Im Mulitärmuseum drei Stück Munition aus abgereichertem Uran

Der Präsident der serbisch-königlichen Akademie der Wissenschaften, Srdjan Nogo, kündigte in einem Interview an, dass ein internationales Juristenteam Nato Mitgliedsländer wegen der Verwendung von Munition aus abgereichertem Uran beim Angriff auf Jugoslawien klagen wird.

Von März bis Juni 1999 wurden 10 bis 15 Tonnen dieser radioaktiven und hochgiftigen Munition über Jugoslawien verschossen. Srdjan Aleksic, der Leiter des Juristenteams, gibt an, dass jährlich tausende Menschen aufgrund der gesundheitsschädigenden Wirkungen von radioaktivem und giftigem Staub an Krebs erkranken.

Der Staub entsteht beim Aufschlag der Geschosse auf harte Objekte und dem darauf folgenden Verbrennen bei hohen Temperaturen. Die der Verbrennung entstehenden Gifte und der Staub werden über Luft, Trinkwasser und Nahrungsmittel vom Körper aufgenommen und richten dort schwere Schäden an. Die anzustrengenden Gerichtsverfahren werden sich an die nationalen Gerichte der beteiligten NATO Mitgliedsländer richten, so Srdjan Nogo. Umfangreiche Krankengeschichten werden die gesundheitsschädliche Wirkung von abgereichertem Uran belegen. (1)
Bereits Anfang 2001 hatte das abgereicherte Uran für Aufsehen gesorgt. Sechs italienische Angehörige der Kosovo-Truppe verstarben an Leukämie.(2) Das veranlasste die italienische Regierung, eine umfangreiche Untersuchung der gesundheitlichen Risiken dieser Munition zu fordern.
Im Mai 2016 hat ein italienisches Berufungsgericht einem Soldaten, der 1998 und 1999 mit abgereichertem Uran in Bosnien-Herzegowina in Kontakt gekommen war, 1,8 Millionen Euro Entschädigung zugesprochen. Das Gericht stellte einen ursächlichen Zusammenhang zwischen der Krankheit und der Uranmunition her.(3)
Neben dem Balkan wurden insbesondere in den Irak-Kriegen 1991 und 2003 größere Mengen dieser Munition von den USA und Großbritannien eingesetzt. Bei medizinischen Untersuchungen der Universität Basra im Südirak konnte 2005 ein Ansteigen der Häufigkeit von Kinderleukämie und Missbildungen am Mutter-Kind-Hospital in Basra festgestellt werden.(4) Im Oktober 2016 gab ein Sprecher des US Central Command an, dass bei einem Angriff in Syrien Munition aus abgereichertem Uran verwendet wurde.(5) Viele Länder besitzen Uranwaffen. Ihre Verwendung bei militärischen Konflikten ist aber nur für die USA und Großbritannien nachgewiesen.
Position von NATO und UNO zu Uranwaffen
Die NATO Webseite zu abgereichertem Uran wurde seit 2005 nicht mehr aktualisiert. Sie gibt nicht mehr den letzten Stand der Erkenntnisse wieder, wie das folgende Zitat zeigt:

„Bislang hat die wissenschaftliche und medizinische Forschung jeden Zusammenhang zwischen abgereichertem Uran und den berichteten negativen medizinischen Effekten widerlegt. Die Beweislage weist vielmehr darauf hin, dass NATO Truppen, die am Balkan dienten, an keinen anderen negativen Gesundheitseffekten leiden, als NATO Truppen, die nicht am Balkan dienten.“ (eigene Übersetzung). (6)


Vonseiten der internationalen Gemeinschaft gibt es Anstrengungen eine Ächtung von Uranwaffen durchzusetzen. Die UN Vollversammlung hat 2016 in einer Abstimmung mit 154 zu 4 Stimmen und 28 Enthaltungen eine Resolution über diese Waffen angenommen.(7) Darin wird Besorgnis über die negativen gesundheitlichen Wirkungen von Uranwaffen ausgedrückt. Die vier Länder, die gegen die Annahme dieser Resolution gestimmt haben, sind Israel und die NATO Mitglieder USA, Großbritannien, Frankreich. Von den 28 Ländern, die sich bei der Abstimmung enthalten haben, sind die Hälfte EU Mitglieder.
Der Luftkrieg der NATO gegen Jugoslawien 1999 wurde als humanitärer Einsatz zum Zweck des Schutzes der Zivilbevölkerung begründet. Die Verwendung von radioaktiver und hochgiftiger Munition, die schwere Gesundheitsschäden bei der Bevölkerung verursacht, lässt an dieser Begründung zweifeln.

Quellenangaben:

(1) Interview Balkaninsight
(2) Bundestag NATO Einsatz (S.1)
(3) Bundestag Anfrage Uran Munition Syrien (S. 1 u. 2)
(4) Gesundheitliche Folgen Uran Munition (S. 22)
(5) Verwendung von Uranmunition in Syrien
(6) Nato Webseite zu Uranmunition
(7) Uno Resolution Uranmunition

Die oben angeführten Quellen wurden am 6. September 2017 zuletzt abgerufen.


Bildnachweis: Boris Dimitrov, fotografiert im Militärmuseum Belgrad