Reinkommensbericht RH 2017Der Einkommensbericht 2016 des Rechnungshofes zeigt auf, wer die HauptverliererInnen des neoliberalen EU-Regimes sind: ArbeiterInnen und kleine Selbständige.

Hier einige der zentralen Ergebnisse des Einkommensberichts 2015 des Rechnungshofes:

  • Die Brutto-Realeinkommen aller Unselbständigen sanken zwischen 1997 und 2015 um 4%.
  • Das Brutto-Realeinkommen je Arbeiterin und Arbeiter sank zwischen 1997 und 2015 um 13%; das der Arbeiterinnen um 18%, das der Arbeiter um 7%.
  • Dramatisch sind die Realeinkommensverluste im untersten Bereich der unselbständig Erwerbstätigen. Das unterstes Dezil (10% verdienen weniger, 90% verdienen mehr) stürzt zwischen 1997 und 2015 um 35% ab; das unterste Dezil der ArbeiterInnen gar um 46%
    Einkommensbericht RH 2017 corr

Lohnabsturz und Teilzeitfalle

Neben dem deutlichen Sinken der Lohnquote in den letzten beiden Jahrzehnten ist für diese dramatischen Einkommensverluste vor allem der Anstieg der prekären Arbeitsverhältnisse, insbesondere der Teilzeitbeschäftigung verantwortlich. Der Anteil der teilzeitbeschäftigten ArbeitnehmerInnen hat sich von 14,5% (1997)auf 28,2% (2015) nahezu verdoppelt. Knapp 83% der Teilzeitarbeitenden sind Frauen. Teilzeit ist auch ein wesentlicher Grund für die nach wie enorme Diskrepanz zwischen Männer- und Fraueneinkommen. Während bei Vollzeitbeschäftigten die Frauen durchschnittlich rd. 85% der Männereinkommen erreichen, sind es bei allen Arbeitsverhältnissen nur 62%. Unter den ArbeiterInnen kommen Frauen nicht einmal auf die Hälfte der Männerlöhne. Wobei Teilzeitbeschäftigte auch die niedrigsten Stundenlöhne haben. Der mittlere (!) Stundenlohn von geringfügig Beschäftigten lag 2015 bei 8 Euro, das unterste Viertel (1. Quartil) bei 4,50 Euro!

Auch kleine Selbständige immer stärker unter Druck

Der Einkommensbericht des Rechnungshofes zeigt auch auf, dass nicht nur ArbeiterInnen sondern auch kleine Selbständige zu den Hauptverlierern seit den 90er Jahren zählen. Die mittleren Einkommen der Selbständigen sind erschreckend niedrig. 2015 betrug das mittlere Monatseinkommen (Jahreszwölftel) der ausschließlich selbständig Erwerbstätigen 949,- Euro (Männer: 1.251 Euro, Frauen: 653,-) – nach Abzug der Sozialversicherung aber vor Steuern. Freilich muss man in Rechnung stellen, dass Selbständige mehr Spielräume bei der Einkommensermittlung haben als Unselbständige, aber diese Niedrigeinkommen dokumentieren, dass ein Großteil der Selbständigen selbst unter massiver Prekarität leiden, während im obersten Bereich bestens verdient wird. Ähnlich wie bei den ArbeiterInnen zeigt auch bei den Selbständigen die Einkommensentwicklung deutlich nach unten. Zwischen 1997 und 2013 sanken die Realeinkommen der ausschließlich selbständig Erwerbstätigen um rd. 10%.

Dieser einkommensmäßige Absturz von ArbeiterInnen und kleinen Selbständigen hängt direkt mit dem entfesselten EU-Konkurrenzregime zusammen. Hemmungsloser Freihandel, unbeschränkte Kapitalverkehrsfreiheit und die neoliberale Deregulierung der Arbeitsmärkte stärken die exportorientierten Großkonzerne und schwächen Gewerkschaften ebenso wie KleinunternehmerInnen. Im EU-Binnenmarktes werden die Arbeitenden in eine brutale Konkurrenz zueinander getrieben, um Löhne zu senken und kleine UnternehmerInnen aus dem Markt zu drängen.

Wer profitiert?

Wenn Politik und Medien wieder ihre dümmlichen Parolen ausbreiten, wonach „wir alle“ so toll vom EU-Beitritt profitiert hätten, sollte man sie an die Zahlen und Fakten des Einkommensberichts des Rechnungshofes erinnern. Einige haben allerdings tatsächlich toll profitiert. Die Gewinnausschüttungen an die Eigentümer der Kapitalgesellschaften sind zwischen 1995 und 2015 real um 99% gestiegen. Fast drei Viertel aller Einkommen aus  Gewinnausschüttungen und Zinsen fließen an das oberste Zehntel der Haushalte.

Nachsatz: Was ist eigentlich mit den Interessenvertretungen von ArbeitnehmerInnen und Selbständigen? Die Gewerkschaftsführung hat mit ihrer Unterordnung unter die Regierungspolitik und deren bedingungsloser Pro-EU-Orientierung den Interessen ihrer Mitglieder einen wahren Bärendienst erwiesen. Und die Wirtschaftskammer kann mit ihrer Unterordnung unter die Interessen der exportorientierten Großindustrie mit Fug und Recht als einer der grimmigsten Gegner eines Großteils ihrer Zwangsmitglieder bezeichnet werden.
(März 2017)

Quelle: Einkommensbericht 2016 des Rechnungshofes
http://www.rechnungshof.gv.at/berichte/ansicht/detail/allgemeiner-einkommensbericht-20161.html