ImageArbeitgeber beharren bei den KV-Verhandlungen im Bereich Hotel/Gastgewerbe weiterhin auf Schundlöhnen, die an der Armutsgrenze liegen. Die Solidar-Werkstatt startet eine Online-Aktion zur Unterstützung der Gewerkschaftsforderung von 1.450 Euro Mindestlohn.

Auch die zweite Verhandlungsrunde für den Kollektivvertrag für rund 200.000 Beschäftigte (davon fast 60 Prozent Frauen) im Hotel- und Gastgewerbe hat heute ein enttäuschendes Angebot der Arbeitgeber gebracht und wurde ohne Einigung beendet. Die Gewerkschaften vida und GPA-djp fordern weiter einen fairen Mindestlohn bzw. ein Mindestgehalt von 1.450 Euro. Die Arbeitgeber dagegen bieten mit 2,4 Prozent eine Erhöhung weit unter der Inflationsrate und fordern darüber hinaus eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen (Verkürzung der Ruhezeiten zwischen zwei Diensten, Streichung sämtlicher Zulagen, etc.).

Derzeit werden im Bereich Hotel/Gastgewerbe Mindestlöhne von 1205 Euro brutto (Arbeiter) bzw. 1208 Euro brutto (Angestellte) bezahlt, das entspricht einem Nettolohn von 990,- für 40 Stunden in der Woche. Die beiden Verhandlungsführer der Gewerkschaften vida und GPA-djp, Rudolf Komaromy und Alfred Gajdosik zu den KV-Verhandlungen: "Wir schauen uns gerne an, wie unsere Verhandlungspartner auch nur einen Monat mit dem aktuellen Mindestlohn von 1.208 Euro brutto auskommen würden, geschweige denn eine Familie ernähren. Es kann nicht sein, dass Erfolg für die UnternehmerInnen im Tourismus nur durch Lohn- und Sozialdumping erreichbar ist. Schon jetzt gibt es im Tourismus den größten Rückgang bei den Lehrlingszahlen und Fachkräftemangel, acht von zehn Beschäftigten flüchten binnen zehn Jahren aus der Branche. Über kurz oder lang wird sich das auf die Qualität der Dienstleistungen auswirken. Wir aber wollen dieser volkswirtschaftlich bedeutenden Branche eine erfolgreiche Zukunft verschaffen.“

Norbert Bauer, Betriebsratsvorsitzender einer großen Hotelkette: „Die Arbeitgeberseite hat die Forderung nach 1.450 Euro Mindestlohn brutto - das entspricht etwas über 1.100 Euro netto - als ‚Lichtjahre von der Realität entfernt’ bezeichnet. Da stellt sich die Frage, ob nicht die Arbeitgeberseite selbst  längst jeden Kontakt zur Lebensrealität und den Lebenshaltungskosten der Menschen verloren hat. Während sich der Branchensprecher der Wirtschaftskammer  in Presseaussendungen darüber freut, dass 2012 ein ebenso gutes Geschäftsjahr für ihre Branche wie 2011 wird, verweigert man den Beschäftigten eine anständige Entlohnung. Das können wir als Arbeitnehmervertreter so nicht hinnehmen.“

Die Solidar-Werkstatt ruft auf, die Forderungen der Gewerkschaften nach Anhebung der Mindestlöhne auf 1.450 Euro zu unterstützen. Denn Löhne an der Armutsgrenze sind nicht nur für die Betroffenen übel, sie schwächen auch die Verhandlungsposition aller anderen Beschäftigten und höhlen die sozialen Kassen aus. Seit 1994 sind die Reallöhne pro Kopf um 0,5% gesunken, während die Produktivität je Erwerbstätigen real um fast 24% angestiegen ist. Gerade die unteren ArbeitnehmerInnen-Gruppen haben massiv verloren. So hat selbst der Rechnungshof kritisiert, dass die Reallöhne des untersten Zehntels der ArbeiterInnen zwischen 1998 und 2009 um 31% (!) abgestürzt sind. Mit dieser Lohndrückerei muss endlich Schluss sein!

Unterstützen wir daher die Forderung von vida/GPA bei den KV-Verhandlungen Hotel/Gastgewerbe. Zeigen wir Solidarität:

ONLINE-Aktion unterstützen http://www.solidarwerkstatt.at/Forum/Mindestlohn.php

Helft mit Info-Falter der Gewerkschaft zu verteilen (können auch in der Solidarwerkstatt bestellt werden, mailto: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!)

Video von der Betriebsrätinnen-Konferenz vida/GPA am 13. April 2012 in Wien