Türöffner für Atomkonzerne. Mit der von den Grünen viel gepriesenen „heimischen Lösung“ ist freilich auch der Ausverkauf an einen ausländischen Atomkonzern keineswegs weg vom Tisch. Vielmehr muss man davon ausgehen, dass diese „heimische Lösung“ letztlich darin besteht, Finanzanleger zwischenzuschalten, die – sobald der Kurs stimmt – ohne viel Federlesen an Konzerne wie EdF, EnBW oder E.ON weiterverkaufen, um ihre Spekulationsgewinne einzufahren. Auf diese Art und Weise wurde auch die VA Tech an den Atomkonzern Siemens weitergereicht. Der französische Großkonzern EdF strebt derzeit in der Steiermark die Übernahme von 49% des Landesenergieunternehmens ESTAG an. Interessanterweise wird dort die Privatisierung von SPÖ-Landeschef Voves vorangetrieben, während die ÖVP vor dem "Ausverkauf des Landessilbers" warnt.
Die Privatisierungsbefürworter haben offensichtlich gehörige Angst vor der Entscheidung der BürgerInnen. Bei der Informationsveranstaltung der Werkstatt Frieden & Solidarität (1) hat der Univ. Prof. Dr. Rainer Bartel (Ökonom, Universität Linz) dargelegt, warum die Privatisierung von Unternehmen der Daseinsvorsorge auf den wachsenden Widerstand vieler Menschen trifft. Die Erfahrungen mit der durch die EU-Liberalisierungspolitik angeschobene Privatisierung des Stromsektors weisen durchwegs ein ähnliches Muster auf:
- anfänglichen Preissenkungen stehen mittel- und längerfristig gehörige Preissteigerungen gegenüber
- Großabnehmer werden gegenüber den kleinen KundInnen bevorzugt
- Privatisierungen führen zum Absenken der Investitionen in die Infrastruktur zwischen 30 und 50%, um die Ansprüche der Aktionäre auf schnelles Geld befriedigen zu können.
- Dadurch wird die Instandhaltung und Wartung der Leitungsnetze vernächlässigt, sodass es bereits zu ersten Netzzusammenbrüchen gekommen ist (z.B. im Vorjahr in weiten Teilen Norddeutschlands)
- Am negativsten haben sich Privatisierung und Liberalisierung für die ArbeitnehmerInnen in den betroffenen Unternehmungen ausgewirkt: Arbeitsplatzabbau (bis zu 50% in den ersten 10 Jahren), Zunahme von Arbeitsdruck und prekären Beschäftigungsverhältnissen, Vernachlässigung der Ausbildung, usw.
Univ. Prof. Dr. Bartel führte auch aus, warum die Privatisierung der Energie AG betriebs- und volkswirtschaftlich in die Sackgasse führt. Die Energie AG schüttet derzeit eine relativ geringe Dividende aus. D.h. das meiste Geld bleibt im Unternehmen, die Eigenkapitalquote ist entsprechend hoch. „Bei einer Privatisierung müssten ca. 20 Millionen Euro Dividende zusätzlich im Jahr ausgeschüttet werden, um die Ansprüche privater Eigentümer zu befriedigen“, schätzt Bartel. Dieses Geld fehlt bei der Infrastruktur, sodass langfristig die Versorgungssicherheit gefährdet ist. Die Schlussfolgerung Bartels: „Auf Grund der hohen Eigenkapitalquote ist der Börsegang nicht notwendig, und auf Grund des dadurch entstehenden Drucks, Investitionen zu Gunsten von Dividendenausschüttungen zu vernachlässigen, nicht förderlich.“ Offensichtlich dient das durch die Kapitalerhöhung kurzfristig erlangte Geld dazu, am Privatisierungsboom in Osteuropa teilzuhaben und dort am Energie- und Wassermarkt weiter zu expandieren. Bemerkenswert ist außerdem, dass bei einem Börsegang bis zu 50 Millionen Euro an sog. „Transaktionskosten“ entstehen würden, also Geld, das in den Taschen von PR-Agenturen, Medienunternehmen und Finanzberatern versickert, um den Börsegang entsprechend inszenieren zu können.
Hinkommen! Mitmachen!
Stopp-GATS gegen Energie-AG-Privatisierung
9.00- 9.45 Landhaus Linz, Eingang Klostergasse
Wir protestieren
- gegen den Verkauf den Beschluss der Privatisierung der Energie AG und
- für eine Mitbestimmung der OberösterreicherInnen im Bereich öffentlicher Dienstleistungen
Vor ihrer Abstimmung bei der Landtagsitzung wollen wir die Abgeordneten mit unseren Forderungen konfrontieren.
Stopp-GATS-Plattform OÖ:
Attac, DIDF-Föderation der Demokratischen Arbeitervereine, Gewerkschaftlicher Linksblock, Katholische ArbeitnehmerInnen Bewegung, Renner Institut, Südwind, Verband Österreichischer Gewerkschaftlicher Bildung, Volkshilfe, Werkstatt Frieden & Solidarität