ImageDer Großindustrielle Cornelius Grupp will die Glanzstoffwerke in St. Pölten zusperren - und damit 327 ArbeiterInnen arbeitslos machen. Dabei spricht Grupp selbst von einer “angemessenen Ertragslage”. Die Zukunftsaussichten sind angesichts einer Verdreifachung der Marktpreise beim Hauptprodukt rosig. Zusperren will Grupp, der prächtig an der Privatisierung staatlicher Unternehmen seit Ende der 80er Jahre verdient hat, um sich die Kosten von Umweltauflagen zu sparen, die nach einem Brand im Vorjahr anstehen. Für den Brand hatte der Kapitaleigner noch kräftig abkassiert. Jetzt will er  die - von der ÖIAG geschenkten Grundstücke - noch teuer verkaufen und dann an billigeren Standorten weiterproduzieren. Im Juli 2008 hat sich die Plattform "Pro Glanzstoff" gegründet, in der Glanzstoff-Beschäftigte und solidarische BürgerInnen gemeinsam Widerstand gegen die Vernichtung des Standortes in St. Pölten leisten. Ein Bericht des Plattform-Aktivisten Josef Baum über den aktuellen Stand der Auseinandersetzungen.

Die kurzfristige Einstellung der Produktion innerhalb weniger Wochen, die vorige Woche auf einmal durch einen neuen Bescheid bzw. seine Interpretation durch die Gemeinde St. Pölten im Bereich des Möglichen stand, ist erfreulicherweise jetzt offenbar wieder weniger wahrscheinlich. Das Unternehmen plant offenbar die   Produktion bis Jahresende weiterzuführen und wird den Bescheid beeinspruchen wird, wobei „aufschiebende Wirkung“ angenommen wird, und so auch noch „Luft“ für eine wirkliche Rettung da ist.

Es wird vor allem um die Verbreiterung der Solidarität und um die Vorbereitung von konkreten Aktionen in der Öffentlichkeit, etwa der Übergabe von Unterschriftenlisten gehen. Alle konkreten Hilfestellungen und Unterstützungen sind willkommen. Es geht um eine KONSTRUKTIVE Arbeit gegen die geplante Vernichtung von riesigen örtlich gebundenen Werten und Arbeitsplätzen durch einen Kapitaleigner.

Glanzstoff ist kein Konkurskandidat

Ich habe mich etwas mit den Glanzstoffbilanzen beschäftigt: Zusammenfassend ist zu sagen, dass Glanzstoff durchaus im Rahmen der üblichen Bandbreite Gewinne gemacht hat, und auch nach offiziellen Unterlagen sicher kein Konkurskandidat ist. Wichtig ist auch noch, dass das Eigenkapital des Unternehmen laut Bilanz beachtliche 61 Mio € beträgt. Und das ist nur ein Buchwert; d.h. der Marktwert oder Wiederbeschaffungswert ist sicher mindestens um 50 % höher, aber wahrscheinlich viel mehr.

Schließung wäre riesige Vernichtungsaktion

Diese Werte, die ursprünglich dem jetzigen Kapitaleigner 1994 aus einem Konkurs bekanntlich geschenkt wurden, würden durch die Werkschließung der Region verloren gehen. Durch die Werkschließung wird ein großer Teil der fix gebundenen Anlagen vernichtet, ein Teil der Anlagen würde wohl auch an andere Standorte verlegt werden – nicht zu reden von den Folgen für hunderte Familien.

Rückgabe an öffentliche Hand logisch

Durch breite öffentliche Aktionen soll der Kapitaleigner zur Fortführung des einträglichen Werk ermutigt und motiviert werden. Wenn der Kapitaleigner keine Lust mehr an der Fortführung hat, und den Brand und Umweltnormen dafür zum Vorwand nimmt, dann scheint es gerechtfertigt, wenn er die ihm von der öffentlichen Hand geschenkten Werte wieder der öffentlichen Hand zurückgibt, diese einen anderen Käufer sucht, oder es selbst weiterführt.

Die Plattform "Pro Glanzstoff" hat eine Unterschriftenaktion für die Erhaltung der Glanzstoffwerke gestartet. Bitte unterschreiben! Eine Unterschriftenliste kann von der Web-Page der Werkstatt heruntergeladen werden: http://www.werkstatt.or.at/index.php?option=com_docman&task=doc_download&gid=53&Itemid=49

Ziel der Plattform:
- Die Einstellung der Produktion nicht einfach hinnehmen, zumal die Marktlage günstig und Nachfrage nach Glanzstoffprodukten groß ist.
- Mit der Unterschriftenaktion auf das Schicksal von über 300 Beschäftigten sowie den wirtschaftlichen Schaden und den Verlust der Kaufkraft für das Bundesland Niederösterreich, die Stadt St. Pölten und für Unternehmen die Österreichweit für den Standort der Glanzstoff in St. Pölten mit betroffen sind.
- Die schwierige Arbeitsmarktlage in St. Pölten, für nicht professionelle und aus dem Ausland stammende Mitarbeiter, die zwar in der Fa. Glanzstoff qualifiziert sind und in anderen Unternehmen kaum Chancen haben werden und somit vor ihrem finanziellen Ruin stehen.
- Eine konstruktive wirtschaftliche und politische Lösung zu finden um die Produktion am Standort St. Pölten aufrecht zu erhalten.
- Wie wichtig der Erhalt von Arbeitsplätzen in Österreich ist.