ImageDie Aktionäre der Post AG werden auch heuer wieder mit üppigen Gewinnausschüttungen verwöhnt. Gleichzeitig sinkt der Beschäftigtenstand und steigt die Arbeitshetze im Unternehmen.

Stolz legt der 2012 von der Finanzwelt zum „Börsianer des Jahres“ gewählte Vorstandsvorsitzender der Post AG, Georg Pölzl, den Geschäftsbericht für 2014 vor, der sich aus Sicht der AktionäreInnen tatsächlich sehen lassen kann: Gewinn plus 18,3%, Dividendenausschüttung plus 6,5%, Zahl der MitarbeiterInnen minus 1,3% (jeweils im Vergleich zum Vorjahr). Knapp 90% des Gewinns soll als Dividende ausgeschüttet werden. „Mit einer Dividendenrendite von 4,8% per Ende 2014 zählt die Post damit sowohl in Österreich als auch international zu den attraktivsten Dividendentiteln“, verkündet der Vorstand im Geschäftsbericht. Und weiter: „Im Fokus unserer strategischen Aktivitäten steht die konsequente Ausrichtung auf die Bedürfnisse unserer Kunden.“ Um zu unterstreichen, wie wichtig der Post die KundInnen sind, werden zeitgleich die Posttarife kräftig erhöht.

Aufschlussreich ist ein Blick auf die Entwicklung der Post AG, seit sie dem EU-Liberalisierungsregime unterworfen ist: Dividenden und Vorstandsbezüge klettern in luftige Höhen, Beschäftigte und Postfilialen werden rapid abgebaut.

Kennzahlen Post AG, 2002 – 2014

Dividendenausschüttung   plus 354%   
Vorstandsbezüge               plus 181%
MitarbeiterInnen                minus 17%
Postfilialen                         minus 77%

„Das Tempo ist fast nicht mehr zu bewältigen“


Um die Dividenden sprudeln zu lassen, wird der Druck auf die Beschäftigten immer mehr erhöht. So berichtet der Leiter des neuen Postverteilerzentrum Wals (bei Salzburg) Franz Reichl, dass die neue Verteilermaschine ein derartiges Höllentempo vorgibt, dass eine Mitarbeiterin neben der Maschine umgekippt ist und sich die Krankenstände massiv häufen. Reichl: „Die Anlage macht natürlich Tempo – das ist fast nicht mehr zu bewältigen für einen Menschen.“ (ORF-Salzburg, 22.12.2014). Auch bei den ZustellerInnen hat sich die Belastung im wahrsten Sinn des Wortes erhöht. Bis zu doppelt so viel muss ein/e Postler/in heute zustellen - im Vergleich zu den Zeiten vor der Liberalisierung. An starken Tagen beträgt das zugestellte Gewicht bis zu einer Tonne und mehr, kritisiert AK-Präsident Rudolf Kaske.

Post-MitarbeiterInnen berichten auch von „Kopfgeldprämien“, die die Post AG an Vorgesetzte ausbezahlt, denen es gelingt, „teure“ MitarbeiterInnen, also solche mit alten, noch besser bezahlten Verträgen, loszuwerden. Für NeueinsteigerInnen sind bekanntlich seit 2009 die Löhne massiv abgesenkt worden. Man kann sich lebhaft vorstellen, welche Auswirkungen solche „Kopfgeldprämien“ auf das Arbeitsklima haben. Wie stark die Einkommen und die Arbeitsbedingungen der Postbeschäftigten unter die Räder der EU-Postmarktliberalisierung gekommen sind, zeigt ein weiterer Blick in die Geschäftsberichte der Post AG: 2002 betrug der Anteil der Löhne und Gehälter an den Umsatzerlösen rd. 49%, 2014 nur mehr 35%. Fazit: Immer weniger Menschen müssen immer mehr zu geringeren Löhnen leisten.