Während viele Arbeitslose unter der Armutsgrenze leben müssen, werden die Aktionäre kräftig verwöhnt. 2021 soll sich die Dividendenausschüttung der ATX-Konzerne gegenüber dem Vorjahr verdoppeln.

Der aktuelle Dividenden-Report 2021 der Arbeiterkammer bringt einige interessante Ergebnisse ans Licht: Das abgelaufene Wirtschaftsjahr 2020 bescherte den 17 im Austrian-Trade-Index (ATX) notierten Großunternehmen nach den Rekordgewinnen der Vorjahre einerseits deutliche Gewinnrückgänge um mehr als ein Drittel. Zusammen kamen sie aber immer noch auf eine Gewinnsumme von 4,9 Milliarden Euro. Andererseits wurden immerhin mitten im Krisenjahr 2020 1,6 Milliarden Euro Dividenden an die Aktionäre ausgeschüttet. 2021 dürfte es laut Dividenden-Report der AK mit den Dividenden wieder ganz steil nach oben gehen. Die Auszahlungen an die Aktionäre sollen sich auf 3,2 Milliarden verdoppeln. Darin enthalten sind kräftige Sonderdividenden der Banken, um den Dividendenausfall im Herbst auszugleichen. Das liegt sogar deutlich über dem Vor-Coronajahr 2019.

Fast 65% des Gewinns geht an die Aktionäre

Im Schnitt kommt die AK für die heurigen Dividendenausschüttungen auf eine Quote (Anteil der Dividenden am Gewinn) von 49,5 Prozent, unter Berücksichtigung der zusätzlichen angedachten Dividendenzahlungen der Banken erhöht sie sich auf 64,9 Prozent. Das sei "angesichts der wirtschaftlichen Lage viel zu hoch", heißt es im AK-Report. Das Niveau überschreite deutlich jenes der Vorjahre, im Jahr 2018/19 lag die Quote bei 38,9 Prozent und im Jahr 2019/20 bei 19,8 Prozent.

Dividendenkaiser

Die OMV ist 2021 Dividendenkaiser und plant, trotz einem um ein Viertel gesunkenem Gewinn mit knapp 605 Millionen Euro die höchste Dividendenzahlung der vergangenen zehn Jahre. Dahinter folgen die BAWAG mit einer geplanten Ausschüttung von 460 Millionen Euro und der Verbund mit 260,6 Millionen Euro. Besonders sticht wieder die teilprivatisierte Post AG hervor: Wie schon in den vergangenen Jahren schüttet sie fast den gesamten Gewinn wieder an die Aktionäre aus (Ausschüttungsquote: 91,4%). Irgendwer muss ja davon profitieren, dass mit Postamtsschließungen, Personalabbau und Lohnsenkungen sowohl die Leistungen für die KundInnen als auch die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten kontinuierlich verschlechtert wurden.

Dividenden ATX 2021

Unsozial und zynisch, aber auch ökonomisch und ökologisch kontraproduktiv

Während also für die Aktionäre die Dividenden kräftig sprudeln, erleben derzeit viele Einkommenseinbrüche. Arbeitslose werden mit 55% des letzten Nettobezugs abgespeist. Hohe Arbeitslosigkeit und niedriges Arbeitslosengeld sollen dazu dienen, Löhne zu drücken und einen Niedriglohnsektor a`la Hartz IV in Deutschland auszubauen. Die Unterstützung des Volksbegehrens „Arbeitslosengeld rauf!“ ist eine wichtige Möglichkeit, dieser wachsenden sozialen Ungleichheit, die immer mehr Menschen an den Rand der Gesellschaft drängt, entgegenzutreten.

Dieses Wirtschaftsregime der maximalen Eigenkapitalrendite ist nicht nur unsozial und zynisch, sondern auch ökonomisch und ökologisch kontraproduktiv. Statt Aktionäre und damit den parasitären Luxuskonsum von Wenigen zu hätscheln, brauchen wir höhere Löhne und mehr Investitionen – eingebettet in eine durch die Politik verbindlich vorgegebene sozialökologische Umgestaltung der Wirtschaft.

Quelle:
Dividenden.Report.2021, AK Wien
https://wien.arbeiterkammer.at/service/studien/WirtschaftundPolitik/studien/AK-Dividendenreport_2021.pdf