BieneWie wirken sich Klimawandel, Futtermittelproduktion unser Ernährungsverhalten auf Honig- und Wildbienen aus? Welche  Verantwortung haben wir gegenüber Bienen und warum betrifft Bienensterben uns alle?

Die Relevanz von Bienen und das nach wie vor aktuelle Bienensterben rückte in vergangenen Jahren speziell im NGO Bereich wieder in den Mittelpunkt. Verschiedene Studien weisen auf eine Zunahme an mit Krankheiten bzw. Parasiten befallenen Honigbienen und die große Rolle von bestimmten Pestiziden, wie Neonicotinoide, hin, die Blütenbestäubern zum Verhängnis werden. Nicht nur die bekannte Honigbiene Apis mellifera ist davon betroffen, sondern auch zahlreiche Wildbienenarten und andere Bestäuber. Insbesondere Wildbienen kommt eine große Bedeutung bei der Bestäubung von Blüten zu, die sogar jene von Honigbienen übersteigt.[1]

Faktisch wirken verschiedene Faktoren in ihren Einflüssen auf Honig- und Wildbienen zusammen, daher gilt es auf politischer, gesellschaftlicher und individueller Ebene, diese Zusammenhänge zu verstehen und auch dementsprechend in Richtung einer Problemlösung zu handeln.

Klimawandel

Für Bienen, wie für viele unserer Mitlebewesen, kann sich der gerade stattfindende, globale Klimawandel negativ auswirken. Während für Bienen nicht in erster Linie die wärmeren Sommer sind die ihnen zu schaffen machen, liegt das Problem mehr in milden Wintern.[2] Dadurch werden Bienen im Frühjahr zeitig aktiv, da das Nahrungsangebot außen aber noch stark begrenzt ist, bedienen sie sich an ihren Honigreserven. Kommt es zu einem erneuten Kälteeinbruch, haben die Bienen keine Nahrung mehr und verhungern.

Eine große Mehrheit der Bevölkerung ist sich bereits über einige der ökologischen und ökonomischen Folgen des Klimawandels bewusst, manche versuchen möglicher Weise auch bereits individuelle Schritte zu setzen, um nicht länger Teil des Problems zu sein. Dafür gilt es auch, sich zunächst mit den Ursachen des Problems zu befassen und die Zusammenhänge zu scheinbar unverwandten Themen zu erkennen:

Tierfutter

Weltweit gibt es um ein Vielfaches mehr sogenannte Nutztiere als Menschen. Auch wenn diese an sich wenig Platz verbrauchen, da die Mehrheit auch in Österreich in engen Massentierfabriken gehalten werden, sorgt vor allem der Anbau der benötigten Futtermittel für den größten Flächenverbrauch. Dies führt zu Land Grabbing, Bodendegradation durch intesive Monokulturen, Nitrat Eintrag in Grundwässer durch die Düngung der Futtermittel und massiven Gebrauch an Pestiziden. Letzteres steht in engem Zusammenhang mit dem Bienensterben. 2013 wurden Neoticotinoide aufgrund ihrer nachgewiesenen, schädlichen Wirkung auf Biene[3] zumindest teilweise verboten, jedoch wirken sich auch andere Pestizide weiterhin tödlich auf unsere Bestäuber aus[4].
Doch wieso sind diese gewaltigen Mengen an Pestiziden überhaupt notwendig? Da die Mehrheit von 7 Milliarden Menschen eine relativ hohe Nachfrage bei Fleischprodukten generiert, ist Massentierhaltung notwendig, um ein entsprechendes Angebot auf den Markt zu bringen. Diesen Tieren steht meist nicht die Möglichkeit zur Verfügung, sich von ihrer natürlichen Nahrung zu ernähren, stattdessen bekommen sie Kraftfutter, um den Fleisch- bzw. Milchertrag zu steigern.

Um solche Mengen für alle Nutztiere zu produzieren, kommt man um endlose Monokulturen nicht umher, und damit die Ausfallsraten durch spezialisierte und sehr gefräßige "Schädlinge" gering gehalten werden, sind ebenso große Mengen an Herbiziden, Fungiziden und Insektiziden notwendig, die nicht nur "Schädlinge", sondern genauso Honigbienen und Wildbienen beeinträchtigen.

So bekommen Milchkühe beispielsweise zum größten Teil Weizen und Soja aus Monokultur, da ansonsten die Milchleistung nicht gebracht werden kann. Und wer sich schon selbst über die endlosen Maisfelder in Österreich geärgert hat, denkt auch vielleicht nicht sofort daran, dass der Großteil davon nur als Futter für Schweine verwendet wird. Um den Maiswurzelbohrer fern zu halten, kommen Insektizide zum Einsatz, die bei ihrer tödlichen Wirkung vor den Bienen und anderen wichtigen Bestäubern nicht Halt machen. Besonders durch Neonicotinoide werden Bienen derart orientierungslos, dass sie den Weg zurück zum Stock nicht finden und sterben[5]. Als ein Verbot des Pestizids zur Debatte stand, sprach der damalige Landwirtschaftskammerpräsident Gerhard Wlodkowski sich gegen das Verbot aus, mit der Begründung, dass viele Schweinefabriken daraufhin schließen müssten.

