smart meter kleinFrau Eveline Steinberger Kern startet mit der Firma „Blue Mind“ im Smart-Meter-Geschäft durch. „Smarte Connections“ zu Industrie und Politik sind dabei wohl sehr behilflich. Ihr Geschäftsmodell: Die durch den Überwachungsstromzähler gesammelte Datenflut über Verhalten und Lebensweise der StromkonsumentInnen soll für die Energiekonzerne gewinnbringend aufbereitet werden.

Und schon wieder hat Frau/Herr/Familie XY ein Antwortschreiben des burgenländischen Stromnetzbetreibers zugestellt bekommen, in welchem in etwa Folgendes zu lesen steht. Sie, werte Stromkunde, wollen keinen Smart Meter-Überwachungsstromzähler eingebaut bekommen und haben einen rechtskonformen Opt Out-Wunsch geäußert. Wir, die Stromnetzbetreiber, montieren Ihnen trotzdem einen solchen Überwachungszähler. Es wird sodann beschwichtigend mitgeteilt, die 15-Minuten-Taktmessung soll abgestellt werden und somit der Smart Meter nicht mehr intelligent, also dumm sein. Ebenso wird versucht zu verniedlichen, die erfassten und gespeicherten Messdaten werden eh nur einmal im Jahr abgerufen.

Das alles mag für die burgenländische Energie Netz in Ordnung sein, die Konsumenten/Innen jedoch können das jedoch in keiner Weise kontrollieren bzw. tolerieren, sie wollen nicht mehr und auch nicht weniger als das gesetzliche verbriefte Recht, sich den Überwachungsstromzähler Smart Meter zu ersparen. Gemeint ist das gesamte Überwachungsgerät und nicht lediglich eine Funktion dessen.

Die geübte Vorgangsweise der Stromwirtschaft entspricht keineswegs dem § 83 EIWOG in welchem es dezidiert lautet:

"Im Rahmen der durch die Verordnung bestimmten Vorgaben für die Installation intelligenter Messgeräte hat der Netzbetreiber den Wunsch eines Endverbrauchers, kein intelligentes Messgerät zu erhalten, zu berücksichtigen."

Drehtür von Industrie und Politik

Es keimt, ob der Verhaltens- und Vorgangsweise von Stromnetzbetreibern, welches ganz und gar nicht dem oben zitierten § 83 entspricht, ein nicht unbegründeter Verdacht auf. Ein Verdacht, dass ein massives Interesse vorliegen müsse, ein rechtskonformes Opt out zu verweigern. Ein massives Interesse von Technologie- und der Stromindustrie, aber auch der Politik ist spürbar. Und da es eine scheinbar unsichtbare Drehtür zwischen Industrie und Politik retour gibt, fängt das Ganze an, sich unappetitlich zu verfilzen.

Energie Burgenland AG, Siemens,...

Schauen wir uns z.B. das Aufsichtsgremium der Energie Burgenland AG genauer an. Im Aufsichtsrat dieses Energiekonzerns sitzt seit Jänner 2015 unter anderem Frau Mag. Dr. Eveline Steinberger Kern (1). Eine wahre Powerfrau mit viel Energie Know How als Erfahrungsschatz, wie wir in diversen Medien lesen können.

Diese Power in Sachen Energie konnte Frau Mag. Dr. Eveline Steinberger Kern beim Technologiemulti Siemens sammeln. In einer Sparte, welche sich wiederum intensiv mit Energie auseinandersetzt. Der Head of Sector Energy CEE der Siemens AG Österreich wurde von Ihr zwischen 2012 und 2013 als Vorstand geleitet (2).

„Flexible Stromtarife“

In einem für Siemens interne Zeitschrift getätigten Interview führte Sie aus: „Im Hochspannungsbereich gibt es ja bereits eine Steuerungskomponente. Wo das bisher komplett fehlt ist im Verteilnetz, das quasi bis in die Haushalte geht. Wir benötigen daher intelligente Stromnetze, die Erzeugung und Verbrauch ausbalancieren können. Siemens ist in diesem Bereich führend an zwei wichtigen Forschungsprojekten in Salzburg und Oberösterreich beteiligt, in denen intelligente Niederspannungsnetze in der Praxis, inklusive Elektromobilität, erprobt werden. Wichtige Elemente bei diesen Simulationen sind die von Siemens entwickelten Smart Meter mit ihrer Management- und Kommunikationsfunktion für einen effizienten und wirtschaftlichen Netzbetrieb. Denn von Smart Grids sollen ja nicht nur die Konsumenten über transparente Verbrauchsinformationen und flexible Tarife profitieren, sondern auch die Energieversorger.“ (3)

Zufällig zur selben Zeit leitete Frau Brigitte Ederer – früher Europastaatssekretärin und Wiener Stadträtin – im Siemensvorstand den Bereich Corporate Human Resources und betreute die Wirtschaftsregion Europa einschließlich Deutschland, bevor sie bevor 2013 einen mit 5,6 Millionen Euro versüßten Abschied vom Münchner Elektronikriesen nahm - um bald darauf Aufsichtsratsvorsitzende der ÖBB zu werden, die damals noch von Christian Kern, dem Ehemann von Eveline Steinberger Kern, gemanagt wurde, ehe dieser zum österreichischen Bundeskanzler avancierte.

Verbund – Green Mind – Siemens – Blue Mind

Aber zurück zu Frau Eveline Steinberger Kern. Frau Steinberger Kern hat nicht unerhebliche Teile ihrer beruflichen Erfahrungen schon vor Ihrer Tätigkeit bei Siemens im staatsnahen Energiesektor sammeln dürfen. Von 1999 bis 2007 im teilprivaten Energiekonzern Verbund Österreichische Elektrizitätswirtschafts-AG als Leiterin des Strategischen Marketing und Portfoliomanagement sowie als Geschäftsführerin der Verbund-Vertriebstocher APS. Trotz beruflichen Wechsels, blieben Sie dem Power von Energie treu. Zwischen 2007 und 2009 als Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds der Österreichischen Bundesregierung (5).

