hospitalErfahrungsbericht eines Angestellten des österreichischen Gesundheitswesens.


Immer wieder höre ich von Menschen die Hypothese, wenngleich diese Stimmen auch mittlerweile etwas leiser werden, eine Zweiklassenmedizin, das gebe es doch nicht in Österreich. Alle Patienten würden doch gleich behandelt. Das müsse der Staat doch sicherstellen können. Und nun ja. Eigentlich ist es in unserer Realität sogar eine Dreiklassenmedizin. Das ist schon an der Türbeschilderung der Patientenzimmer zu erkennen. Bei Kassenpatienten steht eine III, Privatkassenpatienten der unteren Kategorie erhalten eine II, und jene, die bereit sind und es sich leisten können, die höchsten Versicherungsprämien zu bezahlen, werden mit I bezeichnet. Doch das ist natürlich noch lange nicht alles. Abgesehen davon, dass die Patienten und Patientinnen der unterschiedlichen Kategorien in Mehrbett-, Doppel- oder Einzelzimmern mit unterschiedlicher Geräumigkeit und Ausstattung untergebracht werden, gibt es da noch so einiges an anderen Unterschieden.

Lange Wartezeit

Privatkassenpatienten werden in vielerlei Hinsicht bevorzugt behandelt. Sie erhalten vom Pflegepersonal mehr Aufmerksamkeit und Zeit. Dazu kommt noch, dass einige der Patienten oder Patientinnen eine kleine Spende abliefern. Das kann bis zu 100 Euro pro Person für die „Kaffeekasse“ einbringen. Aber selbst, wenn sie das nicht tun, sind Privatkassenpatienten auch in anderen Bereichen klar im Vorteil. Behandlungen und Untersuchungen werden bei ihnen schneller erledigt als bei anderen. Aus einem MR-Zentrum in Graz kenne ich zum Beispiel folgende Praxis. Wer einen Termin dort vereinbaren wollte, wurde als erstes gefragt, ob privat, per Zusatzkassenversicherung, oder per öffentlicher Krankenkasse verrechnet würde. War die Antwort „öffentliche Kasse“, so musste man mindesten vier bis acht Wochen auf den Termin warten. War hingegen ersteres oder zweiteres der Fall, so hatte man spätestens eine Woche nach dem Gespräch die Untersuchung. Ist man dann noch der Sohn oder die Verwandte des Herrn Primarius gewesen, konnte man am nächsten Tag oder noch am selben Nachmittag kommen. Das war nicht nur einfach gängige Praxis, sondern sogar so von der Geschäftsleitung angeordnet.

Unterschiede auch bei Operationen

Selbst bei Operationen gibt es Unterschiede. Auf Wunsch kann ein Privatkassenpatient bei entsprechender Versicherungsleistung den nötigen Eingriff von einem selbst ausgesuchten Spezialisten oder Primar durchführen lassen. Ebenfalls kann jederzeit eine zweite Expertenmeinung bei strittigen Fragen eingeholt werden. Bei komplizierten Eingriffen kann das zu einer Überlebensfrage werden. Vor allem bei Organtransplantationen. In solchen Fällen gibt es eine Warteliste, die nach definierten Kriterien gereiht ist. Sind mehrere Patienten bzw. Patientinnen auf der Liste, die bereits gleich lange warten und bei denen die selbe Dringlichkeit vorliegt, entscheidet der Versicherungsstatus über den Erhalt des Organs. Armut ist also lebensgefährlich. Auch in Österreich.

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