Widerstand in anderen Gemeinden berichten will, bitte Kontakt aufnehmen: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder Tel. 0732/771094