Ja und 2010 gründete die Powerfrau das Beratungsunternehmen Green Minds, welches scheinbar mangelnden Erfolges wegen von Frau Steinberger Kern 2014 zu The Blue Minds Company relauncht wurde (6). Und diese Companie hat in vielfacher Hinsicht, einiges von Technik und Energie Know How, in sich.

Geschäftsmodell: Mit der Datensammelwut…

Das von Eveline Steinberger-Kern 2014 gegründete Startup Blue Minds Ltd. ist in Österreich und Israel geschäftlich aktiv. Hier wie dort geht Blue Minds Companie mit der Beta-Version seiner „innovativen Energiemanagement-Software“ auf den Markt. Diese sehr spezielle Software analysiert Smart-Meter-Daten und bereitet diese heiklen Stromverbrauchsdaten von KundInnen auf verständliche Weise für Energieversorger und deren Kunden auf. Heim- und Testmärkte sind - ohne die Stromkonsumenten/Innen zu informieren oder gar aufzuklären - Österreich und Israel. Laut einer OTS-Meldung sind bereits fünf Partner – darunter namhafte Energieversorger – aus Österreich, Israel und Italien an Bord und testen den Funktionsumfang der Software in der Beta-Phase. Auf der Web-Page von Blue Mind scheinen unter anderem die Wien Energie GmbH, Burgenland Energie AG und die niederösterreichische EVN als „Partnerunternehmen“ auf. Nach einer erfolgreichen Seed-Finanzierungsrunde über 500.000 Euro wird derzeit der Kreis der internationalen Entwicklungspartner weiter ausgeweitet (7).

„Wir freuen uns darüber, dass die Beta-Version unserer Energiemanagement-Software fertig ist. Wir haben Algorithmen und innovative Serviceanwendungen entwickelt, die Blue Minds Innovation zu einem optimalen Partner für jeden machen, der für die zukünftige Energiewelt fit werden will", so die Firmengründerin Eveline Steinberger-Kern (8).

… sollen gute Geschäfte gemacht werden

Der Jubel über solch „innovative“ Start Ups wird sich bei vielen Stromkunden/Innen wohl in Grenzen, wenn die Details bekannt werden. Denn die Blue-Mind-Software beinhaltet neben genauen Verbrauchsprognosen für den Handel, Cluster- und Segmentierungsfunktionen auch einen Tarifgenerator. Sie bietet Funktionen, die es den Energieversorgern erlauben, tiefe Einblicke in die Kundenbedürfnisse zu erlangen. Somit können die Energieversorger "ihre Kundenbeziehung stärken und zielgerichtet neue Services und Produkte anbieten". Soll heißen, smarte aber teurere Stromtarife für smarte und höhere Profite inklusive Überwachung des Stromverbrauches und dessen Lebenswandels.

Sollten jetzt Bedenken aufkommen, so können wir diese nur bestätigen. Das sind genau jene persönlichen und intimen Bereiche, welche die Stromindustrie nunmehr erschnüffeln und überwachen wird. In welchem Dienste möchte ich nicht erwähnen, Ihre Phantasie genüg vollauf. Nichtsdestotrotz werden sämtliche Auswirkungen den StromkonsumentInnen vorsätzlich verschwiegen, gedeckt durch die Politik, um durch „smarte“ Software ein für die Konzerne gewinnbringendes Geschäftsmodell zu schaffen. Von den dafür auflaufenden Kosten, die natürlich den StromkonsumentInnen umgehängt werden, wird brüllend geschwiegen.

Welche Kernkompetenz brauchen wir wirklich?

Wir bleiben dabei: Der analoge Ferraris Zähler hat die Kernkompetenz, Stromverbrauch zu zählen, mehr braucht es und wollen wir nicht. Alles andere ist Geschäftemacherei zum Schaden aller Stromkonsumenten/Innen.

Daher Nein zum Überwachungszähler Smart Meter, ja zum gesetzlich Verbrieften Opt Out für alle Stromkonsumenten/Innen in Österreich, oder gleich zum Ausstieg aus dieser Überwachungstechnologie, die uns teuer zu stehen kommt.(10)

Rudolf Schober
(Juni 2017)

Werkstatt-Radio: Smart Meter, der Spion in Ihrem Haushalt
Die Sendung mit hintergründigem zum Smart Meter hier nachhören.

Nähere Informationen siehe auch Solidarwerkstatt-Dossier: SMART METER - NEIN DANKE!

Quellen:

  1. http://www.energieburgenland.at/unternehmen/facts-figures/unternehmen/aufsichtsrat.html
  2. https://www.trend.at/wirtschaft/business/eine-powerfrau-siemens-315769
  3. https://autlook.at/stories/883-die-zukunft-muss-erneuerbar-sein.html
  4. https://de.wikipedia.org/wiki/Brigitte_Ederer
  5. http://www.conwert.com/sites/default/files/cv_steinberger-kern_jan_2014.pdf
  6. https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20160503_OTS0179/greentech-blue-minds-launcht-center-for-energy-transition
  7. https://i-magazin.at/6772/blue-minds-innovation-launcht-innovative-energiemanagement-software
  8. Ebenda
  9. http://www.saar.at/Presseaussendung/2017-02-10Brief%20bzgl%20Israelreise.pdf
  10. http://www.solidarwerkstatt.at/index.php?option=com_content&view=article&id=1294:dossier-smart-meter-nein-danke&catid=97&Itemid=268