Der sog. Fat Cat Day – der symbolische Tag, an den dem die Vorstandsvorsitzenden der ATX-Unternehmen bereits so viel verdient haben wie ein/e durchschnittliche/r österreichische/r Beschäftigte/r im gesamten Jahr – zeigt die wachsende Kluft in Österreich: sie von 1:20 im Jahr 2003 auf 1:81 (2024) angestiegen.

Am Mittwoch, den 8. Jänner 2025, war „Fat Cat Day“ in Österreich. Grundlage ist das Medianeinkommen 2023 in Höhe von 38.748 Euro. Ein:e ATX-Vorstandsvorsitzende:r erreicht dieses Einkommen in nur vier (!) Arbeitstagen: Mit einem durchschnittlichen Stundenlohn von 814 Euro sind bei einem 12-Stunden-Tag lediglich 48 Arbeitsstunden nötig. Dies verdeutlicht die enorme Einkommensungleichheit zwischen Management und Belegschaft.

Die Spitzenverdiener:innen unter den sogenannten „Fat Cats“ sind Gerald Grohmann (Schoeller Bleckmann Oilfield Equipment AG) mit 9,5 Millionen Euro und Anas Abuzaakouk (Bawag Group AG) mit 9 Millionen Euro. Diese Manager verdienen das Jahresgehalt eines/r Normalverdieners/in bereits nach weniger als zwei Tagen.

Von 1:20 auf 1:81

Die durchschnittliche Vergütung eines CEO im ATX legte gegenüber dem Vorjahr um 16,4 Prozent zu, im Gegensatz zum Medianeinkommen, das lediglich 7,8 Prozent stieg. Die Vorstandsvorsitzenden verdienen damit das 81-Fache des Medieneinkommens. Zum Vergleich: 2003 betrug dieses Verhältnis noch 1:20.

Solche Unterschiede haben mit dem wieder bemühten „Leistungsprinzip“ nichts zu tun. Das ist das Resultat, wenn Menschen von der Arbeit anderer leben, etwas altmodisch gesprochen: von Ausbeutung. Dass in den letzten Jahrzehnten diese Ungleichheit derart dramatisch zugenommen hat, ist Ergebnis politischer Prozesse. In den EU-Grundlagenverträgen ist die „offene Marktwirtschaft mit freiem Wettbewerb“ einzementiert worden, das heißt: Kapitalfreiheit und Handelsliberalisierung verschärfen die Konkurrenz und schaffen Bedingungen, die eine Politik immer weniger zulässt, die auf sozialen Ausgleich orientiert. 

Gleichheit macht glücklich

Wachsende Ungleichheit führt zu ungerechten und unglücklichen Gesellschaften. Das zeigen sozialwissenschaftliche Untersuchungen, die unterschiedliche Gesellschaften miteinander vergleichen. Überall zeigt sich ein klarer Zusammenhang: Die Menschen in gleicheren Gesellschaften sind gesünder und haben eine höhere Lebenserwartung, sie haben mehr Vertrauen zueinander, haben mehr soziale Kontakte, leiden weniger unter psychischen Problemen, die Kriminalitätsrate und Drogenmissbrauch ist deutlich geringer. 

Bei wachsender Gleichheit steigt Lebensqualität und Lebenszufriedenheit nicht nur bei den unteren Klassen, sondern in der gesamten Gesellschaft. Die Unterschiede sind erheblich: Psychische Probleme reichen von 8% in sehr gleichen Gesellschaften bis hin zu 25% in sehr ungleichen Gesellschaften. Das gegenseitigem Vertrauen reicht von nur 15-20% in sehr ungleichen Gesellschaften bis hin zu 60–65% in den gleicheren Ländern. In der Tat muss es sich sehr unterschiedlich anfühlen, in diesen Ländern in der Nacht allein auf der Straße unterwegs zu sein. 

Der Weg zu mehr Gleichheit ist lang. Er beginnt damit, dass wir endlich eine Diskussion nicht nur über Einkommensunter- sondern auch Einkommensobergrenzen brauchen. Und dass staatliche Ausgaben, die den Zugang für alle zu essenziellen gesellschaftlichen Ressourcen ermöglichen – Bildung, öffentlicher Verkehr, Gesundheit, Pflege, Soziales, Kultur – nicht als lästige Kostenfaktor gesehen werden, sondern als Weg zu mehr Gleichheit und Glück.