Es gibt demnach eine starke Verbindung zwischen Bienensterben und Anbau von Futtermitteln für Milliarden von Nutztieren allein in Österreich.

Bienenfütterung

Doch nicht nur die Futtermittelherstellung für sämtliche "Nutztiere" können ein Problem für Bienen darstellen, sondern auch das Bienenfutter selbst. In der Natur nehmen Bienen Honig zu sich, der, wie auch beim Menschen, ihre Immunabwehr stärkt und notwendige Vitamine, Spurenelemente und Aminosäuren beinhält und zudem anti-bakteriell wirkt. In der Imkerei wird stattdessen aber weitgehend von Zuckerlösung gebraucht gemacht. Ein Überleben im Winter kann auch mit Zuckerwasser erreicht werden, denn als Energiequelle ist dieses ausreichend, jedoch fehlen dem Bienenvolk dadurch manche Nährstoffe, die nur in den Pollen bzw. im Honig enthalten sind. Wird der Honig aber gänzlich abgeerntet, muss als Nahrungsersatz Zuckerlösung, oft auf Saccharosebasis, gegeben werden, um dem Bienenvolk das Überleben im Winter zu ermöglichen. Polysaccharide hingegen sind oft schwer zersetzbar und können von den Bienen nicht gut genutzt werden, was bereits bei der Überwinterung zu Verlusten führen kann.

Zwar wird die Fütterung mit Zuckerwasser oft hoch gepriesen, da Bienen damit den Winter überstehen können. Viel weniger wird aber darauf hingewiesen, dass durch das Abernten des Honigs, wesentliche Nährstoffe für die Bienen verloren gehen und sie langfristig krankheitsanfälliger und empfindlicher gegenüber Parasiten machen. Die Zuckerlösung kann zudem das Immunsystem schwächen und durch die gemeinsame Futterstelle können Krankheiten innerhalb des Volkes leichter übertragen werden[6].

P-Hydroxy-Zimtsäure wird mit Honig aufgenommen und aktiviert eine Reihe von Genen, welche die Widerstandsfähigkeit der Honigbienen erhöhen. Dieser Stoff ist in den verabreichten Zuckerlösungen jedoch nicht vorhanden. Gibt es eine zureichende Aufnahme von p-Hydroxy-Zimtsäure, wird auch der Pestizideinsatz auf Feldern für Bienen weniger problematisch, jedoch nicht gänzlich harmlos[7].

Fragwürdig bleibt der hohe Einsatz an Pestiziden aber dennoch, denn nicht nur der unmittelbare Einfluss der Pestizide auf Bienen spielt eine Rolle, sondern auch die Tatsache, dass deren vermehrte Anwendung auch die Vielfalt an Kräutern einschränkt. Diese dienen Bienen und anderen Bestäubern als wichtige Nahrungsquelle, deren Fehlen durch eingeschränkte Nährstoffaufnahme auch zu einer reduzierten Immunabwehr und in Folge dessen zu Bienensterben führen kann[8].

Verantwortung übernehmen

Ohne Bienen und andere Bestäuber können unsere Landwirtschaft und die Versorgung mit Lebensmitteln nicht funktionieren. Alleine aus diesem Grund ist es essentiell, dass jede Person seine und ihre Verantwortung erkennt, unsere Bienen zu schützen. Das soll auch über den eigenen bienenfreundlichen Kleingarten hinausgehen. Auch der Konsum von Fleisch- und Milchprodukten aus Massentierhaltung, die in Österreich für Schweine, Rinder und Hühner üblich ist, trägt zum Gebrauch von Pestiziden und Verlust der Artenvielfalt bei, was unmittelbare Konsequenzen für Bienen hat. Vor dem Kauf von Tierprodukten muss also erst hinterfragt werden, welche Auswirkungen dessen Produktion auf unsere Umwelt und deren wichtiger Bewohner hat. Neben der Möglichkeit, Wild- und Honigbienen im eigenen Kleingarten, Balkon oder Fensterbrett mit Blumenmischungen und Bienenhotels zu versorgen, kommen wir auch um eine starke Reduktion vom Verzehr von Tierprodukten in unserer Gesellschaft nicht umher.

Anna Geißler
(Oktober 2016)


Quellen

[1]http://derstandard.at/2000017670251/Wildbienen-sind-fleissigere-Bestaeuber-als-gedacht

[2] http://www.welt.de/wissenschaft/article13423455/Honigbienen-reagieren-auf-waermeres-Fruehjahr.html

[3] http://derstandard.at/2000042911377/Neonicotinoide-Neue-Studien-bestaetigen-Bedrohungslage-fuer-Bienen

[4] http://sciencev2.orf.at/stories/1755594/

[5] http://vgt.at/presse/news/2013/news20130517y.php , http://www.panna.org/resources/publication-report/report-pesticides-honey-bees

[6] http://www.globalresearch.ca/death-and-extinction-of-the-bees/5375684

[7] http://aktion-hummelschutz.de/fuettern-bleibt-umstritten-schadet-es-sogar-bienen-und-hummeln/

[8]  http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2010-01/erde-sd-bienensterben